Schöne Landschaft: Viele träumen vom Landleben.
Viele träumen vom Landleben.
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Bericht Ländliche Räume

Das Landleben- so gelingt es!

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt auf dem Land - und das sehr gern. Die Corona-Pandemie hat auch bei vielen Städtern das Interesse am Landleben geweckt. Der jetzt im Bundeskabinett verabschiedete Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung ländlicher Räume zeigt auf, in welchen Bereichen Deutschlands ländliche Regionen aufgeholt haben. und was noch zu tun ist.

Vom Landleben träumen viele, doch neben seinen vielen Vorzügen hat es unbestritten auch Nachteile. Die Wege sind weiter, Busse und Bahnen fahren aber nicht so oft, wie die Menschen sich das wünschen, und wie sie es auch bräuchten. Ein Arbeitsplatz in der Nähe gilt als Glücksfall. Die gute Nachricht: Die Bundesregierung hat es sich zum erklärten Ziel gemacht, die ländlichen Regionen zu stärken. Immerhin ist rund 90 Prozent der Fläche Deutschlands ländlich geprägt und mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt auf dem Land.

Bundesregierung will das Landleben unterstützen

Alle vier Jahre will die Bundesregierung einen Bericht vorlegen, der die Entwicklung der ländlichen Räume betrachtet. Erstmals erschien er 2011. Auch mit dem aktuellen dritten Bericht, den das Kabinett beschlossen hat, versucht die Bundesregierung zu zeigen, was geschafft ist - und noch zu tun ist.

"Ländliche Räume sollen leistungsfähig bleiben, nachhaltig genutzt werden und den Erfordernissen des demografischen Wandels wie auch des Klimawandels Rechnung tragen",  heißt es in dem Beschluss des Kabinetts. Und: "Ein ausgewogenes Zusammenwirken von wirtschaftlicher Entwicklung, Daseinsvorsorge, gesellschaftlichem Engagement sowie Zusammenhalt und Lebensqualität - das schafft Perspektiven für eine positive Entwicklung ländlicher Regionen." Bundesinnenminister Horst Seehofer kündigte an, dass es im Frühjahr 2021 auch noch eine Bilanz aller Ressorts geben wird.

Wie steht es derzeit um gleichwertige Lebensbedingungen in Deutschland?

Der Bericht bestätigt noch einmal: Das Heimatgefühl, die Lebensqualität und der Zusammenhalt in ländlichen Regionen, das prägt vor allem das zivilgesellschaftliche Engagement der Menschen vor Ort. Ehrenamt, Nachbarschaftshilfe und bürgerschaftliches Engagement haben starke Wurzeln auf dem Land. In ländlichen Regionen gestalten Ehrenamtliche das soziale Miteinander. 

Mit ihren Ideen werden positive Entwicklungen angestoßen. Das ehrenamtliche Engagement in Feuerwehren und anderen Vereinen, für Sport- und Kulturangebote íst unverzichtbar. Ebenso das ehrenamtliche Engagement in Gemeinde- und Stadträten, als Ortsvorsteher oder Ortsbürgermeister und in Initiativen und lokalen Bündnissen.

990.000 Aktive bei der Freiwilligen Feuerwehr

Die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr – Brandschutz, Katastrophenschutz wird in ländlichen Räumen überwiegend durch ehrenamtliche Einsatzkräfte bewältigt. In Deutschland gibt es nur gut 100 kommunale Berufsfeuerwehren. Die über 20.000 Freiwilligen Feuerwehren sichern mit etwa 990.000 Aktiven im Ehrenamt den Brandschutz und die technische Hilfe in Notfällen, die meisten von ihnen im ländlichen Raum. 

Leistungsstarkes Netz für nur 12,2 Prozent auf dem Land

Doch allein auf das ehrenamtliche Engagement der Menschen kann keine Kommune bauen. Sie braucht auch finanzielle Unterstützung und Hilfe, etwa bei der Breitband- und Mobilfunkausstattung,  bei der Verkehrsanbindung und den Kommunalfinanzen. Versprochen ist ein Digitalisierungsschub für den ländlichen Raum. Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2025 ein flächendeckendes Gigabit-Netz aufzubauen. Ende 2019 hatten in städtischen Gebieten 60,5 Prozent Zugang zu Netzen mit mehr als 1 Gbit pro Sekunde, in ländlichen Räumen nur 12,2 Prozent.

Schlechte Erreichbarkeit von Fachärzten und Kliniken

Praktische Ärzte sind in der Regel auch in ländlichen Regionen gut erreichbar. Anders sieht es aber bei Fachärzten aus. In ländlichen Regionen sind laut Bericht für den Weg zum Kinderarzt zum Beispiel mit dem Rad in der Regel 25 bis 50 Minuten einzuplanen. Kritisch bewertet wird für einige Regionen der Weg zum nächsten Krankenhaus. Kliniken der Regelversorgung sind in rund 100 Landkreisen mit dem PKW durchschnittlich erst in 20 bis 30 Minuten erreichbar, während dies in den meisten kreisfreien Städten in 5 bis 10 Minuten möglich ist. 

Ländliche Regionen holen bei der Wirtschaftskraft auf

Der Abstand zwischen ländlichen und nicht-ländlichen Regionen hatte sich in den vergangenen Jahren  etwas verringert. Das Bruttosozialprodukt BIP je Einwohner ist in ländlichen Regionen von 2000 bis 2017 nominal um 60 Prozent gestiegen. Der Anstieg war stärker als in den sogenannten Verdichtungsräumen. Dort lag er bei 44 Prozent. 

Trotzdem erreichte die Wirtschaftskraft in ländlichen Regionen mit 32.600 Euro je Einwohner nach wie vor nur zwei Drittel der Verdichtungsräume (48.900 Euro pro Einwohner).  Die Wirtschaftskraft der ostdeutschen ländlichen Räume ist mit 26.700 Euro je Einwohner weiterhin niedriger als auf dem Land in Westdeutschland. Dort betrug sie 34.200  Euro pro Einwohner.

Schulschließungen vermeiden

Wichtig ist auch die Kinderbetreuung, um Chancengleichheit zu ermöglichen - und als Standortfaktor für die Auswahl des Wohnortes und des Arbeitgebers. Auch auf dem Land wurde laut Bericht der Bundesregierung das Kita-Angebot stark ausgebaut - und soll noch weiter gefördert werden.Das Schulnetz ist in den vergangenen Jahrzehnten in der Fläche stark ausgedünnt worden. Vor allem weiterführende Schulen wurden in Mittelzentren konzentriert. Seit 2006 werden aber auch bei niedrigen Schülerzahlen ländliche Grundschulen erhalten. Dort sind jahrgangsübergreifendes Lernen, zeitlich aufgeteilter Unterricht und Lehrer, die schulübergreifend eingesetzt werden, eine gute Lösung um Schulschließungen zu verhindern.

Mobilität - aufs Auto häufig angewiesen

Die Mobilität im ländlichen Raum soll gefördert werden. Der Verkehr soll auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert werden.  Bus und Bahn sind derzeit häufig keine ernstzunehmende Alternative zum Privat-Pkw, stellt auch die Bundesregierung fest.

Der Bericht listet  Unterstützungsbeispiele durch die Bund auf und beziffert auch die finanzielle Unterstützung über verschiedene Förderprogramme sowie über das Konjunktur-, Krisenbewältigungs- und Zukunftspaket der Bundesregierung.  Der Städte- und Gemeindebund fordert aber ein zusätzliches Rettungspaket für ländliche Räume als Teil der Corona-bedingten Wirtschafts- und Finanzhilfen. "Berücksichtigt man, dass die zugrundeliegenden Annahmen weitgehend den Stand vor der COVID-19-Pandemie widerspiegeln, ist davon auszugehen, dass die Lage der ländlichen Räume in den kommenden Jahren weitaus dramatischer ausfallen dürften", schreibt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg in einem Gastkommentar für KOMMUNAL.