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Den größten Handlungsbedarf sehen Kommunen bei der Digitalisierung in der Verwaltung.
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Studie Zukunftsradar

Kommunen mit Digitalisierung unzufrieden

Mehr als 60 Prozent der Kommunen geben an, zuletzt Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht zu haben. Dennoch schätzt nur rund ein Fünftel der Städte und Gemeinden den Stand der Digitalisierung als gut oder sehr gut ein. Das hat die Befragung von kommunalen Entscheidungsträgern und Führungskräften in der Verwaltung für den "Zukunftsradar Digitale Kommune 2022“ ergeben. Wo die Kommunen in Deutschland sich bei der Digitalisierung sehen!

Es geht eindeutig voran bei der Digitalisierung in den Kommunen. Die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie haben den digitalen Zielen einen deutlichen Schub verpasst. Immerhin mehr als 60 Prozent der Städte und Gemeinden in Deutschland sehen inzwischen klare Fortschritte. In acht von zehn Städten und Gemeinden wirkt sich die Pandemie deutlich auf die Arbeitsweise aus. Drei von vier Kommunen geben an, dass die Akzeptanz und Veränderungsbereitschaft von digitalen Anwendungen während der Pandemie gewachsen sind.

Baustelle bei Digitalisierung in Kommunen

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse einer Umfrage des Instituts für Innovation und Technik (iit) und des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) offenbaren aber auch große Baustellen und  drängenden Handlungsbedarf. Für den  "Zukunftsradar Digitale Kommune" waren 931 Personen mit Leitungsfunktionen - wie Bürgermeister, Dezernenten, Beigeordnete, Fachbereichsleiter und Amtsleiter aus der Kommunalverwaltung -  online in der Zeit vom 9. Dezember 2021 bis 31. Januar 2022 befragt worden.

Handlungsbedarf in eigener Verwaltung

Den größten Handlungsbedarf sehen 75 Prozent der Städte und Gemeinden danach weiterhin bei der Digitalisierung der eigenen Verwaltung. „Dies macht deutlich, dass gerade die digitale Verwaltung eine Dauerbaustelle ist“, stellte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, heraus. „Klar ist, dass es sich dabei um eine komplexe Herausforderung handelt, die deutlich über die Ideen des Onlinezugangsgesetzes hinaus geht." Echte Verwaltungsdigitalisierung bedeute, Abläufe und Prozesse mit digitaler Technik neu aufzustellen und auch in den Köpfen der Mitarbeitenden und Nutzer ein entsprechendes Mindset zu etablieren.

Digitalisierungsstrategie anpacken

Die Kommunen haben in der Corona-Pandemie vielfach bewiesen, dass sie digital arbeiten können. „Jetzt muss es darum gehen, den Schwung mitzunehmen und funktionierende Digitalstrategien flächendeckend in den Kommunen zu etablieren“, unterstrich Volker Wittpahl, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Innovation und Technik. Der Professor wies aber auch darauf hin, dass "derzeit knapp die Hälfte der Städte und Gemeinden immer noch keine umfassende Strategie haben, wie sie dieses Thema angehen wollen".

Wo stehen die Kommunen? Nur ein Prozent der Vertreter der befragten Städte und Gemeinden schätzen den Stand der Digitalisierung in der eigenen Kommune  als "sehr gut" ein, 20 Prozent  mit "gut".   Die Hälfte vergibt ein "ausreichend". 26 Prozent sagen, der Stand der Digitalisierung sei "schlecht", ein Prozent nennt den Digitalisierungsgrad sogar "sehr schlecht". 1 Prozent gab an, den Stand nicht einschätzen zu können.

Personal für Digitalisierung benötigt

Die Umfrage hat  bestätigt, dass die Kommunen bei der vor sich liegenden Aufgabe Unterstützung brauchen. Neun von zehn Kommunen schätzenden den Nutzen der Digitalisierung als hoch oder sehr hoch ein, doch nur jede zweite Kommune  fühlt sich laut Umfrage ausreichend auf die damit verbundenen Aufgaben vorbereitet. Knapp die Hälfte schätzt die Situation sogar als schlecht oder sehr schlecht ein. Vor allem  wird qualifiziertes Personal benötigt.

Gleichzeitig benennen die allermeisten der befragten Kommunen einen hohen oder sehr hohen Finanzierungsbedarf für den digitalen Umbau. Zwar bestätigt jede zweite Kommune, dass die finanziellen Mittel für die Digitalisierung spürbar aufgestockt wurden, doch um sie weiter voranzutreiben, sind die Kommunen auf Unterstützung von Bund und Ländern weiterhin angewiesen.

Mehr interkommunaler Austausch

Der Zukunftsradar hat auch gezeigt, dass die Kommunen sich stärker interkommunal austauschen und zusammen arbeiten wollen. Der Know-how-Transfer sollte aus Sicht der Befragten in Zukunft eine stärkere Rolle bei der Konzeption einer beschleunigten digitalen Transformation einnehmen.

Die wichtigsten Ergebnisse des "Zukunftsradar Digitale Kommune“:

  • 47 Prozent der Kommunen fühlen sich nicht ausreichend auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet.
  • Sechs von zehn Kommunen haben im vergangenen Jahr Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht.
  • Kommunen sehen beim Thema Personalausstattung große Herausforderungen – und einen besonders großen Handlungsbedarf.
  • Acht von zehn Kommunen gehen von einem hohen bis sehr hohen Finanzierungsbedarf für die Digitalisierung aus.
  • Vernetzung und zusätzliche Finanzmittel sind aus Sicht der Kommunen die sinnvollsten Instrumente, um die Digitalisierung voranzutreiben.
  • Knapp neun von zehn Kommunen schätzen den Nutzen der Digitalisierung hoch oder sogar sehr hoch ein.
  • Kommunale Digitalisierung hat während der Pandemie einen Schub bekommen.
  • Die Veränderungsbereitschaft und Akzeptanz gegenüber digitalen Lösungen sind während der Pandemie deutlich gestiegen.

Den Ergebnisbericht mit Grafiken zur Umfrage finden Sie hier als PDF