Bauen wird immer teurer.
Bauen wird immer teurer - die Kalkulation stimmt nicht mehr.
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Baukosten

Das sind die Preistreiber am Bau

Die Kommunen sind wegen geringerer Steuereinnahmen in der Corona-Krise weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Nun machen ihnen - ebenso wie den privaten Bauwilligen - die steigenden Baukosten und Material-Engpässe immer schwerer zu schaffen. Das sind die Preistreiber!

Der Nachholbedarf bei den kommunalen Investitionen ist riesig: Er reicht vom Straßenbau bis hin zum Neubau und der Sanierung von Gebäuden. Die Herausforderungen werden gleichzeitig immer gewaltiger: Der Bund hat sich vorgenommen, dass in Deutschland jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen sollen, davon 100.000 Sozialwohnungen. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die bestehenden und neuen Gebäude energieeffizienter werden. Die Kommunen haben also ein großes Programm vor sich. Die steigenden Baukosten, die Materialknappheit und andere Probleme machen ihnen zunehmend mehr Sorgen. KOMMUNAL hörte sich um - und listet die größten Preistreiber auf.

Bürgermeister: Baukosten nicht kalkulierbar

Peter Hinze geht es derzeit so, wie allen Amtskollegen und Amtskolleginnen: "Bei unseren städtischen Bauvorhaben merken wir, dass die Preise weglaufen und die Kalkulation nicht mehr stimmt", sagt der Bürgermeister der 32.000-Einwohner-Stadt Emmerich am Rhein (Hessen) zu KOMMUNAL. Die Kommune gehe deshalb davon aus, dass die ursprünglichen Kosten für die neuen Gesamtschule, die Emmerich bauen will, nicht zu halten sein  werden. "Die Ausschreibungsergebnisse sind weit von den ursprünglich kalkulierten Preisen entfernt." Die Gesamtschule am Grollscher Weg in Emmerich sollte für 16 Millionen Euro entstehen, inzwischen werden Baukosten von rund 17, 4 Millionen Euro erwartet.

Städte- und Gemeindebund: Erhebliche Belastung für Kommunen

Der Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), Gerd Landsberg,  fasst die Situation der Kommunen zusammen. "Die Baupreise steigen weiter. Das gilt insbesondere für Holz aber auch Dämmmaterial. Außerdem leidet auch die Baubranche unter Fachkräftemangel." Hinzu komme die weiter steigende Inflation. "Das ist eine erhebliche Belastung für die Städte und Gemeinden, die investieren wollen und müssen", so Landsberg zu KOMMUNAL.

Das von der Bundesregierung gesetzte Ziel, 400.000 neue Wohnungen jedes Jahr zusätzlich zu schaffen, gerate damit in Gefahr.  "Auch die energetische Sanierung zum Beispiel von Schulen und Verwaltungsgebäude wird sich damit leider verzögern",  bedauert der DStGB-Geschäftsführer. Was tun? "Eine kurzfristige Lösung ist leider nicht in Sicht. Der Staat hat auf diese Entwicklung – die auch über die globalen Märkte mit verursacht wird – nur beschränkten Einfluss." Für Landsberg aber ist klar:  "Bei neuen Standardvorgaben für Neubauten oder Sanierungen muss in Zukunft noch viel genauer abgeschätzt  werden, welche Auswirkungen das auf die Preise hat."

Wer sind die Preistreiber auf dem Bausektor? Welche Arbeiten haben sich massiv verteuert, welches Baumaterial kostet mehr als ursprünglich angenommen? KOMMUNAL fasst die wichtigsten Fakten zusammen:

Höhere Preise für den Wohnungsneubau

  • Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind nach den aktuellsten Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im November 2021 um 14,4 Prozent gegenüber November 2020 gestiegen. Das bedeutet den höchsten Anstieg der Baupreise gegenüber einem Vorjahr seit August 1970.
  • Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden kletterten von November 2020 bis November 2021 um 15,7 Prozent in die Höhe. Den stärksten Anstieg gab es  bei den Zimmer- und Holzbauarbeiten. Sie sind wegen der erhöhten Nachfrage nach Bauholz im In- und Ausland um 38,9 Prozent teurer geworden. Gravierend auch der Preisanstieg  für Entwässerungskanalarbeiten um 18,2 Prozent. Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten wurden um 17,1 Prozent teurer, Klempnerarbeiten rund 16,8 Prozent. Betonarbeiten verteuerten sich um 16,5 Prozent.
  • Die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) nahmen gegenüber dem Vorjahr um 14,2 Prozent zu. Im Straßenbau erhöhten sich die Preise um 9  Prozent gegenüber November 2020.

Baustoffe erheblich teurer

  • Bei den einzelnen Baustoffen  stiegen die Erzeugerpreise für Holz oder Stahl im Jahresdurchschnitt so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, verteuerte sich zum Beispiel Konstruktionsvollholz um 77,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt, Dachlatten um 65,1 Prozent, Bauholz um 61,4 Prozent.
  • Nicht nur die gestiegenen Holzpreise, auch die Stahlpreise treiben die Kosten auf dem Bau in die Höhe: Betonstahl in Stäben war im Jahresdurchschnitt 2021 um 53,2 Prozent teurer, Betonstahlmatten kosteten 52,8 Prozent mehr als 2020. Betonstahl wird im Rohbau zur Verstärkung von Bodenplatten, Decken oder Wänden eingesetzt. Metalle waren 2021 um 25,4 Prozent teurer als im Vorjahr. So verteuerte sich Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen, das für den Heizungsbau oder in der Elektroinstallation genutzt wird, um 26,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt.
  • Preistreibend auf den Baustellen wirkten sich auch die gestiegenen Erdölpreise aus. Bitumen auf Erdölbasis verteuerte sich im Jahresdurchschnitt 2021 um 36,1 Prozent gegenüber 2020.  Die insgesamt hohen Energiepreise waren auch ein Grund für höhere Teuerungsraten bei im Bausektor vielfach genutzten chemischen Produkten. So lagen die Erzeugerpreise für Dämmplatten aus Kunststoff wie Polystyrol um 20,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Auch Epoxidharz, ein wichtiges Bindemittel für Farben und Lacke, verteuerte sich um 28,9 Prozent.