Vision oder Halluzination?
Keine Frage, Elon Musk wollte auch schon eine Stadt auf dem Mars bauen. Insofern ist seine Ankündigung, in der strukturschwachen Region in Grünheide in Brandenburg eine Art „Märkian Valley“ zu gründen natürlich mit Vorsicht zu genießen. Doch das Duracell-Häschen von Tesla zeigt seit Jahren den ungebremsten Willen, das Elektroauto zum Maß aller Dinge zu machen. Keine Vision ist Elon Musk - elprotz dafür groß genug – und so entsteht nun in dem 8000 Seelen Dorf Grünheide auch nichts Geringeres als eine Gigafactory.
Der Standort hat viele überrascht, doch schaut man hinter die Kulissen der deutschen Automobilindustrie, wird schnell klar: Das Bekenntnis zum Dorf ist das sinnvollste, was der Visionär tun konnte.
Warum Tesla in einen kleinen Ort ziehen wird
Dass Tesla wegen der tollen Tradition von Automarken wie Mercedes oder BMW in Städten wie Stuttgart oder München nach Deutschland kommt, dürfen wir wohl getrost ausschließen. Gäbe es auch nur einen Ort auf der Welt, wo Tesla seine Fahrzeuge in gleicher Qualität zu niedrigeren Preisen bauen könnte, er wäre dorthin gezogen. Nun gibt es in der Heimat von Tesla im Silicon Valley zwar sehr viel Software-Kompetenz, was es aber nicht gibt ist einschlägige Erfahrung von Zulieferfirmen im Automobilbau. Die deutsche Automobilindustrie wird nämlich getragen von fast 2000 Zulieferfirmen. 75 Prozent der Komponenten unserer Autos stammen von ihnen. Und diese Firmen sitzen meist nicht im hippen München oder Stuttgart. Wir sprechen hier über Hunderte Familienbetriebe mit 300.000 Talenten, quer verteilt über die ländlichen Regionen Deutschlands. Ob Hella in Lippstadt, Brose in Coburg oder Eberspächer in Esslingen, um nur drei der größten Zulieferer zu nennen.
Warum die Tesla Fabrik noch nicht in trockenen Tüchern ist
Für Brandenburger Hupkonzerte ist es aber noch zu früh – denn es gibt 2 Gefahren, die Grünheide noch zum Verhängnis werden können. Erstens die „deutsche Gründlichkeit“ mit jahrelangen Verzögerungen im Genehmigungsverfahren. Baurecht besteht auf dem Grundstück zwar lange, doch wissen wir alle, wie dank Bürokratie und Bürgerinitiativen solch ein Recht das Papier, auf dem es geschrieben steht, nicht wert sein muss. Und zweitens die „German Angst“ – es KÖNNTE ja etwas Neues entstehen, der kleine Ort Grünheide KÖNNTE sich ja verändern, es KÖNNTE ja Probleme mit der Infrastruktur – von Schulen bis Straßen – geben. JA, wird es! Und es wird ein Kiefernwald zu roden sein. Wetten, es bildet sich eine Bürgerinitiative, die das vor Gericht verhindern will? Nach dem Motto: „Erst die Verkehrswende fordern und immer dann, wenn es konkret wird, die Anwälte bemühen! Nur dann wird aus der Vision „Märkian Valley“ GIGA schnell eine Halluzination – und die Zukunft der Region braust ungebremst vor die nächstbeste brandenburgische Pappel.