den demografischen Wandel im ländlichen raum stoppen

Demografischen Wandel stoppen - mit einer Kampagne?

Ein Landkreis will Bevölkerungsverlust und Überalterung stoppen. Dafür setzt er auf ein gezieltes Marketing, das junge Menschen ansprechen soll. Doch: Wie teuer ist so eine aufwendige Marketing-Kampagne eigentlich? Und wer bezahlt das? KOMMUNAL hat vor Ort nachgefragt!

"Wer mehr vom Leben möchte, braucht vor allem Zeit. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Kindergarten direkt nebenan und schnellen Arbeitswegen?  Mit einem internationalen Flughafen und Autobahn-Anbindungen in alle Richtungen ist die Infrastruktur ideal. Staus gibt es bei uns nicht, da heißt es: Freie Fahrt!" - so lautet ein Zitat des Rhein-Hunsrück-Kreises in Rheinland-Pfalz. Die Region will mit der Kampagne "Gelobtes Land" Überalterung entgegenwirken, junge Menschen für die Region begeistern und dem Fachkräftemangel begegnen, um die Daseinsvorsorge in der Region zu sichern.

Crossmedial gegen den demografischen Wandel!

"In Rhein-Hunsrück können wir jungen Menschen viel bieten. Zum Beispiel zukunftsfähige Arbeitsplätze, günstige Immoblienpreise, eine gute Infrastruktur und wunderebare Natur", weiß Hannah Wagner, die das Projekt leitet. "Nur leider bringt es uns nichts, wenn unsere Einwohner um die Vorteile wissen, aber potentielle Zuzügler nicht. Deshalb wollen wir außerhalb der Region mit unseren Qualitäten werben", erklärt die Projektleiterin.

den demografischen wandel im ländlichen raum stoppen
Der Landkreis will mit seinen Vorzügen, wie etwa der Natur werben.
Foto: Christian Bubat

"Da wir recht nah an den Ballungsgebieten Köln/Bonn und Mainz/Frankfurt liegen, schalten wir die Werbung insbesondere dort. Wir wissen, dass viele Familien vom Eigenheim träumen, sich den Traum aufgrund der steigenden Mieten in den Großstädten aber nicht leisten können. Deshalb sprechen wir gezielt diese Zielgruppe an", erklärt Frau Wagner. Der Kreis wirbt erst auf emotionaler Ebene in Zeitung, Radio sowie auf Facebook und Instagram. Ist das Interesse geweckt, liefert die Homepage alle relevanten Fakten für die potentiellen Zuzügler. Auf einer Job- sowie Immobilienbörse finden Interessierte regionale Stellen und Infos zu Bau- und Fördermöglichkeiten. Zudem hilft eine Servicestelle die Umzugsentscheidung in die Region zu vereinfachen: Unterstützung bei der Jobsuche, Suche nach Kitaplätzen/Immobilien/Baugrundstücken. Zur Kampagne gehören aber auch professionell gedrehte Videos, die Interessenten ganz anders abholen können als nur geschriebene Wörter. Darin kommen die Einwohner zu Wort, die erklären, warum sie die Region so lieben. Kurze Filmsequenzen zeigen überdies, wie schön das ländliche Leben sein kann.

Doch: Wie teuer ist so eine professionelle Kampagne?

"Wir haben eine Budgetplanung von 300.000 Euro im ersten Jahr. Diese enthält die Konzeption der Kampagne sowie die Werbemittel. Also beispielsweise Radio- und Printwerbung, die Erstellung der Filme oder den Einkauf von Bildlizenzen", weiß Hannah Wagner. Zuzüglich dazu kommen noch die Personalkosten der Projektkoordinatorin, die vom Landkreis übernommen werden. An den Ausgaben beteiligen sich die Verbandsgemeinden mit jeweils 35.000 Euro im ersten Jahr. In den darauf folgenden Jahren sind es nur 29.000. Primär zahlen jedoch die Unternehmen: "Da die Wirtschaft ebenfalls davon profitiert, wenn wir den demografischen Wandel aufhalten, beziehungsweise junge Fachkräfte anwerben, beteiligen sich auch die ortsansässigen Unternehmen. Je nach Förderpaket zahlen sie 10.000/ 5.000/ 2500 oder 250 Euro", rechnet Wagner vor. Somit haben alle Unternehmen die Möglichkeit, sich für die Region zu engagieren und von der Kampagne zu profitieren, beispielsweise indem sich die Firmen selbst in den Videos als Arbeitgeber präsentieren. Auch die kleinen Unternehmen haben so eine Chance, wahrgenommen zu werden.

"Gelobtes Land" ist im September 2018 gestartet und soll nun mindestens fünf Jahre lang laufen. Ob die Region damit wirklich mehr Stadt-Frustrierte, Naturliebhaber oder Fachkräfte anlockt, lässt sich derzeit noch nicht an den Zahlen messen. "Dennoch gibt es schon einige Bewerbungen und vermittelte Jobs und die Resonanz ist bislang überraschend gut und positiv. Letztlich wollen wir das "Rennen" um Fachkräfte aber nicht kampflos aufgeben. ", weiß Hannah Wagner. Deshalb ist die Region bereit, den Preis für die groß angelegte Kampagne zu zahlen.

Den Demografischen Wandel stoppen
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Auch von Njema Drammeh