Schulsanierung
Von der Dreckschleuder zum Vorzeigeprojekt
Das ist bei weitem nicht der Standard bei den 43.000 Schulgebäuden in Deutschland. Und hat die Kommune im Weserland viel Arbeit und Geld gekostet. „Die Komplett-Sanierung unserer Schule ist die größte Baumaßnahme in der Geschichte unserer Stadt“, sagt Bürgermeister Torben Blome. Aber er ist sich sicher: „Die in allen Bereichen moderne Schule ist ein echter Attraktivitätsfaktor – für Lehrkräfte und für Familien. Viele Nachbarkommunen haben sich das angeschaut und beneiden uns.“
Energetische Sanierung lohnt sich
Umwelt, Haushalt, Anziehungskraft – Die energetische Sanierung lohnt sich. Schulen sind in vielen Städten und Gemeinden die größten kommunalen Liegenschaften – und damit auch die größten Energiefresser. Die Gebäude sind meist viele Jahrzehnte alt und sanierungsbedürftig. Doch: Gerade die Maßnahmen, die die meiste Energie sparen, sind besonders teuer.
Und wenn eine Sanierung schon angegangen wird, denken die meisten Kommunen auch an die Unterrichtsqualität. Schulgebäude aus dem letzten Jahrhundert sind mit kleinen Klassenräumen ausgestattet – Frontalunterricht für 20 bis 30 Schulkinder. Für die vielen anderen Unterrichtsformen, die heute zum Schulalltag gehören, sind sie kaum geeignet – von der Ganztagsbetreuung über Inklusion und die Sprachförderung bis hin zum eigenständigen und kooperativen Lernen. Wenn auch diese Punkte bei der Sanierung mitgedacht werden, wird das Unterfangen noch größer.

Die vielen kleinen Förderprogramme
mit den unterschiedlichsten
Anforderungen sorgen für enorm viel Bürokratie.“
Der Sanierungsbedarf deutscher Schulen liegt bei rund 55 Milliarden Euro, heißt es im KfW-Kommunalpanel 2024. Damit sind die Schulen mit 30 Prozent der größte Sanierungsposten in der kommunalen Infrastruktur. Über Förderprogramme können Kommunen Einzelmaßnahmen fördern lassen. Der Eigenanteil liegt bei umfassenden Sanierungen trotzdem meist im Millionenbereich. Spenden, Stiftungsgelder, Private-Public-Partnerships und Leasingmodelle können bei der Finanzierung helfen.
So finanziert Lügde die Sanierung der Schule
In Lügde hat man 8,5 Millionen Euro aus der Stadtkasse gezahlt. Insgesamt hat die Sanierung 19 Millionen Euro gekostet. Die Kommune konnte sechs Millionen über die Städtebauförderung, 3,4 Millionen über EFRE, 800.000 über das Landesprogramm „Gute Schule“ und 460.000 Euro über das Kinderförderungsgesetz des Bundes einwerben.
„Den Eigenanteil zu stemmen, war eine große Herausforderung“, sagt Bürgermeister Blome. „Lügde hatte in der gleichen Zeit einen Haushalt von rund 25 Millionen Euro und eine Verschuldung von 14 Millionen Euro.“ Aber die Belastung liegt nicht nur bei den Finanzen. Die Förderanträge müssen geschrieben, Aufträge für die Modernisierungsmaßnahmen vergeben, Prozesse begleitet, Dokumentationspflichten wahrgenommen werden. „Das ist für eine kleine Verwaltung wie unsere schwer zu leisten“, erinnert sich auch der Bürgermeister.
Lügde spart massiv Energie durch die Sanierung
Die Zahlen beweisen den Erfolg: Die Kommune hat durch die Sanierung der Schule 94 Prozent des Energiebedarfs einsparen können. Die Wärmekosten sind um rund 60.000 Euro jährlich zurückgegangen. „Wir haben unsere größte energetische Dreckschleuder in den kommunalen Liegenschaften zum Vorzeigegebäude gemacht. Darauf können alle Beteiligten stolz sein“, so Blome. Rückblickend sind er und seine Verwaltung zufrieden mit der Umsetzung. Einiges würde sich der Bürgermeister trotzdem anders wünschen. „Es gibt gute Förderprogramme, die lange Laufzeiten haben und eine breite Nutzung ermöglichen, wie die Städtebauförderung oder das Programm ‚Gute Schule‘“, sagt er. „Aber die vielen kleinen Förderprogramme mit den unterschiedlichsten Anforderungen und Pflichten sorgen bei uns für enorm viel Bürokratie. Von denen müssen wir wegkommen.“
Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation
Generell wünscht sich der Bürgermeister mehr Vertrauen in die Kommunen. Die kommunalen Gremien seien als Kontrollinstanz ausreichend. „Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre das, dass wir eine echte Verlässlichkeit in der Finanzierung bekommen. Dafür brauchen die Kommunen eine bessere finanzielle Grundversorgung.“ Es seien oft Probleme bei der Finanzierung durch Förderprogramme, die Projekte in die Länge ziehen und damit noch mehr Kosten verursachten.
Bis sich an der Grundversorgung etwas ändert, sind die Kommunen bei großen Projekten wie Schulsanierungen weiter auf Fördermittel angewiesen. Eines, das sich speziell auf die energetische Sanierung bezieht, gibt es in Rheinland-Pfalz mit dem Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI).
Verbandsgemeinde Alzey-Land plant PV-Anlagen
Für die Sanierung verschiedener Schulen nutzt die Verbandsgemeinde Alzey-Land die Förderung, die ihr im letzten Jahr bewilligt wurde. Die Verbandsgemeinde mit 24 Ortsgemeinden und gut 25.000 Einwohnern möchte eine Grundschule mit zwei Wärmepumpen ausrüsten, eine andere an ein Erdwärme-Kraftwerk anschließen, drei weitere Schulen sollen PV-Anlagen bekommen und eine Grundschule soll vollständig energetisch saniert werden. Der Eigenanteil der Kommune liegt mit 623.236 Euro bei etwa 44 Prozent der Kosten.
Die PV-Anlagen sollen künftig je nach Schule zwischen 33 und 62 Prozent der Energie liefern. Die Verbandsgemeinde geht bei den PV-Anlagen von einer Einsparung von 17.000 Euro jährlich aus. Bei den anderen Maßnahmen seien die Einsparungen noch nicht präzise abzuschätzen. Und auch in Alzey-Land ist klar: Die energetische Sanierung wird nicht allein stattfinden. „Wir wollen gleichzeitig die Aufenthaltsqualität für unsere Schulkinder erhöhen“, sagt Verbandsbürgermeister Steffen Unger. Dabei geht es darum, dass die Kinder auf den Schulhöfen von Sonnensegeln, Pflanzen und weniger Versiegelung profitieren sollen.
Wie in Lügde wünscht man sich auch in Alzey-Land eine bessere Unterstützung solcher Maßnahmen durch Bund und Land. Steffen Unger möchte in erster Linie einfachere und schneller entschiedene Förderverfahren, höhere Fördermittel in den einzelnen Programmen und langfristige Planungssicherheit. „Gleichzeitig darf der Fokus auf nachhaltigen, innovativen Lösungen nicht verloren gehen“, sagt der Verbandsbürgermeister.


