Innovationen in Kommunen Symbolbild
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Beispiele

Innovativ: Kommunen denken neu

Bushaltestellen als Design-Statement, kreativer Mittelpunkt in der Innenstadt, Workation im Rathaus, Mietmöbel fürs Büro und Sporthallen per App – in den Städten und Gemeinden steckt viel Innovationskraft. Unsere Beispiele!

Von Gudrun Mallwitz, Dorothea Walchshäusl und Annette Lübbers

Übergangshaus in der Innenstadt

Übergangshaus, künftiges Bildungshaus, Lübeck



Statt nur zu konsumieren, heißt es im ehemaligen von der Stadt gekauften Karstadt-Gebäude: Mitmachen, ausprobieren und lernen. Das sogenannte ÜBERGANGSHAUS in Lübeck ist neuer Treffpunkt für alle.  Ob Open Stage – die Bühne im Erdgeschoss, der Digital Learning Campus mit vielen Angeboten rund um Medienkompetenz, Zukunftstechnologien und Künstliche Intelligenz oder die Tanz- und Sportkurse - die bunte Mischung zieht noch mehr Menschen in die Innenstadt. Auch kostenloses Co-working ist möglich.  Wer zwischendurch etwas in der Stadt erledigen will, kann seine Sachen in Schließfächern unterbringen. Das innovative Projekt wird aus Mitteln des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung und des Förderprogramms der Innenstadtentwicklung des Ministeriums des Landes Schleswig-Holstein gefördert. Dennis Bunk, Leiter des Gebäudemanagements der Stadt Lübeck, kündigt an: „Ende des Jahres schließen wir, dann beginnt der Umbau zum Bildungshaus. Zweieinhalb Jahre sind dafür eingeplant. 42 Millionen Euro werden investiert.“ Voraussichtlich ab 2028 steht das Haus dann als neuer Magnet in der Innenstadt sowohl der Stadtgesellschaft als auch den vier Altstadtgymnasien als Lernort zur Verfügung.

Bushaltestellen im Weltformat

Bushaltestellen im Weltformat



Der Blick ins Nachbarland Österreich lohnt sich: Der Vorarlberger Ort Krumbach beweist mit einem spektakulären Projekt: Bushaltestellen müssen nicht langweilig aussehen.  Sieben internationale Architekturbüros waren eingeladen, sieben „Buswartehüsle“ für das Dorf zu entwerfen. Regionale Partner-Architekten unterstützten lokale Handwerker dabei, die Entwürfe umzusetzen. Die Idee war in einer Gaststube geboren worden, Lokalpolitiker und Engagierte sorgten dafür, dass Weltdesign in die 1.000-Einwohner-Gemeinde kam. „Weit über 200 Menschen haben BUS:STOP möglich gemacht, Sponsoren ermöglichten die Finanzierung“, erläutert Klaus Riedl, der ehemalige, langjährige Gemeindesekretär von Krumbach. Das Foto zeigt das Bushaltehäuschen in Unterkrumbach Nord. Die Firmengründer Antón Garcia-Abril und Débora Mesa vom Ensamble Studio in Madrid nahmen die rohen Eichenhölzer und deren Schichtung in den Lagern im Bregenzerwald als Grundlage. Sie schichteten die unbehandelten Bretter zu einer höhlenartigen Station, der man die Alters- und Witterung spuren ansieht.

Ausgezeichnete Mitarbeiteridee im Straßenbau

Mitarbeiteridee, Saller ausgezeichnet



Bei Mäharbeiten an der Straße sichern sich die Mitarbeiter der Straßenmeistereien ab, indem sie mit Verkehrszeichen auf die Baustelle hinweisen.  Die Aluminium-Schilder sind schwer und müssen mit Sicherheits-Standrohren auf Bodenplatten oder über Einschlaghülsen montiert werden. Das ist nicht ungefährlich für diejenigen, die die schwere Ausstattung ausladen. Da kam Armin Saller, Verwalter des Gerätehofes bei der Straßenmeisterin im bayerischen Vilshofen, auf eine pfiffige Idee: Er entwickelte eine Steckschiebevorrichtung, die dank integrierter Rollen herausgezogen werden kann. So können alle darauf angebrachten Verkehrszeichen auf der verkehrsabgewandten Seite abgenommen werden. Zudem wird die Beschilderung durch leichtere Verkehrszeichen ersetzt, die auf Leitpfosten aufgesteckt werden können.  Der damalige Straßenmeister-Leiter schickte den innovativen Vorschlag seines Mitarbeiters an das Bayerische Staatsministerium für Wohnen. Das zeichnete Saller für den Verbesserungsvorschlag aus. Die Steckschiebevorrichtung nach Armin Sallers Vorbild soll auch in anderen Straßenmeistereien eingesetzt werden.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Frau mit Laptop und Blick aufs Meer - Workation



Wellenrauschen statt Großraum-Kulisse, sommerliche Temperaturen statt kühlem Grau - dort arbeiten, wo andere Urlaub machen, ist für viele Arbeitnehmer eine attraktive Perspektive. Workation-Angebote sind bislang in Kommunalverwaltungen selten. In Herrenberg, Baden-Württemberg, hat man sich getraut. Um innovative Ideen zu sammeln, rief Hauptamtsleiter Tom Michael im Herbst 2023 eine „Zukunftsregatta“ aus – einen internen Wettbewerb, bei dem sich Einzelne und Teams mit Ideen für eine attraktive Stadtverwaltung bewerben konnten. Die Vorgaben: Träumen ausdrücklich erwünscht! So sehr sich das Angebot in Herrenberg bewährt hat, so deutlich hat sich auch gezeigt: „Damit Workation gut funktioniert, muss man im Vorfeld sehr klar kommunizieren und genaue Absprachen treffen“, sagt Personalleiterin Anja Sobkowiak. So müsse geklärt sein, wann und auf welchem Weg der Mitarbeiter in der Zeit der Workation verlässlich erreichbar ist, damit Anfragen nicht ins Leere laufen. Und klar: Das ortsunabhängige Arbeiten ist nur für bestimmte Arbeitsbereiche in der Kommune geeignet.

Kommune mietet Büromöbel

Kommune mietet Büromöbel Bad Nauheim



 Sehr häufig leasen Kommunen Fahrzeuge, doch wer sitzt schon auf einem geliehenen Schreibtischstuhl? Die 33.000-Einwohner-Kurstadt Bad Nauheim in Hessen hat jetzt erstmals auch Büromobiliar gemietet - von einem regionalen Dienstleister.  Laufzeit: 24 Monate. Danach können die Möbel - wenn sie sich bewährt haben - angekauft, weiter gemietet oder ausgetauscht werden.  "Wir sind jetzt nicht nur flexibler aufgestellt, wir zahlen auch in die Kreislaufwirtschaft ein“, nennt Matthias Wieliki, zuständiger Leiter des Fachbereichs Zentrale Steuerung, einen für ihn wichtigen Vorteil. Die Entscheidung für das geleaste Mobiliar fiel, als die Büroräume umgebaut wurden.  Wieliki: "Die neuen Zuschnitte sind erst erfolgt, nachdem wir die Bedarfe ausgemacht hatten: Wo kann in der Stille gearbeitet werden? Wo können Telefonate - auch vertrauliche - geführt werden? Wo gibt es Möglichkeiten, sich auszutauschen oder gemeinsam kreativ zu sein?" Dabei wurde nicht die komplette Organisationsstruktur aufgelöst, sondern nur in Teilen neu gedacht.

Sportstätten online buchen

Sportstätten online buchen



Hallenbelegung online einsehen, Zeiten digital buchen: Der Landkreis Waldeck-Frankenberg nutzt eine neue Online-Plattform für die Verwaltung der kreiseigenen Sporthallen. Vereinsvorstände und Sportgruppen können digital die Belegung der Hallen einsetzen und Zeiten buchen. „Jeder Verein und jede Gruppe kann auf die zuvor vereinbarten eigenen Hallenzeiten zugreifen, belegte Zeiten anderer Nutzer werden angezeigt. „Ein Vorteil des neuen Systems ist auch die Möglichkeit, dass Vereine eigene Kontakte anlegen können“, betont Carsten Habermann vom Fachdienst Sport und Jugendarbeit.  „Diese Personen können dann im Namen des Vereins Hallenzeiten buchen oder Leserecht erhalten.“  Sein bisheriges Fazit: „Der gesamte Prozess läuft nun wesentlich strukturierter, da Buchungsanfragen zentral über die Vorstände laufen.“ Bei jeder Anfrage werden alle für die Verwaltung relevanten Informationen abgefragt, was in vielen Fällen Rückfragen überflüssig macht.“ Auch könnten die Vereine Schäden oder Mängel in den Sporthallen direkt online über das System melden.

Fotocredits: Übergangshaus: HL Unterkrumbach Nord, Bushaltstelle: Albrecht Imanuel Schnabes, Vorarlberg-Tourismus Auszeichnung Mitarbeiter: Staatliches Bauamt Vilshofen Workation Adobe Stock Büromöbel: Stadt Bad Nauheim Hallenbelegung online Landkreis Waldeck-Frankenberg