Junge Bären
Im "Kinderhaus Pusteblume" bekommen nicht nur schwerstkranke Kinder, sondern über die "Bärenbande" Geschwister Hilfe.
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Kindershospiz

„Bärenbande“ hilft Geschwistern von schwerstkranken Kindern

Im Kinder- und Jugendhospiz „Kinderhaus Pusteblume“ in Burg im Spreewald bietet der Geschwisterclub „Bärenbande“ den Geschwistern der schwersterkrankten Kinder Halt und Abwechslung. Er wurde dafür ausgezeichnet.

Erkrankt ein Kind in einer Familie schwer, leiden alle Angehörigen mit. Ganz besonders betroffen und gefordert sind die Geschwister der schwerstkranken Kinder, denen oft viel Verständnis und Verantwortung abverlangt wird. Die Unbeschwertheit der Kindheit geht hier schnell verloren und umso wichtiger ist die Arbeit des Geschwisterclubs „Bärenbande“. Angesiedelt im stationären Kinder- und Jugendhospiz „Kinderhaus Pusteblume“ in Burg im Spreewald, wendet er sich speziell den Geschwistern der erkrankten Kindern zu. In diesem Jahr wurde dieses besondere Format ausgezeichnet.

Geschwisterclub „Bärenbande“ im KInderhospiz

Etwa zwei Millionen Kinder und Jugendliche mit schwerst erkrankten oder behinderten Geschwistern leben in Deutschland und müssen ihre Bedürfnisse oft hinter jenen ihrer Brüder oder Schwestern zurückstecken. Der „Geschwisterclub Bärenbande“, der von den Johannitern Südbrandenburg ins Leben gerufen wurde, widmet sich Kindern in einer derart herausfordernden Situation. Dabei werden den Kinder zum einen verschiedene Angebote gemacht, um zu spielen, zu basteln und gemeinsam Schönes zu erleben, etwa Rafting Touren, Ferien-Wochenenden oder Ausflüge. Zum anderen versuchen die Betreuer zusammen mit den Kindern Strategien zu entwickeln, wie sie besser mit den belastenden Alltagserfahrungen umgehen können.

Kinder mit Alpakas
Ein Ausflug zu den Alpakas - eine von vielen Unternehmungen, die für Abwechslung sorgt.

Resilienz fördern

„Uns geht es darum, das Selbstbewusstsein und die Resilienz der Geschwisterkinder zu stärken und ihnen bei den verschiedenen Aktionen möglichst viel Freude zu bereiten“, sagt Christin Kuhle, die im Kinderhaus angestellt ist und den Geschwisterclub leitet. Unterstützt wird sie bei ihrer Arbeit von ehrenamtlichen Familienbegleitern, die teilweise sogar eine Eins-zu-eins-Betreuung der Kinder ermöglichen.

Ehrenamtliche Familienbegleiter

Im Vorfeld ihrer Tätigkeit absolvieren die Ehrenamtlichen eine Ausbildung von 108 Stunden und setzen sich darin intensiv mit der psychosozialen Situation von Familien mit einem schwersterkrankten Kind auseinander. Zudem erwerben sie laut Kuhle Grundwissen im medizinischen Bereich und beschäftigen sich mit Trauerarbeit ebenso wie mit den eigenen Grenzen. Insgesamt 13 Ehrenamtliche haben sich bislang in dem Kinderhaus zum Familienbegleiter/zur Familienbegleiterin ausbilden lassen und helfen entscheidend mit, wenn es um die sensible Betreuung und Begleitung der Geschwisterkinder geht.

Ausnahmezustand Familienalltag

Das Leben in einer Familie mit einem schwerst erkrankten oder behinderten Kind unterscheidet sich nicht selten sehr von einem „normalen“ Familienalltag und verlangt den Geschwistern der Kinder viel ab, wie Kuhle sagt. Dabei würden die Kinder oft versuchen, ihren Eltern nicht noch zusätzlich zur Last zu fallen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Zugleich könne aus der besonderen Lebenssituation aber auch eine große Kraft erwachsen.

Ehrenamt erfordert hohe Sensibilität

Der Geschwisterclub „Bärenbande“ bietet den Kindern einen sicheren Raum, um frei von Einschränkungen und der familiären Alltagssituation Zeit für sich zu haben. „Den Geschwisterkindern tut es oft schon sehr gut, einfach nur hier zu sein und spielen zu können“, sagt Kuhle und die jeweiligen Bedürfnisse der Kinder seien von Fall zu Fall ganz unterschiedlich. So würde manche einfach nur frei spielen wollen und es sichtlich schätzen, einmal keine Verantwortung zu tragen. Andere wiederum hätten das Bedürfnis, sich mitzuteilen oder würden es genießen, endlich auch einmal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Um zu erkennen und zu spüren, was dem jeweiligen Kind gut tut, braucht es seitens der geschulten Familienbegleiter eine hohe Sensibilität und viel Ruhe und Zeit für das einzelne Kind.

Kinder des Geschwisterclubs am Tisch
Die Gemeinschaft mit Kindern in einer ähnlichen Situation hilft.

Kinder helfen sich untereinander

Die Geschwisterkinder und ihre Familien nehmen das Angebot des Clubs dankbar an. Dabei ist es aus Erfahrung von Kuhle neben der sensiblen Ansprache und Begleitung durch die erwachsenen Betreuer insbesondere der Kontakt mit den anderen Geschwisterkindern, der den Kindern gut tut. „Die Kinder geben sich untereinander sehr viel. Hier können sie ganz ehrlich erzählen und sind sichtbar froh zu merken, dass es auch andere Kinder gibt, die sich in einer ähnlichen Situation wie sie befinden“, sagt Kuhle. Im Laufe der Zeit seien intensive Freundschaften entstanden zwischen den Kindern und das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe trage die Geschwisterkinder auch dann, wenn sie nach einem Treffen wieder in ihre Familien zurückkehren. Der Geschwisterclub wurde als Ehrenamt des Monats ausgezeichnet.

Fotocredits: Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. / Kinderhaus „Pusteblume“