Wirtschaftsföderung: Existenzgründung
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Wirtschaftsförderung - 10 Tipps für mehr Existenzgründungen

28. Oktober 2019
„Der Funke springt nicht über“, titelt der Gründerbericht des DIHK aus diesem Jahr – und bestätigt einmal mehr, dass in Deutschland zu wenige Gründungen stattfinden. Gastautoren Wolfgang George, Stefan Hennemann und Thomas Scholz erklären, wie Kommunen Existenzgründer unterstützen können.

Den ländlichen Raum treffen die fehlenden Gründungen besonders hart, denn dort finden laut Studienergebnissen des Instituts für Mittelstandsforschung weniger als zehn Prozent aller Gründungen statt. Weit überproportional zu wenig! 

Was das in der Praxis bedeutet, ist vielerorts bereits sichtbar: Es ist immer schwieriger selbst für die funktionierenden handwerklichen, kleingewerblichen und dienstleistenden Versorger die notwendige Nachfolge zu sichern. Die daraus resultierenden Versorgungsdefizite sind allseits bekannten. 

Deshalb sollte die Veranstaltung in der TransMIT in Gießen anwesenden Gästen - insbesondere ehren- und hauptamtlich kommunalpolitisch Engagierten – Möglichkeiten aufzeigen, um die Vitalität von Existenzgründungen vor Ort zu stärken. 

Zusammengefasst haben sich in den Vorträgen und Diskussionen zehn Punkte herauskristallisiert: 

  1. Das Thema Etablierung eines Existenzgründungszentrums zu fokussieren lohnt sich erst, wenn durch geeignete Vorarbeiten, besondere wirtschaftliche Randbedingungen vor Ort, erfahrene Meinungsbildner oder ähnliches eine Art „konstruktive Masse“ erreicht wurde. Die Einwohneranzahl ist nur bedingt ein Kriterium.  

  1. Es müssen möglichst alle Akteursgruppen des Ortes eingebunden werden. Die Initiierung geht in aller Regel von der Kommune aus. Ziel muss es aber immer sein neben dieser, die wirtschaftlichen Akteure (Unternehmen, Gewerbetreibende, Freiberufler, Landwirte), die Kirchen und andere Sozialvertreter, die Bildungsträger, die Vereine und nicht zuletzt die Bürger einzubinden. Ziel ist es eine Multistakeholder-Gruppe zu etablieren. 

  1. Das Gründungsgeschehen sollte zukünftig stärker an den regional bestehenden Bedarfen und Ressourcen orientiert sein. Für einen solchen strategischen Gründungsprozess sind genaue vor Ort Kenntnisse notwendig – Wissen, dass nur mit den Multistakeholderperspektiven eingeholt werden kann und über amtliche Statistiken hinausreicht. Auf diese Weise entstehen differenzierte Schwerpunkte und Gründungsmöglichkeiten. Gerade in der Bergung vorhandener Ressourcen des ländlichen Raums bestehen bis heute erhebliche Defizite.

  2. Eine immer zu prüfende Ressource ist die Möglichkeit der (Neu-)Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten

  3. Von Beginn an muss eine nachhaltige wirtschaftliche (Über-)Lebensfähigkeit eines Gründungszentrums adressiert werden. Für die Kommune muss immer eine vom Volumen und der Zeit begrenzte Unterstützung erwartet werden. Dies verpflichtet alle Involvierten zu einer klugen Planung. Nach unseren Erfahrungen bietet sich das Rechts-, Wirtschafts- und Sozialformat der Genossenschaft an, um derartige Projekte zu konsolidieren. In den bisher realisierten Projekten wurden bisher zumeist Vereine etabliert. 

  4. Ein Gründerzentrum für den ländlichen Raum benötigt einen Ort, an welchem dieses seine Leistungen vollziehen kann. In der Regel wird dies eine Immobilie sein, auf die die Gemeinde zugreifen kann. Geprüft werden sollte immer eine auch für diesen Zweck geeignete Kooperation mit einem ortsansässigen Unternehmen.  

  1. Adressaten der Angebote eines Gründerzentrums im ländlichen Raum sind die Menschen in der Region aber auch Existenzgründer aus den urbanen Zentren. 

  1. Eine notwendige Bedingung für ein Gründerzentrum im ländlichen Raum ist die Fähigkeit wirkungsvoll zu kooperieren: Interkommunal, regional aber auch fokussiert-überregional, um sich wirtschaftlich und qualitativ skalieren zu können.  

  1. Wichtige Punkte der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft, wie etwa die Energieversorgung, die zukünftige Nahrungsmittelversorgung und die Bereitstellung von Lebens- und Arbeitsräumen mit hoher Lebensqualität sollten als „Assets“ des ländlichen Raums deutlich gemacht werden. 

  1. Der ländliche Raum hat – wie der städtische Lebensraum auch – Stärken und Schwächen. Bisher werden in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung, die Schwächen des ländlichen Raums überbetont und auch damit die ungebremste Urbanisierung ermöglicht.