Nahversorgung
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Fragebögen sollen Defizite aufzeigen

Nahversorgung: Lücken erkennen, Strategie umsetzen

Die Nahversorgung mit Lebensmitteln, Ärzten, Apotheken und Dingen des täglichen Bedarfs ist vielerorts zu einem Problem geworden. Ein Landkreis möchte nun herausfinden, in welchem Bereich seine Gemeinden die größten Probleme haben und welche praxiserprobten Lösungsansätze es bereits gibt.

Wenn der letzte Tante-Emma Laden dicht macht und der nächste Einkaufsladen nur mit dem Auto zu erreichen ist, steht die Nahversorgung mit Lebensmitteln und anderen Dingen auf wackeligen Füßen.

Doch: Was lässt sich dagegen tun?

Das Regionalmanagement im Landratsamt Fürstenfeldbruck will genau das herausfinden und passgenaue Lösungen für die Kommunen finden. Dafür haben sich verschiedene Arbeitsgruppen zusammengefunden und ausgelotet, wie sie die Nahversorgung in den Gemeinden verbessern können. Letztes Jahr wurde dann ein Projekt ins Leben gerufen, für das das Landratsamt in die verschiedenen Kommunen gefahren ist. „Vor Ort haben wir uns einen ersten Überblick verschafft und mit den Bürgermeistern über die Nahversorgung gesprochen. Viele von ihnen konnten uns direkt sagen, wo der Schuh drückt“, erklärt Rike Strohmeyer vom Regionalmanagement. So hat beispielsweise der Bürgermeister von der Gemeinde Jesenwang berichtet, dass es bei ihm im Ort eine Versorgungslücke mit Gemüse, Obst, Drogerieartikeln sowie einer Apotheke gebe.

Nahversorgung: Lücken finden und schließen

„Dann haben wir gemeinsam mit einem Marktforschungsinstitut einen Fragebogen zur Versorgungssituation erstellt, den wir den Bürgern von sieben Gemeinden aushändigen. Sie sollen ihre Einschätzung über die Situation abgeben und die Punkte der Bürgermeister gegebenenfalls ergänzen“, erklärt Strohmeyer.

Die Kommunen sollen die Fragebögen im April verteilen und auch wieder einsammeln. Das Marktforschungsinstitut soll sie letztlich wieder auswerten. Die Ergebnisse sollen dann zurück an die Gemeinden gehen.

„Wir versprechen uns davon, genau zu erfahren, wo Handlungsbedarf besteht, in welchen Bereichen er besonders stark ist und ob es sich dabei eher um Lebensmittel oder Apotheken und Ärzte handelt. Zudem wollen wir passgenaue Lösungen entwickeln, die aufeinander abgestimmt sind, denn die Gemeinden sind ja allesamt Nachbarn und sollten sich nicht mit ihrem Angebot kannibalisieren, sondern perfekt ergänzen“, erklärt Strohmeyer.

Das Landratsamt will zudem Best-Practice Beispiele aus anderen Kommunen recherchieren und den Bürgermeistern gute Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Das Amt hofft darauf, mit der ersten Umsetzung im Jahr 2021 beginnen zu können.

Auch KOMMUNAL hat bereits mehrfach über spannende Best-Practice Beispiele berichtet. Dazu gehört zum Beispiel der Dorfladen: Viele Bürger wollen nicht mehr darauf warten, bis ein Ladenbetreiber einen Dorfladen aufmacht. Sondern gründen einen Verein und eröffnen selbst einen Dorfladen mit frischen Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. Doch: Was macht einen erfolgreichen Dorfladen aus? Das haben wir den Berater Volker Bulitta gefragt und hier für Sie aufgeschrieben.

In Sachsen-Anhalt wird momentan erforscht, wie ein Dorfladen rund um die Uhr geöffnet haben kann und ohne Kassenpersonal auskommt. Dafür sollen die Kunden eine Chipkarte erhalten, mit der sie jederzeit Zutritt zu dem Laden erhalten.

Einige Regionen setzen auf den mobilen Dorfladen. Hierbei werden LKW, Kleintransporter oder Busse mit Waren des täglichen Bedarfs gefüllt und fahren von Dorf zu Dorf. Oft gibt es eine kleine Theke oder einen begehbaren Innenraum als temporären Supermarkt. Der Vorteil: Mobile Dorfläden können viele Dörfer gleichzeitig abdecken und der Umsatz kann auch bei kleinen Dörfern rentabel sein.

Im bayerischen Bad Kötzting werden vor allem Geschäfte in Innenstadtnähe gefördert und gute Parkplatzmöglichkeiten geboten - damit der Einzelhandel gestärkt wird und so langfristig erhalten bleibt.

Das Kaufverhalten der Menschen verändert sich. Anstatt vor Ort zu shoppen, gehen viele lieber online einkaufen. Dadurch brechen die Einsätze der stationären Händler weg und immer mehr Läden machen dicht. Um wieder mehr Menschen in die Innenstadt zu ziehen, setzen etwas größere Städte wie die Stadt Hof auf Influencer, um die Innenstadt wiederzubeleben.

Auch von Njema Drammeh