Großstadt immer unbeliebter
Umfrage: Lust aufs Landleben steigt weiter
Das Landleben ist beliebt wie nie. Gleichzeitig stürzen die größeren Städte in diversen Rankings immer wieder ab. Jüngstes Beispiel: Frankfurt am Main. Die Stadt zählt in internationalen Umfragen immer wieder zu den lebenswertesten Städten weltweit. Im vergangenen Jahr etwa landete sie weltweit auf Platz sieben der Städte mit der höchsten Lebensqualität. Bei der jährlichen Bewertung des Wirtschaftsmagazins The Economist wurde die Mainmetropole als einzige deutsche Stadt in die Top 10 gewählt. Doch trotz der offenbar hohen Lebensqualität der Städte - die Deutschen haben von Großstädten die Nase voll.
In einer - allerdings aufgrund der Methode nicht repräsentativen Umfrage - des Online-Panels You Gov sagten gerade mal 3 Prozent der Deutschen, sie würden gerne in Frankfurt am Main leben. Das Panel stützt sich auf gut 2000 Befragte mit der Frage, in welcher deutschen Großstadt sie am liebsten leben würden. Alle deutschen Großstädte haben dabei sehr schlecht abgeschnitten. Einzig Hamburg und München kamen mit jeweils 16 Prozent auf gute Werte.
Das schlechte Ergebnis spiegelt sich auch in den Bevölkerungsentwicklungen wider. Frankfurt am Main etwa zählte im Jahr 2021 zwar noch 760.000 Menschen. Für das abgelaufene Jahr 2022 meldet Stadtista nun erstmals einen Rückgang der Einwohnerzahl. Mit gut 1000 Einwohnern weniger fällt der Rückgang zwar übersichtlich aus, gleichzeitig zogen aber allein rund 2000 Menschen aus der Ukraine nach Frankfurt. Die Flucht aufs Land in den Taunus scheint also für viele Menschen ein Wunschziel zu sein.
Landleben: Mehrheit möchte in Kleinstädten unter 20.000 Einwohner leben
Auch das Image der Großstädte ist durchaus nicht das Beste. Auf die Frage: "Welche Großstadt finden Sie sympathisch" antworteten etwa in der Umfrage des Online-Tools immerhin 25 Prozent mit Hamburg. Das Image von München ist bei 19 Prozent positiv, Berlin landet abgeschlagen bei nur 12 Prozent. Immerhin ist eine Mehrheit der Deutschen damit "einverstanden", dass Berlin die Hauptstadt ist. In Westdeutschland finden das 66 Prozent "in Ordnung", in den neuen Bundesländern kommt Berlin als Hauptstadt auf eine Zustimmung von 75 Prozent.
Auf die Frage: "Wo sollte ihr Kind idealerweise aufwachsen" antwortet die große Mehrheit dann aber: "Auf dem Dorf". 57 Prozent der Deutschen kann es dabei laut der Umfrage kaum ländlich genug sein. Viele davon wünschen sich das Dorfleben in Orten mit weniger als 5000 Einwohnern. Auch die Kleinstadt mit weniger als 20.000 Einwohnern ist hier noch beliebt. Städte mit 100.000 Einwohnern oder mehr bevorzugt hingegen nur jeder zehnte Deutsche.
Landleben ist auch Sehnsuchtsort für Senioren
Ganz ähnlich sind die Ergebnisse, fragt man die Menschen nach den Orten, wo sie als Senioren leben wollen. 58 Prozent antworteten auf die Frage: "Wo würden sie gerne ihren Ruhestand verleben" antwortet die große Mehrheit entweder mit "auf dem Dorf" (jeder Dritte) oder in der Kleinstadt mit weniger als 20.000 Einwohnern (jeder Vierte).
Auch repräsentative Umfragen bestätigen den Wunsch nach dem Landleben
Die Erhebung deckt sich weitgehend mit repräsentativen Umfragen aus den vergangenen Jahren, wonach gerade in der Corona-Zeit die Menschen verstärkt aufs Land ziehen wollen. Immobilienportale etwa melden regelmässig eine deutliche Erhöhung der Suchanfragen für Objekte im ländlichen Raum. Das zeige sich nicht nur bei der Suche sondern auch massiv bei den Kaufabschlüssen. Dabei ist der Run auf das Dorf nicht nur durch Corona entstanden. Schon kurz vor der Corona-Krise hatte das Meinungsforschungsinstitut Kantar/Emnid eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Auch dabei kam heraus, dass nur jeder Siebte Deutsche gerne in der Großstadt leben möchte, das Dorf schnitt als Wunschort dabei am Besten ab.
