Impfzentrum
Die meisten Impfzentren haben geschlossen, viele sind im Stand-By-Modus.
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Vierte Welle

Öffnen die Impfzentren wieder?

Die Corona-Infektionen steigen auch bei Zweifachgeimpften. Sollen die Impfzentren für Auffrischungs-Impfungen wieder öffnen? Bei der zweitägigen Gesundheitsministerkonferenz will Bayern die Reaktivierung der Impfzentren beantragen. Das Papier liegt KOMMUNAL vor. Was die Kommunen in der Diskussion um die Impfzentren sagen - und wie die vierte Welle bekämpft werden soll.
Aktualisiert am 5. November 2021

Die meisten der 430 Impfzentren in Deutschland haben seit Wochen den Betrieb eingestellt, weil der Bund sie nur bis 30. September finanzierte. Nun ist eine Debatte über die erneute Öffnung der Impfzentren entbrannt. Viele von ihnen sind noch immer im Stand-By-Modus. Sie könnten also wieder in Betrieb gehen. Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn hat dies jetzt wegen der steigenden Corona-Infektionen vorgeschlagen. Auch der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach spricht sich für die Wiedereröffnung der Impfzentren aus. Käme der Vorschlag durch, allen bereits zweifach Geimpften eine Auffrischungsimpfung anzubieten, würden die Zentren  vermutlich auch gebraucht.

Seit Spahn die Booster-Impfung für alle ins Spiel brachte, fragen die Menschen in den Arztpraxen nach der dritten Impfung, berichten Ärzte. Dabei empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Auffrischungsimpfung sechs Monate nach der zweiten Impfung bislang nur für Menschen ab 70 Jahre, für vulnerable, also besonders gefährdete Gruppen in Altenheimen und für medizinisches Personal und Pflege-Personal. Aber auch für Menschen mit einem Immun-Defizit. Der Vorstoß aus der Politik sorgte bei den Ärzteverbänden daher für Verärgerung.

Bayern: Impfzentren wieder öffnen

Die Gesundheitsminister der Länder haben bei ihrer zweitägigen Konferenz in Lindau am Bodensee unter Vorsitz von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek über die Zukunft der Impfzentren beraten.  Bayern  hatte beantragt, dass die Länder die Impfzentren, die auf Basis der geltenden Impfverordnung in den vom Bund mitfinanzierten Stand-by-Modus übergegangen sind, wieder aktivieren sollen. Sie sollen dort Auffrischimpfungen anbieten. Zudem sollen weitere mobile Impfteams eingesetzt werden.

Booster-Impfung für alle

In dem Antrag, der KOMMUNAL vorliegt, heißt es, Auffrischungs-Impfungen sollen vorangetrieben und zeitnah durchgeführt werden. Dies gilt insbesondere für die von Beschlüssen der Gesundheitsministerkonferenz erfassten Personengruppen, wobei vor allem Alten- und Pflegeheime in den Fokus zu nehmen sind. Die Booster-Impfungen sollen auch flächendeckend durch die niedergelassenen Ärzte angeboten werden.

Im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten und nach ärztlicher Beurteilung und Entscheidung sollten Auffrischungs-Impfungen grundsätzlich allen Personen angeboten werden, die eine Booster-Impfung nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie wünschen. Für Personen, die eine Grundimmunisierung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben, sollte gemäß der Stiko-Empfehlung eine Auffrischungs-Impfung bereits nach vier Wochen erfolgen.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder sowie die an der Impfkampagne beteiligten Ärztinnen und Ärzte sollen gebeten werden, über die Empfehlung und das Angebot von Auffrischimpfungen zu informieren. Bund und Länder sollen gezielt auf vulnerable Personengruppen zugehen. Die Länder sollen alle über 60-Jährigen über die Empfehlung zur Auffrischimpfung informieren.

Die Gesundheitsminister verständigten sich jetzt darauf, dass sich die Deutschen sechs Monate nach ihrer letzten Covid-19-Impfung erneut mit einem Booster impfen lassen können. Dies teilten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek, am Freitag, 5. November, mit.

Kommunen gegen Öffnung der Impfzentren

Wie stehen die Kommunen zu einer möglichen Wiedereröffnung der Impfzentren? "Die jetzt notwendigen Auffrischungsimpfungen sollten die niedergelassene Ärzte umsetzen", sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, auf Anfrage von KOMMUNAL. "Sie haben dafür die Erfahrung und Kapazitäten." Falsch dagegen wäre es, jetzt wieder auf Impfzentren zu setzen. "Die Impfzentren sind zehnmal so teuer wie das Impfen in den Arztpraxen", betonte Landsberg. Außerdem sei die Hemmschwelle für viele Menschen beim Hausarzt viel niedriger.

Zur Zeit empfiehlt die Stiko ohnehin nur die Booster-Impfung für Personen über 70. Die haben in der Regel einen Hausarzt ihres Vertrauens."

Gerd Landsberg, Städte- und Gemeindebund

"Was wir sicher brauchen, ist eine Impf-Kampagne für die Booster Impfung und zusätzliche Mobile Impfteams im Altersheimen und Pflegestrukturen", hob der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes hervor.

Landrat: Über Impfpflicht für Pflegepersonal nachdenken

Wegen den steigenden Corona-Infektionen in Alten- und Pflegeheimen bringen Kommunalpolitiker inzwischen eine Impfpflicht für das Pflegepersonal ins Gespräch. Nach einem dramatischen Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim am Werbellinsee in Brandenburg sagte der Barnimer Landrat Daniel Kurth, man müsse über eine Impfpflicht für Beschäftigte in diesen Bereichen nachdenken.

Inzwischen sind in der Einrichtung zwölf Menschen nach einer Corona-Infektion verstorben. Mehr als 40 weitere Bewohner und viele Mitarbeiter sind nach Angaben des rbb mit dem Coronavirus infiziert. Die Brandenburger Landesregierung will nun als Konsequenz eine tägliche Testpflicht für ungeimpfte Pflegekräfte einführen.

2-G in Alten- und Pflegeheimen?

In dem Antrag Bayerns für die Gesundheitsminister-Konferenz heißt es: "Umfassende Testkonzepte für Personal, Besuche und Bewohner von Pflegeinrichtungen sind in den kommenden Monaten weiter unverzichtbar." Pflegeeinrichtungen sollen im Herbst und Winter verpflichtet werden, Testkonzepte umzusetzen, die unabhängig vom Impfstatus mindestens zweimal wöchentlich obligatorische Tests für das Personal vorsehen. Den Ländern soll es unbenommen bleiben, für Besucherinnen und Besucher von Pflegeeinrichtungen die sogenannte 2-G-Regel einzuführen.

Bund-Länder-Treffen wird wahrscheinlicher

Bundeskanzlerin Angela Merkel hält neue Einschränkungen angesichts der vierten Welle in der Corona-Krise für möglich. Sie sollen aber nur für Ungeimpfte gelten. Ein Treffen der Länderchefs mit der Kanzlerin wird angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage immer wahrscheinlicher -  es könnte womöglich schon nächste Woche stattfinden.