Frauen sind in der Kommunalpolitiker weiter viel zu selten - das zeigt eine aktuelle Umfrage
Frauen sind in der Kommunalpolitiker weiter viel zu selten - das zeigt eine aktuelle Umfrage

9 Prozent weiblich

Repräsentative Umfrage: Frauen sind in der Kommunalpolitik massiv unterrepräsentiert

Repräsentative Umfrage zum Stand der deutschen Einheit: 91 Prozent der Bürgermeister in Deutschland sind männlich – Frauenanteil stagniert auf niedrigem Niveau – 96 Prozent der Stadtoberhäupter sind stolz auf das, was seit der Wiedervereinigung erreicht wurde

Im Auftrag des Beratungs- und Forschungsinstituts EAF Berlin und in Partnerschaft mit der Zeitschrift KOMMUNAL hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa die bisher größte Umfrage in Deutschland zum Thema Frauen in kommunalpolitischen Führungspositionen vorgelegt. Neben der Situation von Frauen und Männern in der Kommune beleuchtet die Umfrage auch die Meinung der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zum Stand der Deutschen Einheit. Nicht einmal jede zehnte der rund 11.000 Städte und Gemeinden in Deutschland wird demnach von einer Frau geführt. Der Anteil ist von 11 Prozent im Jahr 2015 auf aktuell 9 Prozent gesunken.

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Auffallend dabei ist zudem: Je größer die Gemeinde ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass eine Frau an ihrer Spitze steht. Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern werden in zehn Prozent der Fälle von einer Bürgermeisterin geführt, größere Städte nur zu sechs Prozent.

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Darum ist der Anteil der Frauen so gering...

Einen Grund für den geringen Frauenanteil sieht die Geschäftsführerin der EAF Berlin, Kathrin Mahler Walther, in den schwierigeren Bedingungen für Frauen. „Sie sind im Wahlkampf stärker mit Widerständen konfrontiert als Männer und erleben Vorbehalte aufgrund ihres Geschlechts, wie die Umfrage deutlich zeigt“, so Mahler Walther. Mehr als jede vierte Frau (27 %) hat demnach im Wahlkampf persönliche, verbale Angriffe erlebt oder beklagt einen „schmutzigen Wahlkampf“. Bei den Männern liegt der Anteil bei 17 Prozent.

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Ein weiteres Problem für Frauen ist laut der Forsa-Umfrage die starke Zeitbelastung, die mit dem Amt verbunden ist. Im Westen leiden die Gemeindeoberhäupter (25 %) stärker unter der zeitlichen Belastung als im Osten (19 %), auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird in den alten Bundesländern (8 %) stärker als Herausforderung wahrgenommen als in den neuen Bundesländern (4 %) und zwar von Frauen und Männern (7 %) gleichermaßen.

Altersstruktur der Bürgermeister bei Frauen und Männern besorgniserregend...

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Künftig wird laut der Forsa-Umfrage die Altersstruktur der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Deutschland Probleme bereiten. „Nur ein Fünftel der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Deutschland ist jünger als 45 Jahre. Der Anteil der über 60-jährigen hingegen ist auf 30 Prozent gestiegen“, fasst KOMMUNAL-Chefredakteur Christian Erhardt die Ergebnisse der Studie zusammen. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister kurz vor dem Rentenalter finden sich demnach vor allem in kleineren Kommunen. In Orten mit weniger als 5000 Einwohnern liegt ihr Anteil bei 36 Prozent, in größeren Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern hingegen „nur“ bei 19 Prozent.

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In Sachen Deutsche Einheit ist viel geschafft - Frauen im Bürgermeisteramt bewerten die Situation aber teils anders als Männer...

Erfreuliche Meldungen hält die Studie hingegen zum Stand der Deutschen Einheit bereit. Demnach zeichnen 30 Jahren nach der deutschen Einheit ost- wie westdeutsche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ein überwiegend positives Bild der Wiedervereinigung – sehen jedoch auch nach wie vor besondere Herausforderungen in den ostdeutschen Gemeinden. „Vier von fünf ostdeutschen Stadtoberhäuptern (79 %)  sind der Ansicht, dass die Erfahrungen der Menschen in Ostdeutschland zu wenig aufgegriffen werden. In den westdeutschen Bundesländern sind 61 Prozent dieser Meinung“, so Mahler Walther.  Ost-wie Westdeutsche Amtsträger sehen die finanziellen Möglichkeiten als das größte Problem an. Gut die Hälfte beklagt die finanzielle Situation. Das Problem ist im Osten Deutschlands noch stärker ausgeprägt (63 %) als im Westen (51 %).

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Bei der Ausführung des Amtes sehen zudem 23 Prozent der Westdeutschen, aber nur zwölf Prozent der ostdeutschen Befragten eine „steigende Anspruchshaltung der Bürger“ als eines der größten Belastungen. „Bürokratische Hürden und eine „Regulierungswut“ wird derweil von einem Fünftel der Ostdeutschen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern beklagt, in den westdeutschen Bundesländern liegt der Anteil bei 13 Prozent. Eine Spaltung der Gesellschaft beklagen in Ostdeutschland sechs Prozent als große Belastung für ihre Arbeit, in den westdeutschen Bundesländern liegt der Anteil nur bei einem Prozent“, zitiert Christian Erhardt die Ergebnisse. 

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Die Unterschiede im Alltag sind teils noch spürbar zwischen Ost und West  

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Spannende Zahlen zur Arbeitsbelastung von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern

Ein möglicher Grund dafür, dass sich nicht mehr überall genügend Bewerber für das Amt des Bürgermeisters finden lassen, könnte auch in der zeitlichen Belastung liegen. Wir haben die 1100 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister befragt, wie aufwändig ihre Tätigkeit ist, bzw. wie viel Zeit sie durchschnittlich pro Woche in Anspruch nimmt. Das Ergebnis: eine 60 Stunden Woche ist für viele eher der Normalfall als die Ausnahme. 

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