Franz-Reinhard Habbel ist Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) und einer der Väter des E-Governments in Deutschland

Mit Daten bezahlen

Die Frage nach dem Eigentum von Daten wird in der Zukunft zur zentralen politischen Fragestellung, meint Franz-Reinhard Habbel.

Im Internet gibt es nichts umsonst, heißt es so schön. Wer nicht mit Geld bezahlt, zahlt mit seinen Daten. Ein Großteil der Internetwirtschaft ist auf die Nutzung von Daten aufgebaut. Das gilt besonders für die Werbeindustrie. Daten sind ihre wichtigste Ressource. Je individueller die Daten, desto genauer kann zum Beispiel Werbung platziert werden. Die Frage nach dem Eigentum von Daten wird daher zu der zentralen politischen Fragestellung in der Zukunft. Wem gehören die Daten, wer darf sie nutzen? Im Gegensatz zum Öl, das bei der Verwendung verbrennt, sind Daten nach der Nutzung weiter verfügbar. Sie können immer wieder mit anderen Datenbeständen verknüpft werden und dadurch neues Wissen generieren. Bei der Formel 1 entscheidet nicht mehr „der Tiger im Tank“ über Sieg oder Niederlage, sondern die Nutzung von Daten. Daten sind die Quelle für Innovationen. Sie sind häufig auch der Auslöser für Disruptionen und führen damit zu tiefgreifenden Veränderungen im Wirtschaftsleben. Dazu ein Beispiel: Die Ablösung der Schallplatte beziehungsweise der CD durch Musik aus dem Internet auf dem Wege des Download ist eine solche Zerstörung bestehender Produktionsprozesse und führt damit zur Etablierung von neuen Geschäftsmodellen. Das Hotelunternehmen Airbnb hat keine Hotels und ist ausschließlich auf Daten auf Plattformen aufgebaut. Die großen Player wie Google, Facebook, Amazon und Co. sind die Nutznießer einer unendlichen Datenmenge. Die daraus geschaffenen neuen Dienste führen bei Nutzung durch den Konsumenten erneut zu Daten, die den Gesamtwert weiter erhöhen. Eine Spirale der Steigerung der Attraktivität. Mit anderen Worten: Die Großen werden noch größer, Unternehmen im Mittelstand haben das Nachsehen. Nach Angaben der EU-Kommission entgehen dem Fiskus in den Mitgliedsstaaten wegen der Steuervermeidungspraktiken der US-Technologiekonzerne 50 bis 70 Milliarden Euro jährlich. Der Oxford-Professor Viktor Mayer-Schönberger fordert in einem Interview mit dem österreichischen Magazin Profil eine progressive Daten-Sharing-Pflicht, bei der diese großen Internetunternehmen einen Teil ihrer Steuern nicht nur in Geld, sondern in Daten abführen. Im staatlichen Gefüge verfügen die Kommunen über die meisten Daten. Der nächste Schritt führt von einer prozessgetriebenen Verwaltung hin zu einer datengetriebenen Verwaltung. Mit Daten gute Politik machen lautet die Botschaft. Die Politik ist gefordert, diesen dramatischen Wandel jetzt zu gestalten. Daten sind neben Recht und Geld eine wertvolle Ressource. Das gilt besonders für die Kommunen.