Mitarbeiter gesucht - Lupe als Symbolbild
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Neues Arbeiten

So finden Rathäuser die Mitarbeiter von morgen

Im Zeitalter von Fachkräftemangel ist es besonders wichtig, die Bedürfnisse und Kompetenzen verschiedener Beschäftigter und Generationen zu verstehen. Auf dem von KOMMUNAL präsentierten Kongress „Demografie und Nachhaltigkeit“ am 14. September in Berlin gibt dazu die Expertin Alexa Ahmad zahlreiche Tipps. Wir haben vorab mit ihr gesprochen.

KOMMUNAL: Frau Ahmad, was können Kommunen tun, um als Arbeitgeber für Mitarbeiter der verschiedenen Generationen attraktiv zu sein?

Alexa Ahmad: Das Grundproblem sind die vielfach angestaubten Strukturen, die es dem öffentlichen Dienst schwer machen, agil zu sein. Dabei trifft Wirtschaft wie Behörden ein extremer Globalisierungsdruck. Mitarbeiter stehen momentan unter einem extremen Stress. Wir müssen alles tun, die Digitalisierung voranzutreiben und die Beschäftigten damit zu entlasten. Diese Transformation gelingt, indem alle Mitarbeiter individuell dabei mitgenommen werden.

Wie tickt da die jüngere Generation?

Die Generationen Y und Z und bald auch die Alphas, die mit dem Internet aufwachsen, haben ein anderes digitales Verständnis als die Generationen X und Babyboomer. Die jüngeren Generationen sind bereiter, explorativ zu agieren – also einfach auszuprobieren. Sie bilden sich privat unbewusst und ständig fort. Youtube ist die weltweit größte Bildungsplattform, Tiktok holt aktuell auf. Sie kennen aktuelle Tools und Hacks. Weiterbildung im Sinne von ‚learning by doing‘. Privates und Berufliches verschmelzen unbewusst.

Was fällt noch auf?

Jüngere lernen primär durch ‚try and error‘. Sie haben wenig Angst, Fehler zu machen. Sie lernten: Fehler bringen Weiterentwicklung. Ich fordere meine Teammitglieder auf: Fehler machen dürft ihr, Doppelfehler sind blöd und langweilig. Ich denke, Bürger würden Fehler von Behörden leichter verzeihen, wenn die Behördenbriefe freundlicher wären. Die jüngeren Generationen sind viel selbstbewusster und legen extremen Wert auf Work-Life-Balance. Sie erheben den Anspruch, dass der Arbeitgeber ihnen Weiterbildung bietet und diese finanziert.

Was will und was braucht die ältere Generation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Die Babyboomer-Generation und teilweise auch Generation X braucht andere Lernangebote. Mein Rat: Auf der einen Seite liebevollen Druck machen, denn die Digitalisierung muss sein und gleichzeitig den Mitarbeitern vermitteln: Wir tun alles, dass du es schaffst. Dazu braucht es angepasste, zum Teil auch stark individualisierte Lernangebote. Reine E-Learning sind oft weniger wirkungsvoll. Wir lernen leichter, wenn wir neben den Inhalten uns an Räumlichkeiten und andere Teilnehmer erinnern. Deshalb sind VR-Trainings, also Trainings mit VR-Brille auf 3D-Plattformen wirkungsvoller als reine klassische E-Learnings. Das gilt für alle Generationen.

Was können die Generationen voneinander lernen?

Meine Assistentin zum Beispiel bringt mir viele Hacks bei, so heißen Tipps ja heutzutage. Ich zeige ihr Eselsbrücken. Viele Jüngere können sich keine sechs Ziffern mehr merken, einfach, weil sie es nicht mehr üben. Wichtig ist, offen zu sein und neugierig auf die Kompetenzen der Generationen. Wir Ältere haben den großen Benefit der Erfahrung, der es uns ermöglicht, leichter die Ruhe zu bewahren.

Alexa Ahmad

Was raten Sie den Führungskräften?

Wir Führungskräfte sollten analysieren, was müssen meine Leute wirklich wissen, was müssen sie können und was können sie schon. Eine Kompetenzanalyse anfertigen. Das ist vielen Chefs unangenehm. Dabei ist es unser Job, zu verstehen, zu bewerten und Schlussfolgerungen zu ziehen. Daraus erstellen wir Strategien und Schulungspläne. Der öffentliche Dienst hat gute Bedingungen. Es wird viel in kleinen Teams gearbeitet und so kann die Führungskraft fragen: Was brauchst du, um fit zu sein? Aufgaben könnten getauscht werden, wenn dies den Neigungen mehr entspricht.

Der Kongress „Demografie und  Nachhaltigkeit“ findet am 14. September in Berlin statt. Dort wird unter anderem der Award „Klimakommune des Jahres“ ausgelobt. Gesucht werden dafür Städte und Gemeinden, die das Ziel der Anpassung an den Klimawandel besonders kreativ verfolgen. Die Teilnahmegebühr liegt inklusive Verpflegung bei 360,­ Euro. Leserinnen und Leser von KOMMUNAL  erhalten mit dem Code „KOMMUNAL20“  einen Rabatt von 20 Prozent. Hier geht es zur Anmeldung!