Ein Stadtforscher über die Zukunft der deutschen Regionen
Ein Stadtforscher über die Zukunft der deutschen Regionen
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gesund schrumpfen?

Stadtforscher: Wie Deutschlands Regionen in 20 Jahren aussehen

Stadtforscher sehen seit Jahren einen Trend zum Leben auf dem Land. Gleichzeitig warnen sie davor, dass die Lebensverhältnisse Immer weiter Auseinanderdriften. Was ist dran an der Schere zwischen "reichen und abgehängten" Kommunen, wie wird sich aus Sicht der Raumforschung die Situation weiter entwickeln? Ein Gespräch mit einem Stadtforscher.

Der Stadtforscher Peter Jakubowski schaut zuversichtlich in die Zukunft der ländlichen Regionen. Nun könnte man sagen, das ist sein Job, denn er arbeitet für das Bundesinstitut für Bau- Stadt- und Raumforschung, BBSR. Es gehört mit seinen rund 200 Mitarbeitern zum Bundes-Innen-Ministerium und somit auch zum dort angesiedelten Heimatministerium. Doch Jakubowski speist seine Zuversicht nicht aus einem Gefühl, sondern aus harten Fakten. Seit Jahren vermisst sein Institut Deutschland, wie niemand anderes. Ob Studien zum ländlichen Raum, zur Digitalisierung, zu unterschiedlichen Lebensverhältnissen oder zur Infrastruktur: Die BBSR versucht mit ausführlichen Studien die Bundesregierung zu beraten. Aber auch für Kommunen sind die Studien öffentlich zugänglich und spannend.

Stadtforscher sieht Bahn als wichtiges Lebenselixier im ländlichen Raum 

"Wir erleben eine Rückbesinnung. Nicht nur Kosten-Nutzen Analysen von Räumen sind noch im Fokus", so Jakubowski. Denn eine Bahnlinie etwa lasse sich nicht nach betriebswirtschaftlichen Berechnungen bewerten. "Die Reaktivierung kostet erst mal mehr Geld, als die Bahn mittelfristig zusätzlich einnehmen wird. Aber dadurch entwickeln sich Regionen, dort passiert dann ganz viel", so Jakubowski im Gespräch mit KOMMUNAL-Chefredakteur Christian Erhardt. 

Und trotzdem bleibt er bei der Bewertung der Zukunft realistisch: "Es wird keine gleichwertigen Verhältnisse in allen Regionen geben können. Es gibt auch Regionen, die nicht profitieren werden vom Zuzug", ist er sich sicher. Gleichwertig heißt hier aus seiner Sicht auch nicht, dass die exakt gleichen Bedingungen herrschen müssen. Jede Region könne ihre Vorteile herausarbeiten und stärken. 

Corona-Effekt auf das Landleben laut Stadtforscher noch nicht messbar 

Dass der Boom auf das Landleben schon seit vielen Jahren läuft, das kann auch Jakubowski im KOMMUNAL-Podcast bestätigen. Welchen zusätzlichen Einfluss Corona am Ende wirklich haben wird, das lasse sich aktuell aber noch nicht sagen. "Die Leute entscheiden sich ja nicht innerhalb von 3 Monaten, jetzt wegen einer Pandemie aufs Land zu ziehen. Das wäre zu eindimensional, es gibt viele Gründe dafür", so der Stadtforscher. Mancher habe durch Corona aber möglicherweise "den letzten Kick" bekommen. 

Das Gespräch zwischen Peter Jakubowski und Christian Erhardt dauerte insgesamt rund 35 Minuten. Wir haben es für Sie ungekürzt aufgenommen und bieten Ihnen die Argumente und Diskussionen im Podcast zum Herunterladen an. Sie finden unsere Podcast-Serien auf allen gängigen Portalen, wie ITUnes, Spotify, Deezer und Co. Natürlich stellen wir Ihnen das Interview zum Hören auch hier auf der Seite zur Verfügung.