Stadtentwicklung: Kinos am Leben halten!
Kino, das bedeutet für die meisten Multiplex-Kinocenter, Blockbuster-Filme, Popcorn und Cola aus riesigen Pappeimern und hohe Preise. Wenn man an ein Kino denkt, gehen die Gedanken meistens zu einem großen deutschland-, wenn nicht europaweit agierenden Unternehmen. Doch das ist nur eine Spielart des Phänomens Kino. Viele kleine kommunale Kinos bieten eine Alternative. Sie zeigen eine große Bandbreite an Filmen, organisieren Gespräche mit Regisseuren und Schauspielern, veranstalten Workshops und bringen eine völlig andere Kinoerfahrung.
„Auch das Kino ist Träger von Kultur“, sagt Fabian Schauren, Geschäftsführer des Bundesverbands kommunale Filmarbeit. „Auch wir haben einen kulturellen Auftrag, den wir ernst nehmen.“ Im BkF sind fast alle kommunalen Kinos Deutschlands organisiert. Das meint alle Kinos, die durch die öffentliche Hand gefördert werden. Dazu gibt es die unterschiedlichsten Modelle: Kommunale Eigenbetriebe, Kinos, die an die Volkshochschulen angeschlossen sind, Kinos in kommunaler Trägerschaft oder Kino-Vereine.
Stadtentwicklung: Durch Kinos die Stadt beleben
Eines der ersten kommunalen Kinos Deutschlands – gegründet 1970 – ist das Filmforum in Duisburg. Schon seit den 1950er Jahren hatte die Volkshochschule Filme in der Stadthalle gezeigt. Doch 1970 wurde das Filmforum zum städtischen Institut mit eigenem Haushalt, 1980 zog das Filmforum dann in ein eigenes Gebäude. Ein ehemaliges Pornokino, das von Grund auf saniert werden musste. „Hier haben wir ein kulturelles Zentrum in Duisburg geschaffen“, sagt Kai Gottlob, Geschäftsführer des Filmforums. „Heute sitzen hier alle möglichen Restaurants, Cafés, ein Kulturzentrum und ein Brauhaus, doch wir haben den Stein ins Rollen gebracht.“
Das Filmforum ist in Duisburg eine Institution und zählt zu den am meisten besuchten kommunalen Kinos in Deutschland. 85.000 Besucher hat das Filmforum im Jahr. Zum Sommerkino, das das Filmforum draußen veranstaltet, kommen noch einmal 45.000 Besucher jedes Jahr. Dabei ist das Programm breit gefächert. „Wir haben ein Kinderprogramm, das medienpädagogisch betreut wird, wir machen Workshops, wie zum Beispiel Handyfilmen für Flüchtlinge, wir haben Arthausvorstellungen und wir zeigen Originalfassungen alter, experimenteller Filme aus unserem Filmarchiv“, erzählt Gottlob. „Letzteres hat manchmal nur einstellige Zuschauerzahlen, aber es ist trotzdem wichtig, um unserem Profil als Kulturträger gerecht zu werden.“
Stadtentwicklung: Kommunale Kinos fördern die Gemeinschaft!
Das Filmforum ist mittlerweile eine GmbH, die mehrere Millionen Euro jährlich umsetzt. Sie benötigt weiterhin Zuschüsse von der Stadt, doch für ein kommunales Kino sind sie sehr gering. „Etwa 200.000 Euro haben wir im letzten Jahr von der Stadt bekommen“, sagt Gottlob. In kleineren Kommunen sind die Zuschauerzahlen für kommunale Kinos naturgemäß geringer und somit sind auch Einkünfte und Handlungsspielräume geringer. „Trotzdem ist jedes kommunale Kino wertvoll, um die Kultur und Kunst zu pflegen“, ermutigt Schauren die Kommunen. „Außerdem ist das Kino ein Begegnungsort, der die Gemeinschaft in der Kommune fördert.“
Mit der Hilfe des BkF wurden schon in vielen kleinen Kommunen Kinos realisiert. So zum Beispiel auch in Zell an der Mosel. Hier haben einige Ehrenamtliche eineinhalb Jahre Spenden gesammelt. Mit den insgesamt 10.000 Euro, die dabei zusammengekommen sind, konnte leider keine professionelle Kinoausrüstung angeschafft werden. Doch man hat einen Blu-Ray-Player und die Kinosessel eines geschlossenen Kinos gekauft. Und in einem ehemaligen Schulklassenraum eine Wand mit einer Leinwand bespannt. „Und das machen die Ehrenamtlichen richtig schön“, freut sich Schauren. „Sie stellen den Blu-Ray-Player so auf, dass die Besucher ihn nicht sehen können und halten den Zauber des Kinos so am Leben.“
Stadtentwicklung: Und wie teuer wird ein kommunales Kino?
Eine andere Lösung hat sich in Landsberg am Lech gefunden. Hier gibt es ein altes Stadttheater, das montags geschlossen ist. Hier haben einige Ehrenamtliche – unter anderem der Sohn von Regisseur Tom Tykwer – ein Montagskino etabliert. „Wenn man die Gebäudekosten irgendwie mit anderen Kultureinrichtungen am Ort teilen kann, sollte man die Möglichkeit auf jeden Fall nutzen“, sagt auch Schauren. „So wird das kommunale Kino in fast jeder Kommune realisierbar.“ Eine weitere Idee, um Geld zu sparen, sei eine interkommunale Kooperation. Man könne gemeinsam einen Projektor anschaffen, der von Stadt zu Stadt reist. Angewiesen ist man dabei am Anfang immer auf engagierte Ehrenamtliche. Die Kosten seien nicht besonders hoch. Man könne als erste Einschätzung folgende Regel nutzen: Ein kommunales Kino kostet – in einer Stadt oder Gemeinde mit mindestens 5.000 Einwohnern – pro Einwohner etwa einen Euro.
Kinos sind sehr ungleich verteilt...
In Deutschland ist die Verteilung der kommunalen Kinos dabei sehr ungleich. In Ostdeutschland gibt es kaum kommunale Kinos. In Nordrhein-Westfalen gibt es einige, doch die meisten gehören zu den Volkshochschulen. Die meisten gibt es dagegen in Baden-Württemberg. Hier befindet sich ein Drittel aller kommunalen Kinos in Deutschland. „Das liegt daran, dass es in keinem Bundesland eine bessere Förderung für kommunale Kinos gibt. Das Land gibt auf jeden Euro, den eine Kommune in ein Kino steckt noch einmal 50 Cent drauf.“, sagt Schauren. „Es wäre schön, wenn jedes Bundesland seine kommunalen Kinos so schätzen würde.“