Corona
Das Corona-Virus kommt wieder verstärkt mit den Reiserückkehrern nach Deutschland.
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Tests für Geimpfte?

Immer mehr Corona-Ausbrüche trotz Impfung

Die Inzidenzen steigen - durch Corona-Ausbrüche in Klubs, aber trotz Impfung auch in Alten-, Pflege- und Behinderteneinrichtungen. Nach Recherchen von KOMMUNAL bringen häufig die Reiserückkehrer das Virus mit. Sollen Geimpfte sich nun doch auch testen lassen?

Die Inzidenzen steigen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen ist derzeit in der Stadt Leverkusen mit 228,4 deutschlandweit am höchsten, gefolgt vom bayerischen Rosenheim (196,7) und der nordrhein-westfälischen Stadt Wuppertal (185,6). Aber auch dort, wo weiterhin niedrige Inzidenzen gemeldet werden, wächst die Besorgnis. Passau registrierte innerhalb eines Tages eine Verdoppelung der Inzidenz, obwohl in der Dreiflüssestadt besonders viele Menschen geimpft sind. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner kletterte dort rechnerisch von 27 auf 49. Vor allem Reiserückkehrer treiben die Zahlen in die Höhe. Es kommt immer häufiger zu Corona-Ausbrüchen in Deutschland.

Corona-Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen und Seniorenheimen

Die Stadt Essen vermeldete nach einem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim jetzt den vierten Todesfall. Alle positiv Getesteten sind geimpft. In der Einrichtung waren zuletzt 17 Bewohner sowie sechs Mitarbeiter positiv getestet worden, berichtet die WAZ. Die Zahl der erkrankten Bewohner habe sich nach zwei weiteren positiven PCR-Tests auf 19 erhöht. Seit dem Ausbruch seien vier Menschen verstorben.

Auch in einem Seniorenheim im Landkreis Mainz-Bingen (Rheinland-Pfalz) kam es zu einem Corona-Ausbruch.18 Bewohner aus einem Wohnbereich, und drei Mitarbeiter aus dem gleichen Bereich sind im PCR-Test positiv, teilte die Kreisverwaltung mit. Bisher aber waren keine Krankenhauseinweisungen notwendig, alle Betroffenen zeigen nur leichte oder keine Symptome, hieß es. "Dennoch zeigt der Fall: Einen 100-prozentigen Schutz vor einer Infektion gibt auch die Impfung nicht“, sagte der für das Gesundheitamt zuständige 3. Kreisbeigeordnete Erwin Malkmus.

Positiv Getestete waren geimpft

Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen waren alle Personen – bis auf eine – geimpft. „Die leichten Verläufe zeigen aber dennoch den positiven Einfluss der Impfung auf die Schwere der Krankheit“, betonte der Leiter des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen, Dietmar Hoffmann. "Wer geimpft ist, schützt sich in den allermeisten Fällen vor einem schweren Krankheitsverlauf und verhindert auch Todesfälle durch Corona."

Für die Station wurde Quarantäne bis vorerst Freitag, 3. September, sowie ein Besuchsverbot und ein Aufnahme-Stopp angeordnet. Die Heimaufsicht sei informiert, ebenso die Angehörigen soweit wie möglich. "Je nachdem, was die weiteren Tests ergeben, können auch noch weitere Schritte für weitere Bereiche des Hauses eingeleitet werden. Die Belegschaft arbeitet im Kontakt mit den Bewohnern unter Vollschutz – zum Beispiel FFP2-Masken, Schutzbrille, Schutzkittel", so Hoffmann.

In der Einrichtung waren die Bewohner Anfang Februar zum zweiten Mal geimpft worden. Die Fälle bestätigten die aktuellen Planungen, zumindest für Hochbetagte und Menschen mit eingeschränkter Immunabwehr eine dritte Impfung anzubieten, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes. Seine Einschätzung: „Die Heime müssen sich darauf einrichten, dass es trotz Impfung erneut zu Ausbrüchen kommen kann, genügend Schutzmaterialen vorhalten und ihre Hygienepläne auf dem aktuellen Stand halten. Bei Verdachtsfällen sollte möglichst eine PCR-Testung angestrebt werden.“

Corona-Kabinett beschließt 3-G-Regelung

Der Bundestag hat jetzt am Mittwoch, 25. August, die epidemische Lage  zum zweiten Mal verlängert - bis Ende November. Weitere wichtige Entscheidungen in der Corona-Pandemie waren schon vorher gefallen: Bund und Länder hatten am 10. August die sogenannte 3-G-Regelung beschlossen. Seither gelten für geimpfte, genesene oder getestete Personen besondere Zugangsrechte zum Beispiel bei Veranstaltungen, in Krankenhäusern oder beim Sport in Innenräumen.  Ab dem 1. August muss jeder Reiserückkehrer geimpft, genesen oder getestet sein. Wer aus ausländischen Hochrisikogebieten oder Virusvarianten-Gebieten einreist, für den gelten erweiterte Regeln. Sie müssen eine digitale Einreiseanmeldung ausfüllen.

Bund und Länder vereinbarten auch, dass aus dem Infektionsschutzgesetz die Regelung bestrichen werden soll, wonach  bei Überschreitung eines Schwellenwertes von über 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen umfassende Schutzmaßnahmen vorzunehmen sind. Das bedeutet den Abschied von der Inzidenz 50. Stattdessen soll - wie von den Kommunen schon lange gefordert - die Zahl der Hospitalisierungen, also der Krankenhauseinweisungen, nun eine gewichtige Rolle spielen.

Deutscher Städte- und Gemeindebund gegen Testpflicht für Geimpfte

Der Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte auf Anfrage zu KOMMUNAL:  "Der Abschied von der Inzidenz 50 ist richtig. Wir haben eine andere Situation als vor einem Jahr. Über die Hälfte der Menschen sind geimpft, die besonders gefährdeten Gruppen Personen über 70  Jahre zu 80 Prozent."  Nach wie vor sei das Gesundheitssystem nicht überlastet,  obwohl die Inzidenzzahl steigt. Landsberg betonte: "Wir müssen alles unternehmen, um den Impf-Fortschritt wieder zu beschleunigen." Zum Umgang mit den Reiserückkehrern meint er: "Es ist richtig Geimpfte grundsätzlich von der Testpflicht aus zu nehmen. Damit wird das klare Signal gesendet:  Die Impfung ist ein wichtiger Baustein zurück in ein normales Leben."

RKI: Impfstoffe vermindern Risiko enorm

Das Robert-Koch-Institut (RKI) verweist darauf, dass Daten aus Zulassungs- und Beobachtungsstudien belegen, dass die in Deutschland verwendeten Impfstoffe Infektionen in einem erheblichen Maße verhindern. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass einige Menschen  trotz Impfung PCR-positiv getestet werden und infektiöse Viren ausscheiden. Bei der Delta-Variante des Virus seien die Impfungen weniger wirksam. Weiterhin sei es wichtig, dass die Schutzmaßnahmen wie Alltagsmasken, Hygieneregeln und Abstandhalten sowie Lüften eingehalten werden.

Hier finden Sie die aktuellen Corona-Zahlen in den Städten und Landkreisen.