junge Frau sitzt im Auto und streckt den Daumen hoch
Mit dem Rekener Sozialführerschein bietet die dortige Freiwilligenagentur einen Führerschein der anderen Art.
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Jugendarbeit

Reif fürs Ehrenamt über den Sozialführerschein

Der Sozialführerschein führt interessierte junge Menschen praktisch und durchdacht ans Ehrenamt heran. Ein Projekt mit Vorzeigecharakter und Erfolg - in Reken läuft bereits die zweite Runde.

Der Auto-Führerschein gibt Sicherheit, eröffnet neue Möglichkeiten und ist für viele junge Erwachsene gefühlt mitunter wichtiger als der Schulabschluss. Die Freiwilligenagentur in Reken hat interessierten Jugendlichen nun bereits zum zweiten Mal einen Führerschein der anderen Art vorgestellt und mit dem Rekener Sozialführerschein 2022 ein spannendes Projekt zur Heranführung junger Menschen ans Ehrenamt gestartet. Dabei sollen motivierte junge Menschen mit einer durchdachten Mischung aus theoretischem Input, geschulter Begleitung und konkretem Einsatz in der Praxis einen ersten Einblick bekommen in die vielfältigen Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements.

Enge Kooperation mit Schulen zum Sozialführerschein

Entstanden als Projekt des Netzwerkes „Freiwillig engagiert“ des Kreises Borken und getragen vom Jugendwerk, wird der Rekener Sozialführerschein von der Freiwilligeagentur Reken durchgeführt und betreut und richtet sich dabei an junge Leute an weiterführenden Schulen. Wie Christel Büning von der Freiwilligenagentur erzählt, sind aktuell 46 Schülerinnen und Schüler und drei Schulen beim Programm mit involviert, wobei es sich konkret um Jugendliche der neunten Klassen des Gymnasiums der Mariannhiller Missionare, der Sekundarschule Hohe Mark Reken und der LWL Brückenschule Maria Veen handelt.

Jugendliche interessiert

„Das Projekt läuft in sehr enger Kooperation mit den drei Schulen ab“, so Büning. Im Vorfeld hätten sich die Mitarbeiter der Freiwilligenagentur eng mit den jeweiligen Sozialarbeitern und Lehrkräften vor Ort abgestimmt, um die Schüler bestmöglich anzusprechen und zu erreichen. Mit Erfolg: Die ersten Rückmeldungen waren sehr positiv und das Interesse am Sozialführerschein enorm. Konkret besteht der Sozialführerschein aus zwei großen Einheiten. Am Beginn steht ein intensiver Vormittag, an dem die Schüler in besonderen Kurseinheiten an ihrer jeweiligen Schule mit dem ehrenamtlichen Engagement vertraut gemacht werden und dabei auch verschiedene Menschen kennenlernen, die sich bereits seit längerem ehrenamtlich engagieren und von ihren Erfahrungen erzählen. In Reken fand dies Anfang Februar statt. „Wir haben Erwachsene und Jugendliche aus verschiedenen Engagementbereichen wie Sport, Feuerwehr, Senioren- Jugendarbeit, Musik und Behindertenhilfe eingeladen, die sehr anschaulich und aus erster Hand von ihrem Engagement berichtet haben“, so Christel Büning über diesen wichtigen Part der Auftaktveranstaltung.

Engagierte berichten von ihren Ehrenämtern
Wichtiger Teil der Auftaktveranstaltung: Engagierte berichten von ihren Ehrenämtern.

Sicherheit geht vor: Versicherung, Datenschutz

Ein weiterer Themenblock an diesem Tag hat sich zudem mit verschiedenen Aspekten rund ums Ehrenamt beschäftigt, etwa dem angemessenen Verhalten vor Ort, der Datensicherheit, wichtigen Hygienemaßnahmen und dem Versicherungsschutz im Einsatz. Anschließend an diesen theoretischen Input galt es, ein mögliches Themenfeld aufzutun, in dem sich die Schülerinnen und Schüler einen Einsatz vorstellen können. „Die Schüler sollen herausfinden, was für sie das Richtige ist. Dann helfen wir dabei, den passen Ansprechpartner zu finden“, so Büning. Im zweiten Teil des Sozialführerscheins sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nun dazu angehalten, sich bei einer für sie interessanten Stelle zu melden und dort in einem mindestens sechsstündigen Praxiseinsatz ins Ehrenamt hinein zu schnuppern. Damit dies zu einem Erfolg für alle Beteiligten wird, ist nach Erfahrung von Büning die intensive Begleitung der Jugendlichen durch die jeweiligen Einsatzinstitutionen von großer Bedeutung. „Es ist sehr wichtig, dass die motivierten jungen Menschen in gute Hände kommen und sensibel und erfahren begleitet werden bei ihren ersten Erfahrungen im Ehrenamt“, so Büning. Gerade wenn es um stellenweise herausfordernde Bereiche wie die Seniorenarbeit ginge, sei es entscheidend, dass die jungen Ehrenamtlichen nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern einfühlsam vorbereitet werden.

Sozialführerschein überreicht

In Reken laufen die Praxiseinheiten bereits – sobald alle abgeschlossen sind, wird es ein Auswertungstreffen mit allen Teilnehmern geben, bei dem die Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht werden. Feierlicher Abschluss des Projekts ist dann die Übergabe der Zertifikate im Mai, bei der die Schülerinnen und Schüler mit dem Sozialführerschein ein offizielles Dokument erhalten, das sie in Folge beispielsweise auch bei Bewerbungen beilegen können.

Für das Ehrenamt begeistern

Im schönsten Falle ist der ehrenamtliche Einsatz der jungen Helfer hiermit aber nicht abgeschlossen, sondern machen die Erfahrungen auf dem Weg zum Sozialführerschein den Jugendlichen Lust auf mehr. Doch die Idee des Sozialführerscheins greift noch einmal weiter. So sagt Büning: „Wir hoffen natürlich, dass sich viele junge Menschen fürs Ehrenamt begeistern lassen und über den Sozialführerschein den Weg zu interessanten Stellen auftun. Aber erst einmal geht es uns darum, die jungen Menschen zu sensibilisieren für die Fülle und die Breite an möglichen Ehrenämtern und den Gewinn, den man selbst aus dem Engagement ziehen kann“. Zwischen all den sonstigen Freizeitangeboten müsse sich das freiwillige Engagement erst einmal behaupten, so Büning – dabei seien viele der Teilnehmer überrascht, welch unterschiedlichen Felder und Möglichkeiten es gäbe, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Positiver Blick in die Zukunft des Ehrenamts

Was die Zukunft des Ehrenamts anbelangt, beobachtet Büning bei der Arbeit mit den Jugendlichen merkliche Veränderungen. Die Bereitschaft, sich zu engagieren und mitzuhelfen sei grundsätzlich da, allerdings schränken die langen Unterrichtszeiten die Einsatzmöglichkeiten deutlich ein und könnte es aus Sicht von Büning zunehmend schwieriger werden, gerade junge Menschen langfristig und ortsgebunden einzuplanen. „Ich denke, der Trend geht hier eher in Richtung Projektarbeit und das wird auch die Vereinsstrukturen verändern“, so Büning. Das Ehrenamt selbst sieht Büning allerdings nicht gefährdet - nicht zuletzt auch aufgrund der positiven ersten Rückmeldungen der Jugendlichen bei der Vorstellung des Sozialführerscheins. „Es war wirklich schön zu sehen, wie interessiert die Schülerinnen und Schüler unser Angebot angenommen haben und mit wieviel Motivation sie gestartet sind in die Praxiseinheit“, sagt Christel Büning von der Freiwilligenagentur.