City-Versum
Die Vision von einem City-Versum
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Digitalisierung

Digitalstrategie - Zeit für ein "City-Versum"

Noch gehen zu wenige Kommunen gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und lokalen Unternehmen der Frage nach, wie wir in Zukunft leben wollen. Das muss sich ändern: Jetzt und nicht morgen, fordert Franz-Reinhard Habbel.

Aktuell befasst sich die Verwaltung mit der Digitalisierung von Prozessen. Hier hat Deutschland einen erheblichen Nachholbedarf. Wir konzentrieren uns auf die Umsetzung des OZG, führen die E-Akte ein und ermöglichen es, Gebühren elektronisch zu bezahlen. Das EfA-Prinzip „Einer für Alle“ soll Silos und Abschottung überwinden und Leistungen skalierbar machen. Ein richtiger und notwendiger Weg. E-Government steht im Vordergrund der Modernisierung. Viel zu wenig befassen wir uns in den Kommunen aber mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die zentralen Politikbereiche wie Mobilität, Bildung, Gesundheit, Energie und Sicherheit.

Zu wenige Verwaltungen mit Digitalstrategie

Die Lebenswirklichkeit ist der Politik und Verwaltung hier weit voraus. Das ist kritisch. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund geht davon aus, dass lediglich 200 von mehr als 10.000 Kommunen sich mit Strategiefragen der Digitalisierung beschäftigen. Zwar gibt es zahlreiche Initiativen und Wettbewerbe, die Smart City und smarte Regionen fördern. Erste Kommunen erstellen Digitalisierungsstrategien zur Stadtentwicklung und schaffen digitale Zwillinge ihrer Infrastrukturen. Insgesamt gehen aber zu wenige Kommunen gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und lokalen Unternehmen der Frage nach, wie wir in Zukunft leben wollen.

Zukunft nicht Tech-Konzernen überlassen

 „Was kommt nach dem Internet?“ Die großen internationalen Tech-Konzerne suchen längst nach Antworten. Ein neues Zauberwort macht die Runde „Metaversum“.  Es ist ein fiktives Universum als kollektiver Raum, was die analoge und virtuelle Welt zusammenbringt. Es ist eine globale Welt, in der Menschen sich begegnen, miteinander arbeiten und austauschen. Für die Städte und Gemeinden bedeutet dies eine enorme Herausforderung. Sind sie es doch, die bisher Gemeinschaft und Gemeinsinn ermöglichen und prägen. Jetzt ist die Zeit reif für ein „City-Versum“.

Wir sollten die Zukunft nicht allein den Tech-Konzernen überlassen, sondern uns selbst in den Kommunen auf den Weg machen. Das kann gemeinsam mit Unternehmen geschehen. Aber: „Wer sich nicht selbst organisiert, wird von anderen organisiert.“

Die Entwicklung des Internets haben Deutschland und Europa weitgehend verschlafen. Damit das nicht erneut passiert, brauchen wir Vordenker, Konzeptschreiber und Umsetzer für das Neue. Jetzt und nicht morgen! Auch jenseits von Koalitionsvereinbarungen. Dabei geht es auch um Werte wie Menschlichkeit, Freiheit, Individualität, Eigenverantwortung und Gemeinschaft. Hinzu kommen ethische Fragen. Sie müssen auch in einem City-Versum die zentralen Bausteine sein. „Die Gemeinden sind der eigentliche Ort der Wahrheit, weil sie der Ort der Wirklichkeit sind“, sagte vor Jahren der Politiker Hermann Schmitt-Vockenhausen.