Wildtiere in der Stadt
Darum will Limburg die Tauben doch töten
Tauben in der Stadt: Dürfen sie getötet werden?
Man stütze sich, so der Magistrat, auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs in Kassel aus dem Jahr 2011, das die Tötung von Tauben unter bestimmten Voraussetzungen zulasse. "Eine Tötung ist erlaubt, wenn Tauben als Schädlinge einzustufen sind. Im Nachgang des Urteils hat der Landkreis Limburg-Weilburg zwei Schädlingsbekämpfern auch die Genehmigung erteilt, Tauben einzufangen und zu töten." Und zwar durch Genickbruch.
Freunde macht sich die Kommune damit bei Innenstadtbewohnern und Gastronomen, die sich mehrfach über die zu hohe Zahl der Tiere und dem damit verbundenen Kot beschwert hatten. Alles andere als erfreut sind die Ehrenamtler vom Stadttaubenprojekt Limburg. Gegenüber dem SWR erklärte die 2. Vorsitzende Petra Peuser: "Wir werden Strafanzeige stellen, wenn nur eine Taube getötet worden ist." Sie verweis auf das Bundesartenschutzgesetz. Danach ist es - Artikel 39 - verboten, "wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten".

Tierschutzbund will notfalls klagen
Kann der Kot von Tauben als ausreichender Grund dafür gelten, um den Tod so vieler Tiere als vernünftig einzustufen? Eindeutig mit Nein beantwortet der Deutsche Tierschutzbund diese Frage. Katrin Pichl, Fachreferentin für Stadttauben, sagte dazu: "Wer ernsthaft an einer tierschutzgerechten und dauerhaften Lösung interessiert ist, investiert Geld an der richtigen Stelle. Denn mit einer einmaligen Entnahme der Tauben wäre ohnehin nichts gelöst: Die Zahl der Tiere wäre zwar kurzfristig reduziert, würde aber schnell wieder ansteigen. Mit den Kosten für eine Tötung zu argumentieren, ist deshalb nicht nur grausam, sondern auch absurd."
Die einzig sinnvolle, tierschutzgerechte und nachhaltige Lösung seien betreute Taubenschlägen. Sobald die Tiere dort Eier legen, können diese gegen Attrappen wie Gipseier ausgetauscht werden. So kann die Zahl der Stadttauben nachhaltig reduziert werden.“ Städtische Taubenhäuser einzurichten, hat die Kommune allerdings bereits zu einem früheren Zeitpunkt verworfen.
Tauben: Die Tiere haben einen schlechten Ruf
Nicht wegzudiskutieren ist für Tierschützer die Tatsache, dass der Mensch eine Verantwortung für die wildlebenden Tiere hat, die manche als "Friedenstaube" erhöhen, andere als "Ratten der Lüfte" erniedrigen. Immerhin stammen die Nachfahren der Felsentaube zum größten Teil wahrscheinlich von Haus- und Brieftauben ab, die in früheren Jahrzehnten zu Tausenden als Haus- und Brieftauben gezüchtet wurden. Die Tiere gelten als extrem anpassungsfähig, aber auch als Krankheitsüberträger. Letzterer Annahme widerspricht allerdings der Deutsche Tierschutzbund. Von Tauben gehe keine größere Gefahr aus als von anderen in Städten lebenden Wildtieren.
Die Vorgeschichte des Streits um die Taubenpopulation in Limburg an der Lahn finden Sie hier.

