Umfrage
Wie das Stadtmarketing die Innenstadt retten will
Egal ob kleine oder große Stadt: Eine von der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. (bcsd e.V.) jetzt vorgestellte Studie „Stadtmarketing im Profil 2022" hat ergeben, dass die Belebung und Stabilisierung der Innenstadt das derzeit oberste Ziel der kommunalen Stadtmarketing-Akteure ist. Dazu gehört für sie, den Einzelhandel zu stärken, die Lebensqualität vor Ort und die Gastronomie zu unterstützen.
Erst danach kommt für sie, eine Stadtmarke, also ein Leitbild, zu entwickeln und die Identifikation mit der Stadt sowie den Tourismus zu befördern. Dies hat eine Umfrage ergeben. "Stadtmarketing wird immer mehr zum Stadtentwicklungsmanagement", so das Ergebnis. Deshalb sollte das Stadtmarketing auch intensiv mit den Planungsämtern der Stadt zusammenarbeiten. Der Kontakt zu den Händlern und Bürgern bei Vorhaben sei unerlässlich. Sie sollten auch früh eingebunden werden, etwa bei wochenlangen Baustellen, die Auswirkungen auf die Innenstadt haben. Doch auch die Immobilienbesitzer sollten verstärkt in die Innenstadtkonzepte eingebunden werden. Bürger und Akteure aus unterschiedlichen Bereichen sollten noch stärker fürs Mitmachen gewonnen werden.
Stadtmarketing wird zum Stadtentwicklungsmarketing
Wo steht das Stadtmarketing in Deutschland? Derzeit dominieren laut Befragung die kurzfristigen Herausforderungen. Die Stadtmarketing-Organisationen verstehen sich als "schnelle Eingreiftruppe." Ihre begrenzten finanziellen Mittel werden als eines der Hauptprobleme genannt, die Ausstattung mit finanziellen Ressourcen wiederum als einer der größten Erfolgsfaktoren. Das künftige Budget im Stadtmarketing sollte sich aus Sicht der Organisationen um rund 50 Prozent im Vergleich zu 2022 erhöhen. Wesentlich für den Erfolg sei auch genügend Personal, die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung sowie die eigene Fachkompetenz. An erster Stelle führen die Befragten bei den Erfolgsfaktoren für das Stadtmarketing die Rückendeckung durch Bürgermeister und Bürgermeisterinnen an.
Im Detail zeigt die Studie zwischen den großen und kleinen Kommunen durchaus Unterschiede: Während die Stärkung des lokalen Einzelhandels in allen Städten - egal wie groß - mehrheitlich als sehr wichtig eingestuft wird, scheint der Veränderungsdruck in den Städten mit einer Einwohnerzahl zwischen 50.000 und 99.000 am ausgeprägtesten zu sein. Die Unterstützung durch eine moderne, bürgerfreundliche Verwaltung gewinnt an Bedeutung je kleiner die Stadt ist - und sie ist in Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohner für eine Mehrheit der Stadtmarketingorganisationen besonders wichtig, so das Ergebnis der Befragung. Bei der Transformation der Stadt ergibt sich ein umgekehrtes Bild: Für die Großstädte stehen die laufenden Veränderungen in den Innenstädten besonders im Focus.
Die Studie zum Stadtmarketing lässt folgende Schlüsse zu:
- Stadtmarketing und Stadtplanung müssen sich verbrüdern – beide müssen gemeinsame Lösungen für die Etablierung einer „zukunftsfesten Innenstadt“ und von nachhaltiger Mobilität umsetzen.
- Stadtmarketing muss in allen Aufgabenbereichen Nachhaltigkeitsthemen als Querschnittsanforderung anerkennen – von CO2-armen Events über ressourcenschonende Werbematerialien bis hin zu tatsächlich neuen Strategien bei der Innenstadterreichbarkeit.
- Die Digitalisierung bleibt Herausforderung – digitale Maßnahmen sollten in das gesamte digitale Servicekonzept eingebettet werden, einzelne Ansätze wie Online-Marktplätze scheinen hingegen an Bedeutung zu verlieren.
- Aufgaben eines Stadtmarketings und Wirtschaftsfördertätigkeiten werden immer weniger zu trennen sein.
- Stadtmarketing ist ohne Lösung des Themas Fachkräftemangel nicht mehr denkbar. Beispiele: Benötigt werden Servicekräfte in der Gastronomie und neue Nutzungen für innerstädtische Leerstände in Form von Räumlichkeiten für Start-ups.
- Eine klare Trennung der Aufgaben ist notwendig. Es bedarf der Definition und Abgrenzung von Aufgabenbeschreibungen in Bereichen wie Citymarketing und Standortmarketing.
Wie ist der Weg zur Innenstadt der Zukunft?
- In den kommenden Jahren wird die Aufenthaltsqualität in den Städten immer wichtiger. Sogenannte „third places“, also Begegnungsräume in der Innenstadt, werden noch viel stärker ein zentraler Baustein werden.
- Die Fokussierung auf eine oder zwei wesentliche, frequenzbringende Nutzungen (Handel, Gastronomie) scheint ebenso passé. Die Strategie, Multifunktionalität zu schaffen, also viele Besuchsgründe in der Innenstadt zu bieten, wird erheblich wichtiger. Das Leerstands- und Nutzungsmanagement muss eine noch größere Rolle spielen.
- Eine Konzentration von Maßnahmen auf eine eventuell kleiner werdende 1a-Lage wird mehrheitlich nicht für richtig angesehen. Im Gegenteil: „Innenstadt“ muss räumlich sogar größer gedacht werden, um unterschiedliche Nutzungen tatsächlich schaffen und mit einbeziehen zu können.
- Das Stadtmarketing ist in den Städten oftmals als eigenständige GmbH oder ein Verein organisiert. Die Experten bestätigen den Trend, dass es verstärkt wieder in die Stadtverwaltung eingegliedert wird. Dort sind die Wege kürzer, so könne zum Beispiel noch einfacher mit dem Planungsamt zusammengearbeitet werden.
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