Hier werden sie stehen: die Windräder im größten bayerischen Windpark.
Eine kommunale Allianz soll es möglich machen: der größte Windpark Bayerns ist in Planung.
© Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie / Energieatlas Bayern

Energiewende

Neuer Windpark - völlig geräuschlos

In Bayern planen sechs Kommunen in zwei Landkreisen gemeinsam den größten Windpark des Bundeslandes. Proteste gab es keine. Es ging geräuschlos ab. Wie das kam.

Bereits in drei Jahren sollen sich die Windräder im größten Windpark Bayerns drehen: Geplant sind maximal 18 Windräder mit einer Leistung von 192 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Etwa 10 Millionen wird jedes Windrad mit der neuesten Technik an Bord verschlingen. Stemmen wird das Projekt nicht etwa ein Großkonzern, sondern sechs Kommunen, die alle finanziell "nicht auf Rosen gebettet" sind, sagt Michael Kastl, Bürgermeister im kleinen Münnerstadt. Trotzdem fiel die Entscheidung pro Windpark im Dezember 2023 einstimmig. 90 Ratsmitglieder aus sechs Kommunen in den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen - Strahlungen, Bad Neustadt, Münnerstadt, Rödelmaier, Saal und Wülfershausen - erklärten sich mit der Gründung einer Holding einverstanden. Neben den Kommunen wird das Überlandwerk Rhön siebter Kommanditist der „Interkommunaler Bürgerwindpark Bildhäuser Forst Holding“.

Windpark: Krisen beschleunigen die Entwicklung

Der Bürgermeister der Gemeinde Strahlungen, Johannes Hümpfner stellt klar: "Fünf Jahre zuvor wäre diese Entscheidung so nicht zustande gekommen. Die schon jetzt erkennbaren Auswirkungen des Klimawandels in Verbindung mit den Energieengpässen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges haben bei uns die Erkenntnis wachsen lassen: Wir müssen unsere Energie selbst produzieren, den Ertrag regional vermarkten und die Wertschöpfung muss vor Ort bleiben. Die Abhängigkeit von Konzernen ist für uns kein gangbarer Weg mehr."

Die Unterschriften geleistet haben Michael Kastl (3.v.l.hinten) und Johannes Hümpfner (6.v.l.hinten)

Bürgerprotest? In dieser Region kein Thema

Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl pflichtet ihm bei: "Unsere Glasindustrie braucht genauso verlässlich Energie wie die angestrebte Wende in der Mobilität. Mit unserem eigenen Projekt fördern wir das Vertrauen der Bürgerschaft in die Energiewende."  Auch, weil die heimischen Unternehmen voll hinter dem Projekt stehen. Michael Kastl nennt ein Beispiel: "Beteiligen wollen sich zum Beispiel ein Golfplatzbetreiber und eine Stiftung, die ein Kloster - touristischer Hotspot - unterhält. Allen ist es in der Region wichtig, dass die Steuern und die Wertschöpfung in Sachen Energie bei uns verbleibt." Hümpfner unterstreicht: "Die Krisen der jüngsten Vergangenheit haben auch den Bürgerinnen und Bürgern die Verwundbarkeit gezeigt, die Abhängigkeiten mit sich bringen. Zudem haben wir im Prozess für größtmögliche Transparenz gesorgt und die Bewohner mithilfe von Bürgerversammlung jederzeit mit an den Tisch gebracht."

Windenergie: Mit diesem Projekt ist man in Bayern anderen weit voraus

Erst vor zwei Jahren hat das südlichste Bundesland ihre eher restriktive Politik gegen Windkraft aufgegeben. Jetzt lautet das Ziel: 1.000 neue Windräder in Bayern bis 2030.  Hümpfner betont: "Mit unserem Projekt sind wir in Sachen Windkraft in Bayern sehr weit vorn. Aber dabei soll es nicht bleiben: Wir müssen unsere Energieversorgung weiter diversifizieren. Etwa mit Photovoltaik-Großanlagen. Auch dazu gibt es bereits einstimmige Beschlüsse." Kastl fügt an: Interkommunale Allianzen haben sich bei uns schon früher bestens bewährt." 

Grüner Wasserstoff - das nächste Projekt

Für Begeisterung in den kleinen Kommunen sorgt zudem eine weitere gute Nachricht, die in diesen Tagen eingegangen ist: Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat Michael Kastl informiert, dass die eingereichten Projektskizzen in der ersten Runde des Förderprogramms für den Bau von Elektrolyseuren erfolgreich waren. Damit geht ein weiteres Projekt der umtriebigen Bürgermeister in die nächste Phase: zwei Produktionsstätten für Grünen Wasserstoff. Ein wichtiger Standortfaktor in der Zukunft. Davon sind jedenfalls Michael Kastl und seine Kollegen überzeugt.  

Fotocredits: Oliver Schikora