Rettungsboot für Deutschlands Schwimmbäder?
Keine Frage, es ist nur ein Zwischenziel im Kampf gegen das Schwimmbadsterben. Der Petitionsausschuss des Bundestages führt eine öffentliche Anhörung durch. Die Zahlen sind alarmierend: Pro Jahr machen in Deutschland durchschnittlich 80 Schwimmbäder unwiderruflich dicht, 1400 waren es in den vergangenen 18 Jahren. Noch gibt es deutschlandweit immerhin 6400 Bäder. Doch die Tendenz ist weiter sinkend.
Das sind die Gründe für das Schwimmbadsterben
Die Kommunen leiden seit vielen Jahren an einem Investitionsstau, können zwar inzwischen ihre laufenden Haushalte dank guter Konjunktur wieder finanzieren, doch für Investitionen reicht es oft nicht. 138 Milliarden Euro beträgt der Sanierungsstau insgesamt, das meiste Geld fehlt für Schulgebäude und Straßen. Kein Wunder, dass da für Schwimmbäder oft erst recht kein Geld mehr da ist. Kurzfristig müssten laut DLRG rund 4,5 Milliarden investiert werden. Das ist nur der akute Bedarf. Auch, weil das nicht passiert, sprechen wir längefristig über 15 Milliarden Euro. Weil das Geld nicht da ist und viele Schwimmbäder gerade in Westdeutschland in den späten 50er Jahren gebaut wurden, müssen sie - schon aus Sicherheitsgründen - schließen. Was bleibt, sind nicht selten Bauruinen in guten städtischen Lagen.
Der goldene Plan - kann er das Schwimmbadsterben stoppen?
Die DLRG spricht von einem "Goldenen Plan" - die Idee stammt aus der Zeit des Wirtschaftswunders in Deutschland. Damals meisterten Bund, Länder und Kommunen gemeinsam großes, als sie gemeinsam massiv in Sportstätten und insbesonders Schwimmbäder investierten. Doch in den Folgejahrzehnten wurden viele Bäder mehr und mehr auf Verschleiß gefahren, die laufenden Betriebskosten waren bereits deutlich höher als die Einnahmen, die Haushalte gerieten in zahlreichen Kommunen in Schieflage. Nach dem Mauerfall Anfang der 90er Jahre gab es dann wieder einen "goldenen Plan" - er war dann auf Schwimmbäder in Ostdeutschland bezogen. Die Schwimmstätten im Westen der Republik verfielen weiter. Jetzt, 30 Jahre später, benötige es dringend wieder einen solchen goldenen Plan für ganz Deutschland, fordert der DLRG in seiner Petition. Auch die Kommunenvertreter nehmen Bund und Länder in die Plficht, fordern ein gemeinsames Handeln. "Schwimmen darf nicht zum Luxus werden", sagt etwa DStGB Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg.
Privatisierung der Schwimmbäder? Nur selten eine Option
Ein normales Schwimmbad kann man nicht mit Gewinn betreiben, heißt es unisono bei allen Experten. Von bis zu 10 Euro je Eintrittskarte Verlust sprechen sie - je nach Bäderart. Besonders defizitär: Freibäder, die nur wenige Monate im Jahr öffnen können - und nur bei gutem Wetter hohe Besucherzahlen aufweisen. Aber auch das klassische Hallenbad lässt sich nicht gewinnbringend betreiben, zu hoch sind die laufenden Kosten, während die Eintrittsgelder moderat bleiben müssen, damit überhaupt Besucher kommen. Einzig einigen Spaßbädern gelingt es, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Hier gibt es einige erfolgreiche Betreiber, die dann auch nebenbei noch ein "klassisches" Hallenbad im Rahmen ihrer Sauna-und Freizeitlandschaft betreiben. Einige Kommunen haben hier Kooperationen mit privaten Bäderbetreibern geschlossen, damit etwa in diesen Bädern auch Schwimmunterricht für Schulen stattfinden kann. Wo es solche Spaßbäder nicht gibt, haben die Kommunen jedoch keine Chance, verhältnismäßig günstig den Schwimmunterricht zu gewährleisten.
Es gibt Anzeichen der Hoffnung - aber nur zarte...
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat bisher immerhin 110 Millionen Euro für Schwimmbadsanierungen bewilligt. Das ist jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, deckt gerade mal gut 2 Prozent des aktuten Finanzbedarfs, der sofort zur Sanierung nötig ist, um weitere Schließungen zu verhindern. Die DLRG hofft mit ihrer Petition zu erreichen, dass die Summe deutlich aufgestockt wird und wieder eine ähnliche Bau- und Instandsetzungswelle durchs Land geht wie vor 30 und vor 60 Jahren - damit bald wieder mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene sicher schwimmen lernen können.