Städtepartnerschaft Erfolge
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Städtepartnerschaft: Freunde in aller Welt

Städtepartnerschaften gibt es in Deutschland seit fast 100 Jahren – Kiel und Sonderburg in Dänemark machten hierzulande den Anfang. Aber nicht immer sind Städtepartnerschaften auch erfolgreich. Dabei könnten Kommunen sehr von einer Partnerschaft profitieren...

Sven Krüger freut sich schon auf den Dezember. Denn dann sitzt der Freiberger Oberbürgermeister wieder im Auto und fährt nach Polen, nach Waldenburg in Schlesien, in die Partnerstadt der Sachsen. „In Waldenburg findet Anfang Dezember immer die Barbarafeier statt“, sagt Krüger. Und auch wenn Freiberg eine alte Bergbaustadt ist: „In Waldenburg feiert man das noch ganz anders als hier.“ Krüger ist stolz darauf, dass seine Stadt so viele Städtepartnerschaften hat. Sieben sind es insgesamt! „Städtepartnerschaften sind wichtig, weil wir damit über den Tellerrand hinausschauen“, so Krüger. Und das gelte gerade für das vereinte Europa, das davon lebt, dass sich Menschen begegnen. 

Städtepartnerschaft: Davon profitieren nicht nur Austauschschüler





In Freiberg werden diese Partnerschaften von speziellen Partnerschaftskomitees gelebt. Sie kümmern sich darum, dass Gäste aus den Partnerstädten untergebracht werden und halten die Beziehungen am Leben. „Man fährt gerne irgendwo hin, wo man nicht nur Tourist, sondern auch Gast ist“, erklärt Krüger. Dazu gibt es oft auch Schüleraustausche und Begegnungen von Vereinen. „Wir haben auch eine Region in Russland, mit der wir einen Vertrag über Zusammenarbeit haben. Wenn Schüler von dort nach Deutschland kommen, können unsere Gymnasiasten aus dem Russisch-Leistungskurs ihre Sprachkenntnisse erproben – so etwas erweitert enorm den Horizont.“ 

Beziehungen werden von Menschen geprägt!



Doch Freiberg hatte bis Anfang des Jahres nicht nur sieben, sondern acht Städtepartnerschaften.

Dann kam ein Brief der Bürgermeisterin aus dem niederländischen Delft. „Sie erklärte uns, dass Städtepartnerschaften aus der Zeit gefallen seien, und die Stadt Delft deswegen alle Partnerschaften offiziell beendet“, erinnert sich der Freiberger. In Ort war man zunächst einmal schockiert. Denn auch die Partnerschaft mit den Niederlanden war lebendig, nichts hatte auf so einen Schritt hingedeutet. „Wir haben darüber beraten, und beschlossen, die Kontakte auch ohne offizielle Partnerschaft am Leben zu halten“, so der Bürgermeister. Jüngst sei in Delft eine Ausstellung eröffnet worden, bei der Delfter Fotografen in Freiberg fotografiert hätten – und umgekehrt. Die Bürgermeisterin kam allerdings nicht zur Eröffnung, nur ihre Stellvertreterin. „Und die Menschen aus Delft sind auch weiterhin zu allen großen Veranstaltungen in Freiberg eingeladen“, sagt Krüger. Denn Beziehungen würden immer von Menschen geprägt. 

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Eine ganz ähnliche Situation erlebte auch das nordrhein-westfälische Ratingen. Auch diese Stadt hat zahlreiche Partnerschaftsbeziehungen – von Beelitz in Brandenburg bis hinein ins ferne China.

Schulklassen besuchen sich, Feuerwehren tauschen sich aus, Kirchengemeinden feiern gemeinsam Gottesdienst. Doch mit dem englischen Cramlington lief es irgendwie nicht. Die Ratinger fühlten sich nicht mehr willkommen.

„Von der englischen Seite kam kaum noch ein Feedback“, erinnert sich Christian Stollenwerk von der Ratinger Stadtverwaltung. Zwar gab es Kontakte zwischen den beiden Städten bereits seit 1969, und 1986 wurde eine Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Doch verschiedene Kommunalreformen in Großbritannien führten dazu, dass den Ratingern die Partner verlorengingen. 2016 beendete der Ratinger Stadtrat die Partnerschaft mit Cramlington deswegen auch offiziell.  „Seit 2009 gab es außer einer Reise des Jugendblasorchesters in 2011 nach Cramlington keinen Austausch mehr zwischen Cramlington und Ratingen“, heißt es in der entsprechenden Vorlage des Stadtrats. „Bei dieser Reise wurden auch Probleme offenkundig.“ Das Interesse seitens der politischen Vertreter von Cramlington an den deutschen Besuchern sei verschwindend gering gewesen. „Nur ein Ratsmitglied, Councillor Barrie Crowther, der auch den Aufenthalt vor Ort organisiert hatte, war bei offiziellen Terminen und bei den Konzerten dabei“, heißt es in dem Papier. „Er berichtete, dass viele Ratsmitglieder nur noch wenig Sinn in den Städtepartnerschaften sehen.“ Auch die Konzerte seien „trotz freien Eintritts leider nur sehr mäßig besucht“ gewesen.

Da in Cramlington nur noch sehr geringe finanzielle Mittel für „Town Twinning“ zur Verfügung standen, musste der Aufenthalt in England fast ausschließlich von deutscher Seite finanziert werden.

Üblich sei dagegen bei solchen Besuchen, dass die Ausgaben vor Ort durch die einladende Stadt getragen werden, bei großen Gruppen erfolge zumindest eine deutliche Kostenbeteiligung. 

Wenn die Städtepartnerschaft nicht läuft: Aufgeben?!





Doch die Stadt Ratingen wollte noch nicht aufgeben. Man entsann sich des 30jährigen Jubiläums der Partnerschaft, das im Jahr 2016 zu feiern gewesen wäre. Auch daran allerdings scheint es in Großbritannien kein Interesse mehr gegeben zu haben. Obwohl man verschiedene Mitglieder des Stadtrates in Cramlington wegen des Jubiläums anfragte, gab es keine Reaktionen. „Aufgrund des offensichtlich geringen Interesses an der Partnerschaft auf Seiten Cramlingtons erfolgte im Juli 2016 eine offizielle Anfrage durch Bürgermeister Pesch zur Weiterführung der Städtepartnerschaft an den Town Clerk, Mr. Bob Baker“, heißt es weiter in dem Ratsdokument. „Dieser teilte im August 2016 mit, der Rat in Cramlington habe beschlossen, die Städtepartnerschaft mit Ratingen aus finanziellen und personellen Gründen nicht fortsetzen zu wollen.“ Weswegen der Stadtrat Ende 2016 beschloss, die Städtepartnerschaft mit Cramlington dann auch seinerseits zu beenden. 

 

Dies war ein kurzer Auszug aus unserer Reportage. Die komplette Geschichte können Sie in unserer Printausgabe der KOMMUNAL lesen. Gerne senden wir Ihnen die Ausgabe im Rahmen eines Probeabos zu.

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