Steigende Mieten - Flucht in die Kleinstadt!
Alle wollen nach München, Hamburg oder Berlin? Nein!
Klar ist, dass das Leben in der Großstadt im Trend liegt. Doch nun zeigt eine Analyse von Wanderungsbewegungen der letzten zehn Jahre, dass auch kleine Städte immer beliebter werden. Die Studie «Trend Re-Urbanisierung?» wurde heute von der Bertelsmann-Stiftung und dem Institut für Landes-und Stadtentwicklungsforschung (ILS) vorgestellt.
Immer mehr Menschen ziehen weg aus der Großstadt!
Für die Analyse wurden Zahlen zu den Zu- und Fortzügen aus dem Datenportal „Wegweiser-Kommune.de“ ausgewertet. Das Ergebnis: Zwar zieht es viele Menschen in Millionen-Metropolen wie Berlin oder München. Aber auch Deutschlands Mittel- und Kleinstädte sind Gewinner der aktuellen Trends. Neben dem Speckgürtel, also dem direkten Umland der Metropolen, zählen auch Kommunen im ländlichen Raum dazu.
Deutlichen Zuwachs konnten in den letzten Jahren mehrere Klein- und Mittelstädte verzeichnen. Dazu gehören unter anderem: Bad Neustadt an der Saale in Bayern, das ostfriesische Aurich in Niedersachsen, Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern oder Heide in Schleswig-Holstein.
Laut der Studie haben vor allem die großen Städte Einwohner an das Umland verloren. Und in den ländlichen Regionen setzt sich die kontinuierliche Abwanderung fort - allerdings auf geringem Niveau. Strukturschwache Regionen, die jenseits von großen Städten liegen, sind dabei besonders betroffen.
Dennoch haben es viele ländliche Regionen geschafft, den Zuzug zu erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel: Finsterwalde im südlichen Brandenburg, Eschwege im nordöstlichen Hessen, Hildburghausen in Thüringen oder auch Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Dieser Zuwachstrend sei, so Projektleiterin Petra Klug, recht deutlich und könne auch wirtschaftliche Hintergründe wie einen stabilen Mittelstand haben.
Doch welche Gründe liegen den Wanderungsbewegungen zugrunde? Wieso werden die Klein- und Mittelstädte immer beliebter?
Zu hohe Mieten, Kinder oder der Job
Die Gründe sind vielfältig: Sie reichen vom Umzug wegen eines Arbeitsplatzwechsels, bis zu dem Wunsch, in der Nähe der eigenen Kinder zu leben. Aber auch die steigenden Mieten in den Großstädten sind für viele Menschen ausschlaggebend, um in kleinere Städte zu ziehen. Hinzu kommt außerdem die Lebensphase der Einwohner: Jüngere Menschen, die studieren oder eine Ausbildung absolvieren, wollen eher in der Großstadt leben. Wohingegen Familien oder Senioren in kleine oder mittelgroße Städten ziehen.
Für diese Städte könnte der Wachstum also eine echte Chance sein: „Damit diese Städte auch in Zukunft für die Menschen als Lebensort attraktiv bleiben, ist eine moderne und funktionierende Infrastruktur eine zentrale Voraussetzung“, erklärt Vorstandsmitglied Brigitte Mohn.
Demografischer Wandel muss aktiv gestaltet werden!
Die Kommunen müssen Prioritäten bei der Investition und Stadtplanung setzen, so die Expertin: „Wenn man dabei an den öffentlichen Personennahverkehr, ärztliche Versorgung oder Breitbandausbau denkt, ist klar, dass viele kleinere Städte dies nicht ohne Unterstützung von Land und Bund schaffen können“, erklärt Petra Klug, Kommunalexpertin der Bertelsmann-Stiftung.
Da es in den Jahren 2014 und 2015 aber eine sehr hohe Zuwanderung von Flüchtlingen gegeben hat, räumen die Autoren der Studie ein, dass die Analysen „mutmaßlich überlagert von dieser Ausnahmesituation und vor deren Hintergrund zu interpretieren sind.“
Dennoch weisen die Experten auch daraufhin, dass die Studie den kommunalpolitischen Entscheidern die Möglichkeit gebe, die Trends in der eigenen Region besser zu erkennen und dementsprechend zu handeln.