Heruntergekommenes Haus in Neuruppin
In den meisten Kommunen gibt es Häuser, die leer stehen und verfallen.
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Handlungsstrategie

Erfolgskonzepte gegen den Leerstand

Knapp zwei Millionen Wohnungen stehen in Deutschland leer. Angebot und Nachfrage driften vor allem in ländlichen Regionen häufig auseinander. Das Bundesbauministerium hat jetzt Maßnahmen vorgestellt, mit denen der Leerstand bekämpft werden soll. In diesem Jahr sollen Städtebauförderungsmittel, die nicht abgerufen wurden, vorrangig in Projekte gegen Leerstand fließen, kündigte Bundesbauministerin Klara Geywitz jetzt an.

Es betrifft nicht nur die ostdeutsche Platte. Auch in vielen westdeutschen Städten und Gemeinden wohnt in so manchem Haus niemand mehr oder es bleiben einzelne Wohnungen unvermietet. In Ostdeutschland sind 530.000 Wohnungen unbewohnt, das sind 7,6 Prozent der Wohnungen. In den westdeutschen Kommunen stehen durchschnittlich 4 Prozent der 1,35 Millionen Wohnungen leer. Das sind weitaus mehr, als vermutet worden war. Nach den im Sommer 2024 veröffentlichten Ergebnissen des Zensus 2022 konnte selbst der Flüchtlingszustrom 2015/16 den Leerstand nicht verringern. Wieweit sich die Situation durch Kriege und Krisen seit 2022 verändert hat, ist nicht belegt.

Leerstand bekämpfen - Kommunen suchen nach Erfolgsrezepten

In Berlin kamen jetzt auf Einladung des Bundesbauministeriums Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen im Rahmen des Kommunaldialogs „Wohnen in ländlichen Räumen" zusammen. Dort stellte Bundesbauministerin Klara Geywitz eine Handlungsstrategie gegen Leerstand vor. Und holte Peter Berek, Landrat des Landkreises Wunsiedel, bei der Pressekonferenz an ihre Seite. Um damit zu demonstrieren, dass es durchaus klappen kann, mit einer Strategie, die darauf abzielt, Dörfer und Städte in strukturschwachen Regionen attraktiver zu machen. Der Landrat und die 17 Kommunen in dem strukturschwachen bayerischen Landkreis können durchaus Erfolge melden. Die Menschen lebten hier einst vor allem vom Einkommen in der Porzellanfabrikation. Doch dann verschwanden 15.000 der 25.000 Arbeitsplätze. Von 100. 000 Einwohnern blieben noch 75.000 übrig, viele zogen der Arbeit wegen weg. „Es gibt Orte bei uns, die sind teilweise um die Hälfte der Einwohner geschrumpft", erzählt Berek.

Kampagne Freiraum Fichtelgebirge

Landkreis und Kommunen haben schon vor Jahren ein Konzept entwickelt, um die Menschen in die Fichtelgebirgs-Region zu holen und werben um Rückkehrer. Die mehrfach preisgekrönte Kampagne nennt sich Freiraum Fichtelgebirge. 10.000 neue Arbeitsplätze sind seit dem Start der Kampagne neu entstanden, so der Landrat.  "2008, als wir die Kampagne Freiraum für Macher starteten, war die Prognose: In den nächsten Jahren bis 2020 werden 25 Prozent der Einwohner verschwunden sein, tatsächlich waren es aber nur noch 8 Prozent. Und inzwischen wurden 10.000 Arbeitsplätze geschaffen", berichtet er.

Landkreis Wunsiedel lockt mit hoher Kaufkraft

Laut einem Kaufkraft-Ranking des Instituts der Deutschen Wirtschaft gehört der an der Grenze zu Tschechien gelegene Landkreis Wunsiedel heute zu den Top 5 der Regionen, in denen die Menschen viel für wenig Geld bekommen.Das Verhältnis zwischen Einkommen und Lebenshaltungskosten also stimmt dort offenbar. „Eine Region muss sexy sein“, sagt der Landrat in Anlehnung an ein Zitat des früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit. Doch wie wird eine Region sexy? Die Antwort gibt der bayerische Kommunalpolitiker selbst: durch neue Arbeitsplätze, Glasfaseranschluss bis zum letzten Hof, engagierte Macher und Macherinnen - und die Zusammenarbeit von Kommunen, Landkreis, Land und Bund. "Wir nutzen so viele Förderprogramme, wie nur irgendwie möglich", sagt der Landrat. An dieser Stelle helfe es, wenn die Kommunen ihre Kräfte bündeln.

Wie sieht die Handlungsstrategie des Bundes gegen Leerstand aus?

Die Handlungsstrategie gegen Leerstand enthält bereits eingeführte Förderprogramme ebenso wie geplante Anreize, bestehende Gebäude zu sanieren und den Neubau zu forcieren.

- In Regionen mit hohen Wohnungsleerständen soll verstärkt auf den Erhalt des Bestandes gesetzt werden und die Innenentwicklung der Städte und Dörfer gefördert werden. So sollen ungenutzte und leerstehende Gewerbeimmobilien in Ortskernen für Wohnzwecke umgewandelt werden und soziale und kulturelle Angebote geschaffen werden.

- Mit dem Förderprogramm "Jung kauft Alt" werden Familien mit Kindern dabei unterstützt, Eigentum zu erwerben und dann selbst zu nutzen. Geld gibt es, wenn ein Wohngebäude in energetisch schlechtem Zustand innerhalb von 54 Monaten energetisch ertüchtigt wird. Allerdings ist das Antragsvolumen bisher überschaubar. Auf Anfrage von KOMMUNAL teilte das Bundesbauministerium mit, dass es für das im September 2024 aufgelegte innovative Förderprogramm bis Ende des Jahres bundesweit 223 Förderzusagen gab und für das Förderprogramm "Wohneigentumsförderung für Familien im gesamten vergangen Jahr 4.853 Förderzusagen.

- Das Sofortprogramm Leerstandsabbau soll dazu führen, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) rund 5000 Wohnungen in ihrem Wohnungsbestand (13 Prozent) bis Ende 2026 so herrichtet, dass sie wieder bewohnt werden können.

- Über die drei Städtebauförderprogramme Lebendige Zentren, Sozialer Zusammenhalt sowie Wachstum und nachhaltige Erneuerung stehen 790 Millionen Euro bereit. Rund die Hälfte der Mittel für die Städtebauförderung fließt in den ländlichen Raum.

-Angestrebt wird laut Bauministerium die gezielte Kombination von Städtebauförderung und sozialer Wohnungsraumförderung in den Ländern und Kommunen.

- Um bezahlbaren Wohnraum für ihre Beschäftigten zu schaffen, können Arbeitgeber Möglichkeiten des sozialen Wohnungsbaus und anderer Fördermittel nutzen.

- Im Sonderprogramm Junges Wohnen des sozialen Wohnungsbaus gab es 2024 Geld für besonders dringliche Schaffung von Studierenden- und Auszubildenden-Wohnplätzen.

- Das Programm "Aus Alt mach zwei" zielt auf den Umbau von Häusern in mehrere kleinere Wohnungen vor.

- Städtebauförderungsmittel, die nicht abgerufen werden, sollen vorrangig in Projekte gegen Leerstand fließen.

Die Handlungsstrategie Leerstandsaktivierung als PDF zum Herunterladen:

Seit diesem Dienstag, 21. Januar, ist auch eine eigene Homepage des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen online: Potenzial Leerstand: Wohnraum schaffen - mit Erfolgsgeschichten, die es schon gibt.