
Flüchtlinge: Kommunen würden heute genauso handeln!
Im Jahr 2015 sind hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland gekommen – und die Kommunen mussten schnell handeln und Unterkünfte organisieren. Doch seit einigen Jahren ist die Zahl der Asylanträge rückläufig.
Angesichts dessen wollte KOMMUNAL wissen, wie sich die sinkende Zahl auf die Flüchtlingsunterbringung auswirkt: Nutzen die Städte und Gemeinden die Flüchtlingsheime noch als solche? Oder stehen sie leer?
Das Magazin hat eine Stichprobe unter 100 Kommunen durchgeführt.
Die Ergebnisse der KOMMUNALStichprobe
sind nicht repräsentativ, zeigen aber eine
eindeutige Richtung
Das Ergebnis: Entgegen vieler Erwartungen stehen die Flüchtlingsheime in 90 Prozent der Kommunen nicht leer, die Räumlichkeiten werden weiterhin genutzt.
6 von 10 Flüchtlingsheimen haben heute eine andere Verwendung oder zumindest ist dies ist in Planung. Jede Zweite davon als Wohnungen für Flüchtlinge. Aus mehr als einem Drittel der ehemaligen Flüchtlingsheime wurden inzwischen kommunale Wohnungen.
Nur etwa jedes siebe Flüchtlingsheim wurde an private Investoren verkauft. Teilweise werden die Räume aber auch als Unterkunft für Obdachlose, Studenten oder Vereine zur Verfügung gestellt. In den leeren Unterkünften kommt eine anderweitige Nutzung für Städte und Gemeinden aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. So glaubt jede dritte Kommune, dass es in Zukunft wieder mehr Asylanträge geben könnte. Sollte der Fall tatsächlich eintreten, müsste kurzfristig wieder Wohnraum für Schutzsuchende zur Verfügung gestellt werden. Anderweitige Verwendungen sind laut eigenen Angaben aber auch aus anderen Gründen nicht möglich, zum Beispiel aufgrund baurechtlicher Regelungen.
Und obwohl in den Medien darüber berichtet wurde, dass einige Städte und Gemeinden Verträge mit Vermietern abgeschlossen haben, deren Mindestmietdauer mehrere Jahre beträgt, gibt unsere Stichprobe dieses Bild nicht wider:
96 Prozent der Kommunen haben keine Mietverträge mit langen Laufzeiten abeschlossen.
Flüchtlinge: Was würden Kommunen aus heutiger Sicht anders machen?
KOMMUNAL wollte zudem wissen, was die Kommunen aus heutiger Sicht über die abgelaufenen Jahre denken. Auf die Frage, ob es ein Fehler war, so viele Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu schaffen, antworteten acht von zehn Kommunen eindeutig mit einem NEIN.
Insgesamt, so scheint es, sind die Kommunen mit der Bewältigung ihrer Aufgaben zufrieden. Auf die Frage, was sie aus heutiger Sicht anders gemacht hätten, hat ein knappes Drittel der Befragten geantwortet, nichts ändern zu wollen.
Selbst mit dem Wissen von heute hätten diese Städte wieder genau so reagiert. Nur wenige haben geantwortet, dass sie weniger Übergangslösungen
gewählt hätten. Oder dass sie damals hätten versuchen sollen, leerstehenden privaten Wohnraum zu aktivieren und dass sie sich rückblickend
betrachtet lieber für eine dezentrale Unterbringung entschieden hätten.
Doch ein Großteil der Städte und Gemeinden hat aus heutiger Sicht das damals Bestmögliche getan und ist mit der eigenen Leistung zufrieden.