Gemeinsamer Friedhof
Zwei Gemeinden, ein Friedhof: über eine beispielhafte Kooperation
Ruhestätte zwischen den beiden Gemeinden
Der gemeinsame Friedhof von St. Alban und Gerbach ist direkt an der Landesstraße 400 fast genau mittig zwischen den beiden Dörfern gelegen, die nur einen knappen Kilometer voneinander entfernt liegen. Mit einer Fläche von 190 Metern Länge und rund 40 Metern Breite ist die Ruhestätte ein größeres Areal, das neben den Gräbern und den Verbindungswegen auch die Leichenhalle umfasst. Dabei betont der Gerbacher Bürgermeister Daniel Heinz: „Es gibt keine Abschnitte Gerbach und Sankt Alban, der gesamte Friedhof wird von beiden Gemeinden genutzt“.

Verwaltung durch die Bürgermeister
In der Alltagspraxis sind die Abläufe klar geregelt. Weil es für den Friedhof selbst kein Extra-Personal gibt, übernehmen die Bürgermeister beider Gemeinden, Petra Becher aus Sankt Alban und Daniel Heinz aus Gerbach, selbst die Verwaltung und die Abstimmung. Geschieht in einer der Gemeinden ein Todesfall, ist die jeweilige Ortgemeinde zuständig. Konkret schließen sich Heinz und Becker dann kurz und besprechen den Zeitpunkt der Beerdigung und die Organisation vor Ort. „Wir sind sehr eng in Kontakt und stimmen auf kurzem Wege über WhatsApp oder einen Anruf alles ab – das läuft sehr gut so“, sagt Heinz.
Regelmäßige Parkpflege und Ortsbegehungen
Für die reguläre Parkpflege sind abwechselnd die jeweiligen Gemeindearbeiter zuständig, bei größeren Aktionen aber, zum Beispiel geplanten baulichen Veränderungen, Baumfällarbeiten oder der Anlegung einer neuen Urnengrabstätte, braucht es einen Beschluss beider Gemeinderäte. Meist treffen sich die Räte dann für einen gemeinsamen Ortstermin am Friedhof und informieren sich dort über mögliche Maßnahmen und Varianten. In Folge tagt jeder der Bürgermeister mit seinem Rat in der eigenen Gemeinde, denn die endgültigen Beschlüsse müssen gesondert in den beiden Räten gefasst werden.

Enger Draht zwischen den Bürgermeistern
Damit die Führung des gemeinsamen Friedhofs reibungslos funktioniert, braucht es laut Becher und Heinz einen stetigen Kontakt zwischen den beiden Gemeindeoberhäuptern und einen offene und transparente Gesprächskultur. „Schwierig wird es dann, wenn Entscheidungen im Alleingang getroffen werden, deshalb sind die intensive Kommunikation und der Austausch zwischen uns sehr wichtig“, sagt Heinz. Nicht immer habe die Zusammenarbeit derart problemlos funktioniert wie es nun zwischen den beiden amtierenden Bürgermeistern der Fall sei. „Wir sind gut vernetzt miteinander und versuchen, uns gegenseitig zu helfen“, betont auch Becher, wobei es entscheidend sei, dass die Zuständigkeiten in der Praxis klar geregelt sind.
Kosten werden aufgeteilt
Relativ zur jeweiligen Einwohnerzahl werden die anfallenden Kosten für den gemeinsamen Friedhof zwischen den beiden Gemeinden aufgeteilt. So übernimmt Gerbach grundsätzlich drei Fünftel der anfallenden Kosten, Sankt Alban kommt für zwei Fünftel auf. Dies umfasst erst einmal all jene Kosten, die im laufenden Betrieb anfallen, etwa die Pflege und Unterhaltung der Flächen, der Wege sowie der Leichenhalle. Immer wieder aber stehen aufgrund von Sanierungsbedarf oder generellen Veränderungen auch größere Kostenpunkte an. Angesichts der defizitären Haushaltslage beider Gemeinden ist das durchaus herausfordernd, wie Becher und Heinz feststellen. Entsprechend groß sind in solchen Fällen die Hoffnungen der Gemeindevertreter auf einen Zuschuss aus dem Investitionsstock des Landes.

Ein Friedhof – viele Meinungen
Bei aller Harmonie sorgt der gemeinsame Friedhof immer wieder auch für intensive Auseinandersetzungen und Diskussionen in den beiden Räten, ob es nun um geplante Baumfäll-Arbeiten geht, die Neuanlegung der Wege oder die Umwandlung eines kaum mehr genutzten Friedhofteils in einen Park. „Im Gemeinderat St. Alban sitzen 6 Mitglieder, im Rat von Gerbach 13 – das sind im Zweifelsfall 19 verschiedene Meinungen, die hier aufeinander treffen“, sagt Heinz und der Friedhof führe öfters zu durchaus emotionalen Diskussionen in den Ratssitzungen. Dabei sei es auf einem kleinen Dorf wie in einer Familie. „Man kennt sich und entsprechend schnell wird es emotional. Deshalb sind Regelungen und Vertrauen umso wichtiger“, so der Bürgermeister.
Zukunft des Friedhofs bleibt Thema
Auch wenn die alltäglichen Zuständigkeiten klar geregelt sind: es gibt immer wieder Grund, sich über den gemeinsamen Friedhof zu beratschlagen. Aufgrund des Alters der Anlage besteht konstant Sanierungsbedarf, zudem werden immer wieder mögliche Umgestaltungen von Teilbereichen des Friedhofs diskutiert. „Der gemeinsame Friedhof ist regelmäßig Thema in den Gemeindesitzungen“, so Becher, und umso wichtiger sei es, dass die Abstimmung harmonisch und in engem Austausch miteinander erfolgt.
