Kliniken
Krankenhäuser: In ärmeren Kreisen erfolgreicher
Die wirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser hat sich leicht verschlechtert. Zu diesem Schluss kommt der neue "Krankenhaus Rating Report 2024", der gemeinsam vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen angefertigt wurde und jetzt veröffentlicht wurde. Die Ertragslage hat sich 2022 im Vergleich zum Jahr davor verschlechtert, egal ob die Krankenhäuser in kommunaler oder freier Trägerschaft sind.
Krankenhäuser in Deutschland: 70 Prozent im "grünen Bereich"
- Etwa 10 Prozent der Kliniken in Deutschland befanden sich 2022 in erhöhter Insolvenzgefahr.
- Etwa 30 Prozent der Krankenhäuser schrieben auf Konzern-Ebene einen Jahresverlust.
- 20 Prozent der Kliniken liegen im "gelben Bereich".
- 70 Prozent der Krankenhäuser waren 2022 wirtschaftlich im "grünen Bereich".
- 70 Prozent der Kliniken erwarten für 2024 ein negatives Ergebnis.
Jahresabschlüsse nach Trägerformen und Regionen
Bei freigemeinnützigen Kliniken hat sich die wirtschaftliche Ertragslage besonders stark verschlechtert. Die Jahresabschlüsse von 2007 bis 2022 ergaben, dass Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft deutlich besser abschneiden als öffentlich-rechtliche Kliniken. "Eine Ausnahme sind öffentlich-rechtliche Kliniken in ärmeren Kreisen", heißt es in der Studie von 2024.
Wie kann das sein? "Das könnte andeuten, dass die fehlende Aussicht auf die Subventionierung durch ärmere kommunale Träger ein effizienteres Vorgehen erzwingt", so die Autoren des Krankenhaus-Rating-Reports. Am besten stünden größere Kliniken, Häuser in Klinikketten sowie Krankenhäuser mit einem mittleren und hohen Spezialisierungsgrad da. Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach geplante, massiv umstrittene Krankenhausreform sieht genau das vor: Dass Kliniken sich künftig stärker spezialisieren. Die kleinen Krankenhäuser sehen sich damit abgehängt und Bürgermeister und Landräte fürchten, dass noch mehr Kliniken schließen müssen.
Insolvente Kliniken
Von den untersuchten 47 Klinikinsolvenzen zwischen Juni 2022 und März 2024 waren eher kleinere Häuser betroffen. In zwei Drittel der Fälle waren Krankenhäuser in freigemeinnütziger Trägerschaft insolvent. Nur wenige Insolvenzen gab es hingegen bei privaten Trägern. Von den 47 Klinikstandorten wurden bisher sieben geschlossen.
Die Länder haben im Jahr 2022 für die Kliniken rund 3,55 Milliarden Euro an Fördermitteln bereitgestellt, acht Prozent mehr als im Jahr davor. Das entspricht einem Anteil von 3,4 Prozent der Erlöse der Kliniken in Deutschland. Um die Unternehmenssubstanz zu erhalten und weiterzuentwickeln, sollten laut Report mindestens sieben Prozent der Erlöse investiert werden. Die Plankrankenhäuser hätten einen Förderbedarf von mindestens 5,9 Milliarden Euro. Die Kliniken könnten diese Lücke nur zum Teil aus eigener Kraft schließen.
Ausblick: Zahl der Patienten steigt
Ohne Berücksichtigung der im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) geplanten Maßnahmen dürfte der Anteil an Krankenhäusern im roten Rating-Bereich von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 48 Prozent im Jahr 2030 steigen. Der Anteil mit Jahresverlust würde bereits 2024 den hohen Wert von rund 70 Prozent erreichen und bis zum Ende des Jahrzehnts bei etwa diesem Wert verharren. Die Zahl der stationär zu behandelnden Patienten und Patientinnen 2024 wird wie in den Jahren 2022 und 2023 nach den Corona-Jahren weiter steigen.
Was schlägt das Autorenteam des Krankenhaus Rating Reports 2024 vor?
- In einer ersten Stufe sollten gesetzliche Strukturvorgaben die Kommunalpolitik darin unterstützen, die nötigen Strukturveränderungen vorzunehmen. In einer zweiten Stufe sollte den lokalen Akteuren deutlich mehr Gestaltungsfreiheit ermöglicht werden, um ihre dafür definierten und gut vorbereiteten Ziele zu erreichen.
- In vielen Regionen könnten mehrere kleine Kliniken zu einem neuen größeren Klinikum zusammengelegt werden. Es sollte dabei ein Standort gewählt werden, der für die Bevölkerung gut erreichbar ist. Der Transformationsfonds soll besonders für den Bau solcher Zentralkliniken Investitionsmittel zur Verfügung stellen. Altstandorte können in vielen Fällen weiter für die Gesundheitsversorgung genutzt werden.
Als Datengrundlage des „Krankenhaus Rating Reports 2024“ dienten Stichprobe von 488 Jahresabschlüssen von Krankenhäusern aus dem Jahr 2021 und 489 aus dem Jahr 2022.
Mehr Informationen zum "Krankenhaus Rating Report 2024", den Ergebnissen und Handlungsempfehlungen.