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  1. Panorama
  2. Umweltschutz
  3. Gemeinsam was bewegen: interkommunales Flächenmanagement
Sie ziehen an einem Strang: Die BürgermeisterInnen im Kreis Wunsiedel.
Landrat Peter Berek (r.) und Stefan Göcking, der Bürgermeister von Arzberg, unterschreiben den Vertrag.
© Landkreis Wunsiedel

Zusammenarbeit 2.0

Gemeinsam was bewegen: interkommunales Flächenmanagement

von Annette Lübbers
Reporterin
5. Mai 2023
Normalerweise entscheidet jede Kommune selbst, was mit und auf ihrem Grund und Boden passiert. Aber es geht auch anders. In Bayern hat ein Landkreis das kommunale Flächenmanagement in einen gemeinsamen Zweckverband ausgelagert. Macht Sinn, finden die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen von 17 Kommunen.

In Bayern gilt: Jede Baumaßnahme in der "Landschaft" soll mit einer ökologisch sinnvollen Ausgleichsmaßnahme an anderer Stelle verbunden werden. Das System dahinter: der Flächenausgleich über sogenannte Öko-Punkte im gleichen Naturraum. "Ökopunkte sind die Währung einer naturschutzrechtlichen Auf- oder Abwertung", heißt es dazu in einem Flyer des Landkreises Wunsiedel. Hier im Fichtelgebirge, Regierungsbezirk Oberfranken, wollen 17 Städte und Kommunen das Heft des Handels in der Hand behalten und das gesamte Flächenmanagement ab sofort gemeinsam organisieren. Dafür wurde nach langer Vorbereitungszeit mit konstituierender Sitzung jetzt ein eigener Zweckverband - der erste dieser Art in Bayern - gegründet. Der neue Verband nennt sich "ZIF - Zweckverband Interkommunales Flächenmanagement". 

Interkommunales Flächenmanagement: Ziel 1

Gemeinsam natürliche Freiräume schützen: Entstehen soll ein interkommunaler Kompensationsflächenpool und ein gemeinsames Kompensationsflächenmanegement. Ökologische Flächenverbunde sollen erhalten, andere ökologisch aufgewertet werden, inklusive der Schaffung von Ausgleichsflächen, wo das nicht gelingt. Zu den festgelegten Maßnahmen zählen: eine Potentialanalyse, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, die Sicherung von Flächen und ein Ökokonto. Landrat Peter Berek, Vorsitzender des Zweckverbandes, erläutert: "Unser großes Ziel ist es, den Kreis und seine Kommunen in allen Bereichen zukunftsfähig zu machen. Dazu gehört neben der Entwicklung von Flächen natürlich auch, die Natur zu schützen und wo immer möglich, Flächen zu sparen und zu renaturieren. Zum Beispiel unsere Moore. Gelingen kann das nur, wenn wir unseren Lebensraum - den gesamten Kreis mit seinen 606 Quadratkilometern Fläche - als Ganzes in den Blick nehmen." Dabei wünsche er sich, sagt der Landrat, möglichst viele Diskussionen und Kontroversen: "Weil wir nur dann die Chance haben, besser zu werden." 

Interkommunales Flächenmanagement: Ziel 2

Bereits vorhandene Freiräume, also innerörtliche Immobilien und städtebauliche Brachflächen, sollen besser genutzt  und wo immer möglich im Wert gesteigert werden. Damit will man im Landkreis Wunsiedel weitere Flächen vor Versiegelung schützen, die vorhandene, private Bausubstanz aufwerten und ganz nebenbei die Ortsbilder besser pflegen. Leerstände sollen einer neuen Nutzung zugeführt, die vorhandene Bausubstanz in Sachen Barrierefreiheit gefördert und mehr Planungssicherheit für Investoren hergestellt werden.

Interkommunales Flächenmanagement: Ziel 3

Unter dem Hashtag #Freiraum entwickeln hat es sich der Zweckverband außerdem zum Ziel gesetzt, einen interkommunalen Gewerbeflächen- und Energieflächenpool zu entwickeln und deren Vermarktung überregional zu fördern. Auch das soll weiteren Versiegelungen ein Ende bereiten. Zusätzlich will man Synergieeffekte nutzbar machen. 

Der Zweckverband: schlanke Organisation

Mitglied im neuen Zweckverband sind alle Bürgermeister der Kommunen. Jeder von ihnen hat eine Stimme - unabhängig davon, wie viele - oder wenige - Bewohner der jeweilige Ort hat. Die Verwaltung und Geschäftsführung ist in das Landratsamt mit eingebunden, damit keine zusätzlichen Strukturen entstehen. Schlank wolle man bleiben, nennt das der Landrat. "Natürlich werden wir versuchen, Fördermittel für zusätzliches Personal zu bekommen. Aber aktuell arbeiten wir mit den Kapazitäten, die wir haben."

Er ist der Vorsitzende des neuen Zweckverbands: Landrat Peter Berek.

Gemeinsam stärker

Der Verband will transparent arbeiten, mit der Einräumung von Fristen und der Möglichkeit, Einwände gegen bestimmte Projekte zu erheben. Allerdings, stellt Peter Berek klar, wolle man, wenn immer möglich, als Zweckverband mit einer Stimme sprechen. "Unsere Kommunen arbeiten schon seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen und darauf bauen wir auch im Zweckverband. Meiner Erfahrung haben unsere Mitglieder noch immer Interesse an guten Arrangements bewiesen", unterstreicht Berek und verweist auf den langen und schwierig zu bewältigen Strukturwandel in seinem Landkreis. "Mit der Porzellanindustrie verschwanden bei uns ab den 90er Jahren 15.000 Arbeitsplätze und wir haben massiv Bevölkerung verloren. Schon damals haben wir gemerkt: Zusammen sind wir stärker als jede Kommune für sich allein." Deshalb habe man sich auch schon in anderen Bereichen erfolgreich zusammengetan - etwa wenn es um die Wasserversorgung ging oder um die Einrichtung einer gemeinsamen Vergabestelle.

Was sind Ökopunkt und Ökokonto? Hier finden Sie die Details aus Bayern. 

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