Dürre: Das Füllen von Flaschen ist mancherorts schon verboten.
Die Dürre hält Deutschland im Griff. Immer mehr Bäche und Seen trocknen aus.
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Hitzesommer

Dürre: Wie reagieren die Kommunen?

Die Lage ist derzeit vielerorts kritisch: die Zahl der Waldbrände steigt, Bachläufe trocknen aus, Brunnen versiegen, Landwirte fürchten um Ernten und das Vierfutter für den Winter. Binnenschiffer können nur noch ein Drittel ihrer üblichen Fracht aufnehmen, weil die Wasserstände in den Flüssen sinken. Was tun Kommunen, um einen Wassernotstand zu verhindern? Sie arbeiten mit Verboten und mancherorts sogar mit empfindlichen Bußgeldern.

Anfang August wurde in Panketal am Rand von Berlin das Rasensprengen und das Befüllen von Pools zwischen 17 und 21 Uhr verboten. Die Angst geht um, dass das Wasserwerk überlastet wird und zu wenig Wasser für das Löschen eventueller Waldbrände zur Verfügung steht. Einige Bürgerinnen und Bürger trotzen dem Verbot. Bürgermister Maximilian Wonke hat daraufhin Handzettel verteilen lassen. "Wir wollen auch nicht gleich mit der großen Keule kommen." Ein Bußgeld bis zu 1.000 Euro sei aber dennoch möglich, wenn jemand seinen Pool in der Zeit befüllt oder den Rasen sprengt. Die Folge: Hassmails an den Bürgermeister. 

Dürre: In einigen Kommunen ist der Gemeinbrauch ausgesetzt

Ähnliche Maßnahmen haben bereits Gemeinden im ebenfalls trockenen Franken beschlossen. Seit Mitte Juli ist auch der Gemeingebrauch von Bächen - etwa in den Landkreisen Forchheim, Lichtenfels und Weißenburg-Gunzenhausen - verboten. Unter Gemeingebrauch wird das Füllen von Gießkannen und Flaschen verstanden. Das Abpumpen von Wasser aus Bächen, Flüssen und Teichen ist für normale Bürger generell nicht erlaubt, allerdings wurden Ausnahmen für die Inhaber sogenannter wasserrechtlicher Erlaubnissen gemacht. Ab Anfang August hat der Landkreis Bautzen in Sachsen auch das verboten - mit einer Ausnahme: Zum Zwecke der Gefahrenabwehr für die öffentliche Sicherheit, also zum Beispiel für die Feuerwehr. In Hildburghausen in Thüringen ist man noch einen Schritt weitergegangen: Hier ist zum Schutz von Tier- und Pflanzen sogar das Befahren von Fließgewässern nicht mehr erlaubt.  

Wehrheim führt die Wasserampel ein 

Im hessischen Wehrheim hat der regionale Wasserbeschaffungsverband eine sogenannte Wasserampel eingeführt. In der grünen Phase liegt der Trinkwasserverbrauch im Durchschnitt, in der gelben Phase darüber und in der roten Phase werden Spitzenwerte gemessen. Damit möchte der Verband die Bürgerinnen und Bürger dafür sensibilisieren, das "Lebensmittel Nummer 1" bewusster zu nutzen. Aktuell steht die Ampel - trotz der Hitzewellen der vergangenen Woche - noch auf gelb. 

Strausberg: Eine Wasserleitung soll den See retten 

Die Stadt im Osten Berlins bangt um ihren Straussee. Vor zehn Jahren etwa hatte der See eine Tiefe von etwa 150 Zentimetern. Derzeit sind gerade einmal 20 Zentimeter. Abhilfe schaffen soll eine Wasserleitung von Rüdersdorf nach Strausberg. Elke Stadeler, seit 2018 Bürgermeisterin, erklärte kürzlich gegenüber dem RBB: "Es soll geprüft werden, ob es möglich ist, Grubenwasser aus dem Tagebau Rüdersdorf in die Nähe des Straussees zu leiten, um dieses versickern zu lassen. Hier wurden Fördermittel des Landes Brandenburg beantragt und auch bewilligt."    

Dürre: Deutschland leuchtet rot bis tief rot

Regelmäßig veröffentlicht das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung neue Bilder zum Dürremonitor Deutschland. Aktuell sind die allermeisten Bundesländer leuchtend rot (extreme Dürre) bis tief rot (außergewöhnliche Dürre) eingefärbt. Die immer deutlicher zutage tretenden Folgen des Klimawandels erfordern neue Konzepte. Das hat auch das Bundesumweltministerium erkannt und unterstützt im Rahmen des Leitbilds für ein »Integriertes Wasserressourcen-Management«  die Erstellung kommunaler Wasserkonzepte.Die 57 Maßnahmen sollen bis 2030 schrittweise umgesetzt werden. Hier einige Beispiele:

  • Mehr und bessere Daten sollen Vorhersagen ermöglichen, in welchen Regionen das Wasser knapp werden könnte
  • In einem Beteiligungsprozess von Bund und Ländern sollen Empfehlungen und Kriterien entstehen, wer im Fall von regionaler Wasserknappheit vorrangig Wasser nutzen darf
  • Der Grundsatz einer möglichst ortsnahen Wasserversorgung soll auch in Zukunft gelten. Ergänzend werden aber Verbundnetze und Fernleitungen nötig sein, die regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit ausgleichen. Das BMU wird gemeinsam mit den Ländern den Bedarf für solche Systeme der überregionalen Wasserversorgung bundesweit erheben. Erforderliche Flächen und Trassen sollen in Raumordnungsplänen vorsorglich ausgewiesen werden.
  • Gemeinsam mit den Kommunen und den Fachverbänden entwickelt das BMU ein Konzept für eine gewässersensible Stadtentwicklung ("Schwammstadt"). Die bestehenden technischen Regeln werden daraufhin überprüft, ob sie zum Erhalt des natürlichen Wasserhaushalts, Klimaanpassung und Stadtnatur beitragen, und wo nötig überarbeitet.
  • Neue Hilfen des Bundes mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro über die kommenden zehn Jahre sollen Länder und Kommunen dabei unterstützen, den ökologischen Zustand der Gewässer zu verbessern und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen

  • Das Bundesumweltministerium will die Abwasserabgabe so neugestalten, dass sie stärkere Anreize für eine weitere Verringerung der Gewässerverschmutzung durch kommunales und industrielles Abwasser setzt. Die Einnahmen können unter anderem genutzt werden, um Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe auszustatten.

Andere Konzepte brauchen wir vielleicht auch die Bürger. Im Durchschnitt verbraucht der Deutsche im Durchschnitt 123 Liter pro Tag oder 46 Kubikmeter Wasser im Jahr. Immerhin: 24 Liter weniger als noch im Jahr 1990. Mit diesem Luxus könnte es dennoch bald vorbei sein - wenn die heißen Sommer zur Regel werden.