19 Kilogramm Elektroschrott im Jahr - so viel produziert jeder Bundesbürger statistisch pro Jahr - nur die Hälfte davon landet in Sammelstellen
19 Kilogramm Elektroschrott im Jahr - so viel produziert jeder Bundesbürger statistisch pro Jahr - nur die Hälfte davon landet in Sammelstellen

E-Schrott Aktion

Kommunale Initiative gegen Elektroschrott

Elektroschrott ist definitiv ein Problem in Deutschland. Im vergangenen Jahr fielen pro Bundesbürger mehr als 19 Kilogramm Elektroschrott an. Das reicht vom Handy über das Tablet bis zur Waschmaschine. Nur die Hälfte der Geräte wird jedoch in Sammelstellen abgegeben. Das geht auch ökologischer dachte sich der Landkreis Osnabrück mit seinem Abfallwirtschaftsgesellschaft AWIGO. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen initiierten Sie ein spannendes Projekt, das zum Nachahmen einlädt.

Reparaturinitiativen für Elektroschrott gibt es in Deutschland inzwischen viele. Doch oft sind sie nicht sonderlich bekannt oder der Weg zu Ihnen ist - schon wegen der Öffnungszeiten - schwierig. Denn meist handelt es sich um ehrenamtliche Initiativen. Seit einem Jahr läuft nun in Kooperation mit Reparaturinitiativen im Landkreis Osnabrück eine spannende Aktion zur Abfallvermeidung von Elektroschrott: Auf den Recyclinghöfen in Ankum, Georgsmarienhütte und Ostercappeln stehen gekennzeichnete Entsorgungsboxen an den Einfahrtsbereichen bereit. Dort können Kunden Geräte, die keine oder nur geringe Mängel aufweisen, abgeben und an die Reparaturinitiativen spenden. 

So funktioniert die Aktion gegen Elektroschrott - dank vieler Ehrenamtlicher 

Die Bilanz nach einem Jahr kann sich sehen lassen. Mehr als 700 Geräte wurden in den kleinen Orten schon gesammelt. Rund 550 davon erwiesen sich nach Prüfung und teils kleinen Instandsetzungen durch die Reparaturfreunde als wiederverwendbar. Verwundert sind die Akteure immer wieder über die guten Zustände des angeblichen Elektroschrotts. Denn die "Spender" gehen in der Regel davon aus, dass die Geräte nur noch entsorgt werden können. „Öfters handelt es sich bei den Spenden um voll funktionsfähige Dinge – manchmal sogar um noch original verpackte Ware, die nur einmal genutzt wurde. Das verdeutlicht, in welch einer Überflussgesellschaft wir leben“, berichtet zum Beispiel Olaf Henkel vom Reparaturtreff „Zu schade für die Tonne“ aus Quakenbrück. Umso schöner sei es, dass die gemeinsame Aktion hier ansetze und entgegenwirke.

Während die Quakenbrücker Initiative die Spenden an den Kolpingverein weitergibt, verkauft der Reparaturtreff Ostercappeln die Bügeleisen, Toaster und andere Dinge weiter. Allerdings nicht zu einem festen Preis, sondern gegen eine freiwillige Spende. „Etwa 200 Geräte fanden so schon einen neuen Besitzer“, erzählt Christoph Jerzakowski aus dem Ostercappelner Team. „Unsere aktuell verfügbaren Angebote sind auf einer Liste unter www.starkes-dorf-ostercappeln.de einsehbar.“

Der Verein Starkes Dorf Ostercappeln ist ein ehrenamtliches Vorzeigeprojekt 

In Ostercappeln ist das Ehrenamt ohnehin seit langem stark verwurzelt, so dass der Reparaturtreff aus einem e.V. heraus entstehen konnte. Das Dorf ist strukturschwach, hat die geringsten Gewerbesteuereinnahmen im gesamten Landkreis Osnabrück. Schon im Jahr 2004 entstand daher die Idee, "Unser Dorf muss stärker werden". Bürgermeister und Gemeinderat initiierten Bürgerversammlungen und eine Fragebogenaktion. Daraus entstand eine Planungsgruppe, die sich um Themenkreise wie Familie, Touristik, Jugend, Erinnerungskultur und anderes kümmerte. Schon bald entwickelte sich aus der Planungsgruppe ein eingetragener und gemeinnütziger Verein "Starkes Dorf". Aus diesem heraus entstand dann auch die Reparaturinitiative, die inzwischen über 200 Geräte wieder "fit gemacht" und gegen Spende weitergegeben hat. 

Wie können Kommunen und Bürger Elektroschrott vermeiden?

Auch politisch wird das Thema Elektroschrott seit Jahren diskutiert. Aktuell fordert die Deutsche Umwelthilfe (ein Verband mit "nur" rund 430 Mitgliedern, aber einem Jahresumsatz von 8,3 Mio Euro, klagte u.a. erfolgreich für Diesel-Fahrverbote in Innenstädten) ein Pfand auf Elektrogeräte. Insbesondere auf Handys soll eine zusätzliche Gebühr nach Art von Pfandflaschen erhohoben werden, die es zurückgibt, wenn der Elektroschrott sachgemäß entsorgt wird. 

Forscher des Öko-Instituts derweil schlagen vor, dass Hersteller eine Mindestlebensdauer von Elektrogeräten angeben müssen. Dann würde etwa auf dem Notebook stehen: "hält ab Verkauf mindestens bis zum Datum xy" oder der Aufdruck "der Akku schafft mindestens xy Ladezyklen". Würde er das dann nicht schaffen, stünde dem Kunden ein Ersatz zu. 

Deutschlands Kommunen - wie etwa der Landkreis Osnabrück - gehen derweil praktischere Wege. Lokale Reparier Geschäfte werden teils vor Ort unterstützt. Hier geben, wie aus Ostercappeln beschrieben, Ehrenamtliche ihr Können und Wissen weiter.  Eine Liste zahlreicher Reparatur-Initiativen findet sich auf der Webseite www.reparatur-initiativen.de. Hier gibt es auch Tipps, wie vor Ort weitere Initiativen gegründet werden können, außerdem jede Menge Tipps und Statistiken rund um das Thema. 

Weitere Tipps für Verbraucher: Verleih-Plattformen wie www.nebenan.de helfen weiter, wenn Sie ein Gerät, insbesondere für die Gartenarbeit vielleicht nur einmal im Jahr benötigen. Meist hilft hier vor Ort auch schon das Gespräch mit dem Nachbarn, der bereits ein entsprechendes Gerät hat. Reparaturen liegen zudem im Trend, nicht jede Spülmaschine ist kaputt, oft reicht der Austausch eines Elektroteils. Kommunen können solche lokalen Reparaturdienste auf ihren Kanälen auflisten und so dazu beitragen, dass die heimische Wirtschaft gestärkt wird.