Gunzesried im Allgäu
Gunzesried im Allgäu ist ein beliebtes Bergdorf.
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Unterbringung

79 Einwohner - bis zu 45 Flüchtlinge

Ein Bergdorf im Allgäu begehrt auf: Das Landratsamt will im Ortsteil Gunzesried-Säge bis zu 45 Flüchtlinge unterbringen. Dort leben nur 79 Einwohner. Wie der Bürgermeister, aber auch umliegende Ortschaften darum kämpfen, dass in ein ehemaliges Sporthotel keine Migranten einziehen. Und wie es den Einheimischen gelungen ist, dass die Pläne des Landkreises erst einmal auf Eis gelegt sind.

Die Gegend ist ein beliebtes Wandergebiet und auch bei Mountainbikefahrern sehr gefragt.  Wundervolle Ausblicke, saftige Wiesen - Allgäu eben. Diese Idylle ist derzeit aber Schauplatz eines erbitterten Streits zwischen den Ortschaften und dem Landratsamt. Denn in einem ehemaligen Sporthotel in Gunzesried-Säge sollen bis zu 45 Flüchtlinge einziehen. Der Ortsteil liegt etwa drei Kilometer vom Bergdorf Gunzesried entfernt, im Naturpark Nagelfluhkette.

Flüchtlinge im abgelegenen Dorf - das erschwert die Integration

Bürgermeister Christof Endreß kann die Entscheidung des Landratsamtes nicht nachvollziehen. Er kritisiert vor allem: "Es fehlt an Infrastruktur und Integrationsmöglichkeiten." In dem Ortsteil von Blaichach-Gunzesried gebe es weder einen Supermarkt noch eine Arztpraxis.

So begründet das Landratsamt die Standortwahl

Was sagt die Landrätin des Landkreises Oberallgäu, Indra Baier-Müller, zu den Sorgen der Dorfbewohner und des Bürgermeisters? "Das Landratsamt nimmt die Sorgen und Bedenken der Bürgerinnen und Bürger in Blaichach sehr ernst", erklärte eine Sprecherin gegenüber KOMMUNAL. "Gleichzeitig stehen wir vor der großen Herausforderung, Geflüchtete angemessen unterzubringen." Asylunterkünfte würden stets so belegt, dass die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt werden und man sich mit den Gemeinden eng abstimmt. Sie fügte hinzu: "Die Entscheidung zur Nutzung des Standorts in Gunzesried-Säge wurde von der Verwaltung nicht leichtfertig getroffen. Dass dieser Standort aus Sicht der Gemeinde nicht optimal eingeschätzt wird, ist der Behörde bewusst." Ziel sei es, teure Notunterkünfte aufzulösen und stattdessen auf angemietete Objekte zurückzugreifen, die eine bessere und stabilere Unterbringungssituation ermöglichen.

Sprecherin: Landratsamt hat rechtzeitig informiert

Die Sprecherin des Landratsamtes verweist darauf, dass der Gemeinderat angesichts fehlender Alternativen einer befristeten Nutzung zugestimmt und dabei wichtige begleitende Maßnahmen eingefordert habe, die auch umgesetzt würden.  Es gebe einen Beschluss einer Gemeinderatssitzung vom Juni 2024. In Aussicht gestellt wurde dabei die enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Asyl. Sie betont:  "Wir weisen den Vorwurf entschieden zurück, dass das Landratsamt nicht rechtzeitig und korrekt informiert habe. Die Abstimmung mit der Gemeinde hat stattgefunden. Auch wenn Bedenken bezüglich des Standorts durch die Gemeinde bestehen, wurde angesichts alternativloser Grundstücke eine Nutzung für fünf Jahre geduldet. Zudem wurden die Anwohner vor Ort rechtzeitig informiert und es gab auch eine Information im gemeindlichen Mitteilungsblatt", so die Sprecherin.

"Im Idealfall ukrainische Familien"

Der Landkreis setze weiterhin auf den Dialog mit der Gemeinde und den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort. Die Belegung im Heubethof soll so gestaltet werden, dass sie bestmöglich in das Umfeld passt. Geplant sei, dass Familien aus anderen Unterkünften nach Blaichach umverteilt werden – im Idealfall ukrainische Familien. Zudem wird darauf geachtet, dass mindestens eine Familie ein eigenes Fahrzeug besitzt. 

Es wird darauf geachtet, dass mindestens eine Familie ein eigenes Fahrzeug besitzt."

Eine Sprecherin des Landratsamtes Oberallgäu

Petition stoppt Belegung mit Flüchtlingen vorerst

Einen Teilerfolg haben Gunzesried und die umliegenden Ortschaften aus ihrer Sicht errungen: Die Bürger und Bürgerinnen haben eine Petition gestartet. Sie wurde mit rund 850 Unterschriften an den Bayerischen Landtag übergeben. Bis der Petitionsausschuss über das Anliegen entscheidet, sind die Pläne auf Eis gelegt. Das Sporthotel bleibt vorerst unbelegt.