Neubau auf dem Land
Die Menschen zieht es verstärkt von der Stadt aufs Land.
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Wohnungen

Ländlich geprägte Landkreise für Bauwillige attraktiv

Die Baugenehmigungen in großen Städten gehen zurück, steigen aber im ländlichen Umfeld. Dies hat eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) für die Stadt- und Landkreise ergeben. Wo die meisten Baugenehmigungen erteilt wurden!

Das Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat für die Stadt- und Landkreise ausgewertet, wie sich die im ersten Halbjahr 2022 erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen deutschlandweit verteilen. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2022 knapp 186.000 Wohnungen genehmigt. Das Ergebnis ist eindeutig und zeigt, dass es die Menschen von der Großstadt aufs Land zieht. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass Wohnen und Bauland trotz hoher Preise dort immer noch günstiger sind als in den Städten - und die Kommunen dort auch neue Baugebiete ausweisen.

Zuwachs an Baugenehmigungen um die Metropolen

„Zahlreiche ländlich geprägte Kreise im Umfeld der wachstumsstarken Metropolen verzeichneten einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Sie sind für Bauwillige attraktiv, weil hier mehr Bauland kurzfristig mobilisierbar ist und die Grundstückspreise niedriger als in den Großstädten sind“, sagte der BBSR-Wohnungsmarktexperte Alexander Schürt. Er sieht noch einen Grund für die wachsende Attraktivität: „Formen der mobilen Arbeit eröffnen zudem neue Möglichkeiten bei der Wahl des Wohnortes." Zudem werde in touristisch attraktiven Gegenden an Nord- und Ostsee sowie Gebiete an der Grenze zu den Benelux-Staaten verstärkt gebaut.

Diese Landkreise liegen vorn

Die höchsten einwohnerbezogenen Werte bei den Baugenehmigungen  erzielten folgende Kreise:  In Dahme-Spreewald wurden 83 Wohnungen je 10.000 Einwohner genehmigt, im Havelland 61 pro 10.000 Einwohner. Beide Landkreise liegen im Berliner Umland.  Auf den weiteren Plätzen folgen die bayerischen Landkreise Kehlheim (61 pro 10.000 Einwohner), Deggendorf (59), Dingolfing-Landau (58) sowie die kreisfreie Stadt Straubing (60).

Rückgang der Baugenehmigungen in Großstädten

In den kreisfreien Großstädten genehmigten die Bauämter im ersten Halbjahr 49.900 Wohnungen – das entspricht einem leichten Rückgang von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Vergleich aller kreisfreien Städte und Landkreise genehmigten die Bauämter die meisten Wohnungen in Berlin (8.300 Wohnungen), München (4.700) und Hamburg (3.900), danach folgen die Region Hannover (2.500) sowie die Städte Nürnberg (2.500) und Köln (1.900).

Der Anteil des Geschosswohnungsbaus an allen genehmigten Wohnungen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht  – auf 64 Prozent im ersten Halbjahr 2022. Es handelt sich um 102.800 Wohnungen inklusive Wohnheime. In den kreisfreien Großstädten betrug der Anteil laut Auswertung gar bei 88 Prozent. Auch in den ländlichen Kreisen ist der Anteil der genehmigten Geschosswohnungen gewachsen – auf zuletzt 50 Prozent der Genehmigungen in Wohngebäuden. 

Während bei den genehmigten Wohnungen der Geschosswohnungsbau dominiert, überwiegt bei den Gebäuden weiterhin mit Abstand das Einfamilienhaus – 69 Prozent der genehmigten Wohngebäude waren Einfamilienhäuser, gefolgt von Mehrfamilienhäusern (17 Prozent) und Zweifamilienhäusern (14 Prozent).

Interaktive Karte als Überblick

Das Institut beruft sich auf Informationen der Baugenehmigungen der Bautätigkeitsstatistik des Bundes und der Länder. Diese Statistik erfasst Baugenehmigungen, Baufertigstellungen, Bauüberhänge und Abgänge von Gebäuden. Die Erhebung der Daten erfolge zunächst innerhalb der Länder und werde anschließend beim Statistischen Bundesamt zusammengestellt. Sie finden hier eine spannende, vom Institut erstellte interaktive Karte!

 Baukindergeld befördert Einfamilienhäuser

Im August 2022 wurde in Deutschland der Bau von 28.180 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 18. Oktober mitteilte, waren das 9,4 Prozent oder 2.934 Baugenehmigungen weniger als im August 2021. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 15,8 Prozent auf 55.260 zurück.  Allerdings müsse der Effekt infolge des Auslaufens des Baukindergeldes im Vorjahr berücksichtigt werden. So konnten Familien mit Kindern die staatliche Fördermaßnahme beantragen, wenn sie bis Ende März 2021 eine Baugenehmigung für selbst genutztes Wohneigentum vorliegen hatten. Das Baukindergeld habe dazu beigetragen, dass allein im Zeitraum von Januar bis März 2021 fast 7.400 Einfamilienhäuser mehr genehmigt worden waren als in den ersten drei Monaten des Jahres 2022, führt das Statistische Bundesamt in der Mitteilung an.