Deutschlands Innenstädte brauchen neue Konzepte - hier zu sehen: Die Altstadt von Moers
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Google soll helfen

Digitalisierung: So will der Einzelhandel die Innenstädte retten

Corona war das Brennglas für das Sterben der Innenstädte. Die Pandemie hat die Kernstädte weiter veröden lassen, zahlreiche Geschäfte stehen vor dem Aus oder haben schon geschlossen. Der Handelsverband Deutschland setzt daher nun auf eine Rettungsaktion und holt dafür Internetgigant Google ins Boot.

Deutschlands Innenstädte erleben einen dramatischen Wandel. Die Geschäfte verzeichnen immer geringere Umsätze, zuletzt durch die Corona-Pandemie. Doch das Problem gab es auch schon vorher. Während der Corona-Pandemie sind aber vor allem der Handel mit Kleidung, Uhren und Büchern noch einmal drastisch eingebrochen. 

Der Einzelhandel weiß seit Jahren: Die Konkurrenz im Online-Handel ist riesig, die Wachstumsraten und Verkaufserlöse im Netz knacken einen Rekord nach dem anderen. Das Ergebnis: Geschäfte in den Kernstädten schließen, was wiederum die Kommunen in Bedrängnis bringt. Denn leere Ladenzeilen oder eine Meile mit sogenannten "Ein Euro Shops" machen keine attraktive Innenstadt - im Gegenteil: So veröden die Kernstädte.

Der Lösungsansatz gegen das Sterben der Innenstädte heißt Hybrid-Handel 

Der Handelsverband Deutschland hat sich nun ein breit angelegtes Digitalisierungsprogramm für die Branche ausgedacht. Die Idee: Wir brauchen eine Transformation vom klassischen Ladengeschäft hin zum hybriden Betrieb. Soll heißen, dass die Geschäfte online und offline aktiv sind. Der stationäre Handel soll durch Online-Tätigkeiten zukunftsfest gemacht werden. Dazu hat der Handelsverband nun eine enge Kooperation ausgerechnet mit dem bisherigen Konkurrenten, der weltweit größten Suchmaschine Google, vereinbart. 

Der Grund dafür ist ebenfalls eine Erkenntnis aus der Corona-Pandemie. Denn es hat sich gezeigt, dass diejenigen Geschäfte deutlich weniger unter der Krise gelitten haben, die neben dem stationären Standbein auch im Internet vertreten waren. Nur ist das in Deutschland immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Denn etwas mehr als jedes zweite Einzelhandelsgeschäft hat bis heute noch nicht einmal eine eigene Internetseite, wie der Verband mitteilte. "Wer für seine Kunden auf dem Smartphone nicht sichtbar ist, hat einen signifikanten Nachteil", sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Handelsverbandes, Tromp. 

Wer für seine Kunden auf dem Smartphone nicht sichtbar ist, hat einen signifikanten Nachteil"

Stephan Tromp, HDE

Was die Rettungsaktion für Innenstädte für Kommunen bedeutet 

Rund 250.000 Einzelhändlern will der HDE nun in Kooperation mit Google Angebote machen. In erster Linie geht es um kleine Ladenbesitzer, die einfach und schnell eine Internetseite inklusive Online-Shop über eine Softwarelösung bekommen sollen. Und das zu sehr günstigen Preisen. Konkret soll es die Händler symbolisch einen Euro im Monat kosten. Kunden sollen damit in der Lage sein, offline Dienstleistungen in den Geschäften in den Innenstädten online zu buchen. Besonders wichtig für Kommunen: Angezeigt werden soll über die Software auch, dass Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten "in der Nähe" zur Verfügung stehen. Das ganze wird dann gepaart mit Abholmöglichkeiten in den Geschäften und Lieferdiensten.