Digitalisierung Gewinner
Der Landkreis Regensburg ist ganz vorne bei der Verwaltungsdigitalisierung dabei.
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Digitale Verwaltung

Digitalisierungs-Champion: der Landkreis Regensburg

Der Landkreis Regensburg besetzt deutschlandweit die Spitzenposition unter den Landkreisen in puncto Verwaltungsdigitalisierung. Wie Digitalisierung auf Landkreisebene gelingt und warum Landrätin Tanja Schweiger keinen Digitalisierungsbeauftragten möchte.

Fragt man Harald Hillebrand, Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Digitalisierung beim Landkreis Regensburg, welche Herausforderungen die Verwaltungsdigitalisierung auf Landkreisebene mit sich bringt, dann antwortet er: „Grundsätzlich ist es egal, ob man in der Kommune oder in der Verwaltung ist. Es geht darum, dass die Struktur passt." Wichtig sei, dass die digitalen Dienste so angeboten werden, dass sie für die Bürgerinnen und Bürgern eine niedrige Hemmschwelle bieten, sie zu nutzen.

Bundesweit bester Landkreis bei Verwaltungsdigitalisierung

Der Landkreis Regensburg ist bundesweit bester Landkreis bei der Verwaltungsdigitalisierung. Bei einem vom Bundesinnenministerium veröffentlichten Gesamtrankings zum Onlinezugangsgesetz OZG belegt er Platz 7. Das Ranking vergleicht, wie viele Verwaltungsdienstleistungen Kommunen, Städte und Landkreise digital anbieten. Der Landkreis Regensburg punktet mit 1695. Spitzenreiter ist Augsburg mit 1.783 verfügbaren digitalen Verwaltungsleistungen. Bayerische Kommunen überzeugen digital: Bayern belegt die 34 vorderen Plätze im Bundesranking.

Landrätin will keinen Digitalisierungsbeauftragten

Hillebrand erwähnt einen besonderen Kniff von Landrätin Tanja Schweiger, wenn es darum geht, die Digitalisierung in der Verwaltung voranzubringen. Sie bevorzugt die Jobbezeichnung Digitalisierungskoordinatoren anstelle von Digitalisierungsmanager oder -beauftragte. Die Idee dahinter: Sobald es um die Entwicklung und Umsetzung von digitalen Maßnahmen geht, würden sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf den Digitalisierungsbeauftragten berufen und sich selber nicht verantwortlich fühlen. „Aber kein Mensch kann die Digitalisierung in einer großen Verwaltung allein vorantreiben. Das ist Teamarbeit“, ist Hillebrand überzeugt. Koordinatoren indes organisieren eine größere Projektgruppe. 

Seit 2022 hat der Landkreis Regensburg  eine Digitalisierungsstrategie, die er gemeinsam mit fünf anderen Landkreisen in engem Austausch erarbeitet hat. In Priorisierungsworkshops legte Regensburg seine Schwerpunkte für die kommenden Jahre fest. Dazu zählen etwa Datensicherheit, Open Data oder Projektmanagement.

Digitalisierung Symbolbild Aktenordner in Laptop

Einer für alle - Landkreis nutzt die EfA-Leitungen nur teilweise

1695 Verwaltungsdienstleistungen bietet der Landkreis inzwischen digital an. Das ist ein Spitzenwert. Wie ist das möglich? „Durch Teamarbeit – aber nicht nur bei uns im Haus, sondern auch mit dem Bund und dem Land“, so Hillebrand. Er spricht das EfA, das Einer-für-Alle-Prinzip an, bei dem Landkreise, Länder und der Bund digitale Dienste bereitstellen, die von allen genutzt werden können. Zusätzlich habe der Regensburger Landkreis auch eigene Dienste entwickelt, die nun andere nutzen können. „Dadurch sind wir vorne mit dabei“, ist der Abteilungsleiter überzeugt.

Zu den EfA-Leistungen, die der Landkreis nachnutzt, gehören beispielsweise die Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz gem. § 43 IfSG oder der Unterhaltsvorschuss online. Selbst entwickelte Leistungen zur Nachnutzung für andere sind etwa der Antrag auf Erteilung einer Unbedenklichkeitsbescheinigung oder die digitalen Unterlagen für eine Beurkundung der Unterhaltsverpflichtung.

Möglich ist das mit einer sogenannten Low Code Plattform eines Unternehmens. Dahinter verbirgt sich ein Formulardienst für die Entwicklung von digitalen Formularen – ohne, dass große Programmierkenntnisse nötig sind.

Chatbot und Glasfasernetz

Doch auch schon vor der Digitalisierungsstrategie war der Landkreis digital aktiv. Als während der Corona-Pandemie die Telefonanlage mit über 10.000 Anrufen in der Verwaltung zusammengebrochen ist, schafft ein Chatbot Abhilfe. Seit dieser Chatbot Fragen der Bürgerinnen und Bürger beantwortet, sparte die Verwaltung etwa 8.000 Arbeitsstunden ein. 194 000 Fragen von etwa 85 000 Bürgen beantwortete der digitale Helfer damals im Monat. Mittlerweile laufen etwa 5.500 Fragen pro Monat über den Chatbot. Er läuft nun mehrsprachig und ist auch als Voicebot verfügbar. Gefüttert wurde er mit 1.700 Datensätzen von allen Abteilungen.

Abfall-App  über eine Million mal genutzt

Ein weiteres Beispiel des Digitalisierungs-Champions ist die Abfall-App. „Wir wollten von unserem gedruckten Kalender wegkommen, Kosten sparen und den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, sich ihren persönlichen Abholtermin per Handy oder am PC melden zu lassen“, sagt Hillebrand. Das sei bei der Bevölkerung „recht gut angekommen“. Über eine Million mal luden die Menschen im Landkreis die Kalenderdaten runter.

Besonders stolz ist der Verwaltungsmitarbeiter auf den Glasfaserausbau. „Wir haben das größte kommunale Glasfasernetz, das deutschlandweit von der Telekom betrieben wird.“ Bis 2029 soll es komplett ausgebaut sein. Dafür arbeitet der Landkreis Regensburg mit Teilen des Landkreises Neumarkt in der Oberpfalz zusammen. Eine interkommunale Zusammenarbeit, die in diesem Bereich eine Seltenheit sei, betont er.

Pläne für die Zukunft

Mit Blick in die Zukunft sagt der Sprecher des Landkreises, Hillebrand: „Jetzt geht es darum, die Leute noch besser abzuholen und einzubinden. Das heißt Chance Management. Das heißt Fortbildungen – sowohl im Haus als auch in der Bevölkerung.“ 

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