Der Einzelhandel stirbt aus. Doch Kommunen können etwas dagegen tun
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Einzelhandel stirbt aus - So gehen Kommunen damit um

Wenn die Läden aus der Innenstadt verschwinden, verödet die Innenstadt. Doch: Was hilft? Etwa eine Gründerförderung? Oder ein Leerstandsmanagement? Eine knappe Zusammenfassung.

Der Einzelhandel stirbt aus: Leere Läden, verrammelte Fensterfronten und immer weniger Menschen gehören vielerorts zum Stadtbild.

Leerstand, dieses Problem ist vielen Städten bekannt. Doch es ist fraglich, ob Kommunen diesen Negativ-Trend überhaupt aufhalten können und wie sie neue Gründer für die Läden im Ort gewinnen.

Einige Städte setzen dafür auf eine Gründer-Förderung oder ein Leerstandsmanagement. Doch: Wie erfolgreich sind solche Konzepte? Sind die Erfahrungen tatsächlich so gut?

KOMMUNAL berichtet über zwei Praxis-Beispiele!

Einzelhandel stirbt aus? Kommunen versuchen die Innenstadt wiederzubeleben

In Schrobenhausen, einer oberbayerischen Stadt kennt man das Problem „Leerstand“ bereits seit einigen Jahren. Dennoch wollte man dem Verfall der Innenstadt nicht tatenlos zuschauen – und konnte den Trend weitgehend aufhalten. Um die Innenstädte und Ortskerne wieder zu beleben, wurden vor allem neue Gründer unterstützt.

Diese sollen Angebotslücken schließen, leerstehende Geschäftsflächen wieder mit Leben füllen und mehr Menschen in die Innenstadt locken. Und dafür bekommen die Gründer Unterstützung von der Stadt:

„Unter dem Namen „Ort schafft Mitte“ haben wir im Jahr 2010 begonnen, potenzielle Gründer auf ihrem Weg zu unterstützen. Dabei lag uns am Herzen, nicht neue Konkurrenten in die Geschäfte zu holen, sondern Gründer mit neuem, modernem Konzept zu unterstützen. Eben weil diese das Angebot sinnvoll erweitern – ohne die anderen Läden vom Marktzu drängen“, erklärt Barbara Rührmair, Projektleiterin vom Stadtmarketing Schrobenhausen eG.

Wenn der Einzelhandel ausstirbt werden neue Gründer gesucht!

Angehende Gründer erhalten von der Stadtmarketing-Genossenschaft und der Stadt Hilfe bei der Standortwahl, Hilfe bei der Umsetzung der Geschäftsidee oder bei der Ausarbeitung eines Businness-Plans.

„Da wir die aktuellen Mietspiegel kennen und genau wissen, wo welcher Laden leer steht, helfen wir den Gründern bei der Immobilien-Suche. Viele Gründer erhalten zudem einen Mietzuschuss von bis zu 60 Prozent für die ersten drei Jahre.

Damit wollen wir die Hemmschwelle, sich selbstständig zu machen, senken und den Gründern zeigen, dass die Stadt sie jederzeit unterstützt“, erklärt Rührmair.

 Pro Jahr melden sich circa 10 Interessierte beim Stadtmarketing, die von der professionellen Unterstützung profitieren wollen. Doch: Lediglich acht Gründer setzen ihr Vorhaben tatsächlich um.“

Aber nicht jede neue Idee hat Potential

Die Erfolgsquote ist also beschaulich: „Wir bekommen auch viele Themenideen, die auf den ersten Blick erfolgsversprechend wirken. Doch sobald die Interessenten dann einen Businness-Plan erstellen, merken wir, dass die Zahlen und die Zukunftsprognosen nicht gut genug sind, damit die Läden auf Dauer bestehen können. Mit einer Förderung würden wir weder den Gründern noch der Innenstadt einen großen Gefallen tun“, weiß Rührmair.

Dennoch schätzt die Projektkoordinatorin jeden kleinen Erfolg: „Durch unser Gründungsprojekt sowie kleinere Aktionen wie die Stempelkarte haben wir den Leerstand gut in den Griff bekommen - anders als viele vergleichbare Städte“, erklärt die Projektmanagerin.

Der Einzelhandel stirbt aus - und dann müssen Kommunen an verschiedenen Stellschrauben drehen

Die Stempelkarte gibt es für die Kunden, die in der Innenstadt einkaufen gehen. In bestimmten Läden erhalten sie ab einem Einkaufswert von zehn Euro einen Stempel. Ist die Karte voll, gibt es einen Einkaufsgutschein. Und dieser kommt gut an: Pro Jahr bringe man so 60.000 Euro in Umlauf. Weitere Projekte, auf die die Stadt setzt, sind zudem die verkaufsoffenen Sonntage und freies Parken in der Adventszeit.

Und was bringt ein Leerstandsmanagement?

In der rheinland-pfälzischen Kreisstadt Wittlich setzt man auf eine ähnliche Idee, um die Innenstadt wiederzubeleben: Ein Leerstandmanagement. Dieses soll potenzielle Gründer mit Vermietern verbinden, deren Läden leer stehen. Dadurch können leerstehende Immobilien schneller weiter vermittelt werden.

Zusätzlich setzt das Stadtmanagement aber auch auf einen engen Austausch mit den Mietern. Damit verschafft sich die Stadt einen genauen Überblick darüber, welche Einzelhändler zufrieden sind und welche zweifeln – und kann so passgenaue Angebote erarbeiten.

Außerdem erfährt die Stadt dadurch, welche Immobilien schnell vermietet werden – und welche lieber verkauft werden sollen.

Neue Ideen für den Einzelhandel kosten Zeit. Richtig viel Zeit!

Der enge Kontakt zwischen Stadt, Vermieter und potenziellen Gründern kostet viel Zeit. Doch für die Stadt hat sich der Aufwand gelohnt. In nur zwei Jahren konnte die Leerstandsquote von 13 Prozent auf 8 Prozent gesenkt werden.

Zusätzlich konnte die Stadt auch für Gründer attraktiver werden: Manche von ihnen zahlten nur für die Renovierung der Läden, mussten dafür aber im ersten halben Jahr keine Miete sondern nur Nebenkosten zahlen. Und auch im zweiten Jahr gab es Preisnachlass auf die Immobilie.

Der Einzelhandel stirbt aus? Die Verantwortung liegt in der Mitte der Gesellschaft

Letztlich, das zeigen diese beiden Beispiele, ist es weder die Stadt, noch der Einzelhandel oder der einzelne Vermieter, der alleine etwas gegen den Leerstand unternehmen kann. Sondern nur die Zusammenarbeit der drei Parteien - inklusive der Bürger.

Der typische Verlauf lässt sich mit den meisten Projekten aber nicht komplett umkehren, sondern allenfalls aufhalten oder verlangsamen…

Auch von Njema Drammeh