Bauplan Begegnungszentrum Cham
Ein Großprojekt: Das geplante Begegnungszentrum in Cham.
© Firma ECKL Architektur + Klinikplanung

Begegnungsort

Pflegeheim der Zukunft und Begegnungszentrum

Mit dem Begegnungszentrum St. Michael in Cham entsteht ein Großprojekt, das Pflegeangebot und Begegnungsmöglichkeiten verbindet – intensiv eingebunden in das Zentrum der Kreisstadt.

Wie kann die Pflege der Zukunft aussehen und pflegebedürftigen Bürgern eine möglichst lange Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden? Diese Fragen beschäftigen gerade mit Blick auf dem demografischen Wandel viele Kommunen. In der oberpfälzischen Kreisstadt Cham wird aktuell ein Großprojekt angegangen, das hier einen besonderen Ansatz verfolgt. So soll im Zuge des Neubaus des Altenheims St. Michael mitten im Ort ein nicht nur ein modernes Pflegezentrum entstehen, sondern darüber hinaus ein Begegnungsort für alle Generationen. Das Besondere dabei: die städtische Pflegeeinrichtung wird bewusst in die Stadt hinein geöffnet und liegt in unmittelbarer Nähe zu Kloster, Friedhof und Stadtpark sowie einem Wohnquartier, in dem sich neben Wohneinheiten auch Schulen für alle Altersgruppen befinden.

St. Michael soll Begegnungsstätte für alle werden

"Wir wollen, dass das Heim künftig eine Begegnungsstätte wird, an dem pflegebedürftige Menschen nicht nur zurückgezogen im Heim leben, sondern leichter teilnehmen können am örtlichen Leben“, sagt Martin Stoiber, der Bürgermeister des Ortes. Noch ist im Zentrum von Cham das alte Altenheim St. Michael in Betrieb, das nach etlichen Jahrzehnten allerdings in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig ist, wie Stoiber sagt. Zudem entspreche das Angebot nicht mehr den aktuellen Pflegestandards. Betrieben wird das Heim von der gut 700-Jahre alten Bürgerspitalstiftung, die wiederum vom Stadtrat und dem Bürgermeister der Stadt verwaltet wird.

altes Altenheim St. Michael in Cham
Das sanierungsbedürftige Altenheim St. Michael in Cham

Neubau mitten in der Stadt

So unstrittig es war, dass das Heim modernisiert werden muss, so offen war zu Beginn, in welcher Form. Sanierung, Abriss, Neubau oder Umsiedelung an einen Ort außerhalb der Stadt standen zur Diskussion. Am Ende der Erwägungen stand ein eindeutiges Votum. „Das Altenheim ist eine wichtige soziale Einrichtung in der Stadt Cham“, so Stoiber, und entsprechend habe es im Stadtrat zum einen eine klare Entscheidung dafür gegeben, das Heim in der Trägerschaft der Stiftung und damit in der Verwaltung durch die Kommune zu belassen. Zum anderen wurde entschieden, dass das Heim nicht an den Ortsrand verlegt wird, sondern ganz im Gegenteil mitten im Ort belassen und dort zum Begegnungsort ausgebaut wird.

Neues Heim auf ehemaligem Klostergelände

Schließlich konnte die Gemeinde vom direkt neben dem alten Heim gelegenen Kloster einen Gebäudeteil erwerben. In Folge wurde in Zusammenarbeit von verschiedensten Akteuren ein umfassendes Konzept für einen Neubau entwickelt, der in Zukunft Pflege und Begegnung zugleich ermöglichen soll. Mit 125 Plätzen soll das neue Heim deutlich größer werden und zudem das komplette Spektrum der Pflegeangebote abdecken, also die stationäre Pflege und die solitäre Tagespflege ebenso wie die Möglichkeit der Kurzzeitpflege. Zudem ist ein spezielles Angebot für Demenzkranke geplant und wird es einen eigenen Demenzgarten geben. Als integrativer und einladender Ort soll außerdem ein Begegnungscafé entstehen, das neben den Bewohnern und Besuchern auch alle Bürger nutzen können, außerdem wird es Multifunktionsräume sowie buchbare Dienstleistungsangebote wie einen Friseur oder ein Physiotherapie-Studio geben. Parallel zum Bau des Heims wird schließlich auch der Stadtpark neu angelegt und barrierefrei zugänglich.

In vier Jahren zum Begegnungszentrum

Der Bauprozess erfolgt in mehreren Schritten. Ein Teilgebäude des Klosterparts, den die Gemeinde erworben hat, wurde bereits abgerissen. Dort entstehen nun zwei Flügel des neuen Heims, in die die bisherigen Bewohner umziehen können. In einem weiteren Schritt wird dann das alte Heim abgerissen und der dritte Flügel des neuen Heims angebaut werden. Von 2023 bis 2027 wird die Kern-Bauphase voraussichtlich dauern, so der Bürgermeister, am Schluss soll nicht nur das Heim, sondern der komplette Bereich einschließlich Stadtpark und Wohnquartier attraktiver sein. „Das gesamte Areal bekommt nun ein neues Gesicht“, so der Bürgermeister.

Abriss Klostergebäude in Cham
Der erste Schritt auf dem Weg zum Begegnungszentrum: der Abriss eines Teil des Klostergebäudes

Finanzielles Großprojekt

Der Neubau von St. Michael und die begleitende Umgestaltung des umliegenden Areals ist mit Gesamtkosten von 37,6 Millionen Euro ein finanzielles Großprojekt. Davon sind 33,5 Millionen Euro für den Bau des Pflegeheims und Begegnungszentrums kalkuliert. Für die Anbindung des Zentrums an den Stadtpark wird mit 4,1 Millionen gerechnet, wobei das Begegnungszentrum eine Baumaßnahme der Bürgerspitalstiftung ist und die Anbindung an den Stadtpark mit einer Neuordnung öffentlicher Parkflächen und des Wegenetzes im Stadtpark eine Baumaßnahme der Stadt. Um dieses Projekt zu stemmen, wurden verschiedene Förderungen beantragt und bewilligt. So gibt es als Zuwendungen für die Baumaßnahme Begegnungszentrum einen BEG-Zuschuss KfW von 2,6 Millionen Euro und eine Förderung durch das Programm „PflegesoNah“ in Höhe von 6,975 Millionen Euro. Die Baumaßnahme Stadtparkanbindung wird zudem mit 2,4 Millionen Euro über die Städtebauförderung unterstützt.

Ein Projekt mit Zukunft

Für Martin Stoiber liegt ein besonderer Reiz des Projekts darin, eine „jahrhundertealte Einrichtung wie die Bürgerspitalstiftung erfolgreich in die Zukunft zu führen“ und mit dem Begegnungszentrum St. Michael einen Ort in Cham zu schaffen, von dem im besten Falle alle profitieren. „Die Menschen, die Bewohner und die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen. Das Haus soll eine Heimat für sie sein und sie sollen sich nicht abgeschoben fühlen, sondern eingebunden in das Leben bei uns im Ort“. Was von politischer Seite einstimmig mitgetragen wird, stößt laut Stoiber auch bei den Bürgern auf viel Zuspruch. So hätten die meisten bislang sehr positiv auf das Mammutprojekt mitten im der Stadt reagiert. „Der Umbau wird als Leuchtturmprojekt für die ganze Region wahrgenommen, das unseren Ort sehr aufwertet“, zeigt der Bürgermeister sich überzeugt.

Fotocredits: Monika Lobmeier