Die Politik des Zentralismus von Bund und Ländern hat ihre Bankrotterklärung abgegeben, meint Christian Erhardt
Die Politik des Zentralismus von Bund und Ländern hat ihre Bankrotterklärung abgegeben, meint Christian Erhardt

Organisierte Freiheitsberaubung

Oster-Lockdown: Politik von oben nach unten ist gescheitert

Die deutsche Gründlichkeit ist endgültig am Ende. Spätestens mit dem Oster-Lockdown zeigt sich: Es war ein Riesenfehler, die Entscheidungsgewalt in der Pandemie in die Hände von Bund und Ländern zu legen, die seit einem Jahr mit den immer selben Konzepten auf das Geschehen reagiert. Die Politik muss endlich von der ersten Ebene des Staates, den Kommunen aus entschieden werden, meint Christian Erhardt.

20 Impfdosen pro Woche soll jeder Hausarzt bekommen. Ab Ende April. Zwei Monate lang bereitet das die Mega-Bürokratie vor. Am Ende des Flaschenhalses stehen dann diejenigen, die vor Ort die Menschen am besten kennen. Hätten die Hausärzte in den Kommunen von Anfang an alles an Impfstoff bekommen: Sie hätten ihre Karteien durchsucht und genau gewusst, welcher ihrer Patienten den Impfstoff am schnellsten benötigt. Denn die Hausärzte kennen ihre Patienten, sie stehen im direkten Kontakt mit ihnen. Stattdessen erdreistet sich die Bundesregierung in ihrer Allmacht zu entscheiden, wann wo welches Mittel ankommt. Der Grund: Man will eine Neiddebatte verhindern. Wenn auch nur ein Bürgermeister (der übrigens in einem kleinen Ort so systemrelevant wie kaum ein Zweiter ist) zu früh dran ist, dann kommt der große Aufschrei. Total gerecht soll es sein, der kleine Hausarzt vor Ort, der kann das nicht. Das ist die Botschaft, die diese Bundesregierung und die Länder aussenden.

Während die Welt sich mit Masken eindeckte, erstellte Deutschland zunächst für über neun Millionen Euro fälschungssichere Berechtigungsscheine."

Christian Erhardt

Die deutsche Gründlichkeit ist am Ende - der Oster-Lockdown fatal...

Zentralistisch von oben mit einer exakten Prioritätenliste arbeiten – diese Form der deutschen Gründlichkeit ist endgültig gescheitert. Ein Beispiel aus meinem eigenen Umfeld: Da hat ein Patient seit zwei Wochen eine Impfberechtigung, im zuständigen Impfzentrum sind aber aktuell keine Termine frei. Das nächste Impfzentrum hat sogar tagesaktuelle Termine, ist keine 20 Kilometer entfernt, liegt aber im Nachbarbundesland. Terminvereinbarung nicht möglich. Da müssen sich die Mitarbeiter in diesem Impfzentrum eher langweilen, als dass sie vorhandene Impfdosen verwenden dürfen.

Lieber wegschmeißen, als der Bürokratie nicht gerecht zu werden. Die 83-jährige Rentnerin, die ihren Berechtigungsschein vergessen hat, wird im Impfzentrum wieder nach Hause geschickt. 

 

Bürokratie auf die perfide Spitze getrieben. Genau davon müssen wir uns endlich verabschieden – und auch von der deutschen Angst, irgendetwas falsch zu machen.



 

Der Oster-Lockdown ist organisierte Freiheitsberaubung!“

Christian Erhardt, Chefredakteur

Bund und Länder haben aus einem Jahr Krise nichts gelernt...

Ich frage mich außerdem, warum Politik nicht aus den eigenen katastrophalen Fehlern lernt. Das gleiche zentralistische Denken hat doch schon bei den Schutzmasken für ein teures und unsinniges Chaos gesorgt. Während die Welt sich mit Masken eindeckte, erstellte Deutschland zunächst für über neun Millionen Euro fälschungssichere Berechtigungsscheine. Damit auch nur derjenige eine Maske bekommt, der wirklich berechtigt ist. Diese wurden dann für 27 Millionen Euro an die berechtigten Bürger per Post geschickt. Damit diese dann in der Apotheke für zwei Euro Zuzahlung sechs Masken bekamen, die es inzwischen im Supermarkt für 89 Cent zu kaufen gab. Deutsche Gründlichkeit ad absurdum geführt.

Inzidenzzahlen senken: Öffnungen statt Oster-Lockdown hätte geholfen...

Das gleiche passiert wieder mit den Schnelltests. Der Bund und die Länder sind offenbar unfähig, genügend zu besorgen, um auch nur die Schulen und Kitas damit zu versorgen. Schnelltests, die es in Drogeriemärkten schon lange zu kaufen gibt. Und jetzt als Krönung der Oster-Lockdown. Am Gründonnerstag sollen die Lebensmittelgeschäfte komplett dicht machen. Organisierte Freiheitsberaubung ist das!

Das Ergebnis: Dichtes Gedränge am Mittwoch und dann noch mal am Samstag, wo außer dem Lebensmittelhandel niemand öffnen darf, die Menschen also als Tageshöhepunkt ihren Einkauf im sonst stillgelegten Alltag machen. Übrigens: In Schleswig-Holstein waren die Geschäfte zwei Wochen lang geöffnet. Inzidenzanstieg: Geringfügig. Nebenan im Hamburg waren Geschäfte und viele Schulen dicht: Inzidenzanstieg: Deutlich stärker. Warum? Weil die Geschäfte und Kommunen vor Ort Hygienekonzepte haben. Ich gebe zu: In meinem Wohnzimmer entwickle ich keins, bevor ich Besuch empfange.

Richtig wäre gewesen, die Öffnungszeiten zu strecken, damit Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden können. Das setzt aber voraus, dass man den Verantwortlichen vor Ort zutraut, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Aber wo kämen wir denn da hin?